Full text: Baumwolle und Baumwoll-Waaren (Heft 13)

   
  
Baumwolle und Baumwoll-Waaren. I 3 
druck darin fand, dafs die wegen ihrer umfaffenden und vorzüglichen Fabrication 
von Spinnftühlen bekannte Firma Gebrüder Platt & Comp. in Oldham diefsmal 
lediglich für die Schafwoll-Induftrie beflimmte Mafchinen zur Ausftellung brachte. 
Die Technik der Baumwoll-Induftrie mag manchen kleineren Fortfchritt verzeichnen; 
ohne Zweifel hat man gelernt, aus geringeren Sorten brauchbare Garne zu fpinnen, 
man hat verbefferte Oeffnungsmafchinen und felbftputzende Karden aufgeftellt und 
verwendet Kämm-Mafchinen nicht mehr blofs für die feinften Nummern; wohlhat fich 
die Zahl der Selfactors faft überall vermehrt, kurz — die Spinnerei und Weberei haben 
fich normal entwickelt und es find manche Lücken ausgefüllt, manche fchwache 
Punkte verbeffert worden — aber eine wefentliche Aenderung ift feit 18367 nicht vor- 
gekommen, wefshalb auch diefer Theil unferes Berichtes kürzer gefafst werden kann. 
Die Lage der verfchiedenen Spinnereibezirke der Erde wurde bereits im Frü- 
heren bezeichnet durch Angabe der Confumtionsgebiete, wohin dierohe Baumwolle 
durch den Welthandel verfendetwird. Obwohlbei der Auswahl der Standorte für die 
Baumwoll-Spinnerei der einzelnenLänderinderRegel gefchichtliche,nicht aber volks- 
wirthfchaftliche Gründe mafsgebend waren,fo laffen fich doch zwei Gruppen fcheiden: 
I. Spinnereien, die, auf englifche Steinkohle bafırt, in der Nähe der See 
liegen, von woher fie auch die überfeeifchen Rohftoffe beziehen. Hierher gehören 
die Spinnereien Englands, der Normandie, Cataloniens, fowie die grofsen ruffifchen 
Spinnereien in der Nähe von St. Petersburg. 
2. Spinnereien, die, vorzüglich auf Wafferkraft geftellt, im Binnenland 
liegen. Sie umgeben wie ein Gürtel das Alpengebirge, häufen fich in der Schweiz 
und Vorarlberg am dichteften an, fetzen fich durch die oberdeutfchen Spinnereien 
zur Donau fort, bilden in Niederöfterreich nochmals ein wichtiges Centrum und 
laufen durch Steiermark und Görz bis faft zum Adriatifchen Meere. Ihr Motor ift 
die (durch die abfchmelzenden Schnee- und Gletfchermaffen als Sommerrefervoirs) 
perennirende Wafferkraft der Alpen, welcher freilich jetzt an vielen Orten durch 
Einfügung von Dampfkräften nachgeholfen werden mufste. Eine kleinere Zone 
von Baumwoll-Spinnereien hat fich in Sachfen, Böhmen, Baiern und Schlefien an 
die Wafferkräfte des Erzgebirges und Riefengebirges angefetzt. 
Eine eigenthümliche Zwifchenftellung nehmen die Spinnereien der Ver- 
einigten Staaten ein, die, in Maffachufetts, New-York und Penfylvanien gruppirt, 
je nach ihrer fpeciellen Lage dem einen oder andern Syfteme angehören, in nicht 
  
wenigen Fällen die Vorzüge beider vereinigen. 
Legt man die handelspolitifchen Verhältniffe zu Grunde, fo ftehen die Baum- 
wollfabriken der Vereinigten Staaten und des europäifchen Continentes, die fich 
noch durch mehr oder weniger hohe Zölle vor der englifchen Uebermacht zu 
decken fuchen, den englifchen Spinnereien gegenüber. 
Die relative Bedeutung diefer drei Gruppen findet ihren Ausdruck in dem 
Verhältniffe, in welchem fie an dem Verbrauch der in den Welthandel gelangenden 
Baumwolle Theil nahmen. Hierüber gibt der „Economitt‘‘ folgende Ziffern: 
  
  
  
  
  
  
  
  
| | 1860 | 1870 | 1871 | 1872 
| Ländergruppen | Taufend | \Taufend | 5 Taufend | | Taufend a 
| | Ballen |Pere.| Ballen |Pere. | Ballen |Perc. | Ballen | Pere 
| | | | | | | | | | 
BBnoland rer. 2.817) 50°6 2.697 526| 3.118| 48,5) 2.893) 49'0| 
Eontinente 2... .2.2 1749| 325) 1.521 29°,| : 2.167| 33°5| 1.938! 32°5| 
Vereinigte Staaten 6957| 1751 9091 we 96 18, 1706 A 18‘, 
Zufammen . 5.5 81009 5.127 100'g| 6.401100°9| 5.895 I00'y 
| Ds | 
Nach diefer Aufftellung hat fich alfo das relative Kraftverhältnifs zwifchen 
England, dem Continent und den Vereinigten Staaten feit 18060 nur unbedeutend 
verändert; England, das im Jahre 1860 mit 50'6 Percent am Gefammtverbrauch 
     
   
   
  
  
  
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
    
   
  
   
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.