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Freiherr von Hohenbruck.
Die Art:und Weife wie der Landwirth feinen Flachs anbaut, beeinflufst
nicht nur fein eigenes perfönliches Intereffe, die Rentabilität fei
betriebes, fie übt auch
ines Erwerbs-
einen gleich mächtigen Einflufßs auf die Leineninduftrie,
fowie auf das ganze volkswirthfchaftliche Leben.
An ihn, den Landwirth als
Aufgabe heran, durch eine geeignete Culturmethode von feinem Flachsacker eine
möglichft quantität- und qualitätreiche Ernte zu erzielen, durch die er nicht
allein fich felbft eine entfprethende Grundrente fichert und damit feine volk
wirthfchaftliche Aufgabe als Landwirth zur Genüge löft, er fördert damit auc
das Intereffe der Flachsinduftriellen, fowie der Flachsconfumenten.
Die Flachscultur ift, wie bekannt, ein fehr alter Culturzw
wirthfchaft, der fich über alle Länder der verfchiedenen Zonen verbreitet hat.
Gerade aber, weil derfelbe fchon feit Jahrhunderten gepflegt und überall unter
den verfchiedenartigften und mannigfachften, natürlichen und künftlichen Beein-
Auffungen zur Durchführung gebracht wird. kann es auch kein Wunder nehmen.
dafs heut zu Tage nicht nur jedes Land, ja jeder Landestheil jede Gemeinde ein
eigenes, den localen Verhältniffen mehr oder weniger angepafstes Vorgehen bei
der Flachscultur innehält, das leider aber in den meiften Fällen weit davon
entfernt ift, injeder Beziehung zu befriedigen: dem Flachsbaue eine möglichft hohe
Rente zu fichern und dem Flachsinduftriellen eine möglichft werthvoile Fafer
zu liefern.
Das ftrenge Fefthalten an dem Althergebrachten, die Furcht und Scheu
vor allem Neuen, fowie die totale Unkenntnifs aller Erfcheinungen und Vorgänge,
welche von dem Reinigungsproceffe bis zur Ernte fich ergeben und die alle bald
in einem höheren, bald in einem niederen Grade das Refultat der Flachseultur
zu beeinfluffen vermögen, bringen es mitfich, dafsmit geringer Ausnahme die Flachs-
cultur auch heute noch ebenfo rein empirifel
hunderten.
Wo von Natur aus die Verhältniffe der Flachscultur fehr günftig waren, wie
diefs vorzüglich in Belgien ftatthat, lag es auch nahe, dafs dafelbft nicht nur von
Seiten der Flachsproducenten ein höherer Grad der Intelligenz der Produdtion
zugewandt wurde, fondern auch die Regierung durch ihre verfchiedenen hiezu
beftellten Organe fördernd und hebend einzuwirken fuchte.
Betrachten wir heut zu Tage alle Flachsculturen mit demfelben Endziele,
nämlich der Erzeugung einer guten, werthvollen Fafer, die fich in den verfchie
denen Ländern Europas ein begründetes Renomm& erworben haben, fo laffen fie
fich fämmtlich auf die belgifche Culturmethode zurückführen, find mithin mehr
oder weniger eine Nachahmung der belgifchen Flachscultur, felbfiverftändlich
unter Berückfichtigung der gegebenen localen und wirthfchfchaftlichen Verhält
niffe. Es dürfte daher auch der hohe Congrefs feine voll
dem sub ı formulirten Antrage:
Flachsproducenten, tritt mithin vor Allem die
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1
eig in der Land-
e Zuftimmung geben, zu
„Von den in Uebung ftehenden mannigfachen Anbau-, Feldbeftellungs-, Einfaat- und
Ernteweifen find die in Belgien, insbefondere die in Ot- und Weltflandern beftehenden, von
dem Standpunkte der Flachsproduction als die vorzüglichften zu bezeichnen.“
Hierauf wird der erfte Al
sfatz des Antrages des Berichterfl
nommen.
atters ange
Der zweite Theil meines Antrages lautet:
„Unter den verfchiedenen Anfaat-Zeiten (Früh-, S
in Bezug auf die Erlangung einer kräftigen F
pät- und Herbftfaat) ift der Frühfaat
Fafer im Allgemeinen der Vorzu
8 zuzuerkennen.“
Mit dem Worte „Frühfaat“ ift etwas mehr od
In dem einen Landestheile kann ein Zeitpunkt für fpät gelten, während er in dem
anderen, z. B. im Gebirge, als früh angefehen werden mufs. Damit will nur gefagt
werden, dafs fo früh als möglich mit dem Anbau vorgegangen werde, d.h. dafs
die Saat vorgenommen werde, fobald dem Boden die nothwendige Winterfeuchtig
er minder Prekäres gefagt.