Full text: Flachs- und Hanf-Industrie (Heft 48)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
AO Arthur Freiherr von Hohenbruck. 
Düngemitteln und Geräthfchaften, gemeinfame Bereitung in genoffenfchaftlichen 
Anftalten und Verkauf des Productes), deren Ausnützung beffer durch die Land- 
wirthe felbft im genoffenfchaftlichen Vereine, als durch die Einzelnen mit fremder 
Hilfe erfchöpft wird. 
Damit aber folche Genoffenfchaften mit fernen Plätzen coulante Beziehungen 
pflegen können, ift es nothwendig, dafs fie die Verbindung mit foliden und wohl- 
accreditirten Bankhäufern fuchen, welche die Zahlung vermitteln und verbürgen. 
Solches wird ihnen aber in der Regel kaum anders gelingen, als unter folida- 
rifcher Haftung ihrer Theilnehmer. Defshalb find Saamenbezugs-Genoffenfchaften 
mit folidarifcher Haftung und mit Anlehnung an wohl accreditirte Bankhäufer 
empfehlenswerth. 
Der zweite Antrag lautet: 
„Brauchbare Säe-Leinfaat könnte und follte um Vieles allgemeiner. als in Wirklichkeit 
der Fall ift, gezüchtet werden.“ 
Die Erzeugung guter Säe-Leinfaat ift allerdings in weit höherem Grade, als 
die Fafererzeugung abhängig von dem Beftande und Gehalte des Bodens und es 
liegt nicht immer in der Willkür des Landwirthes, einen bauwürdigen Samen zu 
erzeugen. Zu Folge von Unterfuchungen fcheint nämlich die Züchtung von guter 
Säe-Leinfaat wefentlich bedingt zu fein von der imBoden enthaltenen, in affimilir 
barem Zuftande vorhandenen Maffe von Erdfalzen, und zwar namentlich des Kali. 
Die vorzüglichften Leinfamen Böden: die Lehmböden devonifcher Formation in 
den rufffchen Oftfee-Provinzen, des holländifchen, dem Meere abgewonnenen 
Schwemmlandes, die tirolifchen Grundfchuttböden, welche aus einer Zerfetzung 
von Gneis und Granit entftanden, find vorzüglich kalikräftig. Nun könnte zwar ein 
künftlicher Eintrag der benöthigten Erdfalze durch angemeffene Düngung, Brenn- 
cultur etc. die natürliche Eignung erfetzen; und er wird in der That mit gutem 
Erfolge angewendet. Allein abgefehen davon, dafs durch keine Düngung die 
durch die Natur gegebene gleichmäfsige Mifchung der Krumme erzielt werden 
kann, fo ift es wirthfchaftlich, dafs vor Allem jene Gegenden in der Leinfamen- 
Production gefördert werden, welche vermöge ihrer natürlichen Eigenfchaften 
dazu veranlagt find. Solche Naturanlagen, das ift, kalikräftige Böden unter ange- 
meffenem, hinreichendes diredtes Sonnenlicht bietendem Klima find aber aller- 
dings weit allgemeiner verbreitet, als fie in Wirklichkeit ausgenützt werden. 
Es ift aber nachdrücklich zu betonen, dafs in Ländern mit intenfiver 
Wirthfchaft es nicht wirthfchaftlich ift, den Schwerpunkt des Flachsbaues in die 
Samenerzeugung zu legen, weil vorzüglich durch die Fafer vermöge der Gelegen- 
heit, die fie bietet, Kenrntniffe und Fertigkeiten an ihr zu verwerthen, jene höheren 
abfoluten Erträge gewonnen werden können, welche dem Werthe des Grund und 
Bodens und den Koften der Bewirthfchaftung entfprechen. Vielmehr können hier 
nach dem durchfchlagenden Beifpiele Hollands, welches von demfelben Felde 
einen vorzüglichen Flachs und eine der trefilichftenSäe-Leinfaaten zieht, beide 
Producte in guter Qualität erzielt werden. Sehr allgemein ift aber die Pflege 
des Samens vernachläffigt, während fie recht gut neben der Faferzucht Platz 
finden könnte, und hierauf fucht der Antrag Ihre Aufmerkfamkeit zu lenken. 
Der dritte Antrag lautet: 
„Zur Erzielung guter Säe-Leinfaat fowohl als guter Fafer mag im Allgemeinen das hol- 
ländifche Verfahren, bei der Ernte insbefondere die Kortryk’fche oder eine analoge Methode 
( Kapellung) mit Nutzen befolgt werden.“ 
Es wurde fchon in der Begründung des vorigen Antrages darauf hingewiefen, 
dafs die Erzeugung guter Leinfaat die Erzeugung guter Spinnfafer unter günftigen 
natürlichen Verhältniffen nicht ausfchliefst und es kann in der mehr oder minder 
intenfiven Landwirthfchaft, welche auf diefem Congreffe vorwaltend vertreten itt, 
kaum davon die Rede fein, eine folche Samenzucht zu empfehlen, welche die 
Erzeugung der Fafer aufser Verhältnifs entwerthen würde. 
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