12 S. Goldfchmidt.
Naphtalinfarben (Farben aus Naphtylamin).
Manchefterblau. Das Naphtalinroth, das Naphtylblau und Naphtylbraun finden bis
jetzt noch keine Verwendung in der Lederfärberei. —
Nach diefer kurzen Betrachtung der bei der Lederfärberei verwendeten
Farben wenden wir uns zu dem befonderen Theile unferer Aufgabe, der Betrach-
tung der zugerichteten, gefärbten und lackirten Leder.
Vor.Allem fei erwähnt, dafs wir in der öfterreichifchen Abtheilung der
Gruppe VI zwei Fabriken vertreten fahen, die uns die Farbenpracht der Anilinfärbe
reien auf Leder in gelungener Ausführung vorführten. Es war dies die altbekannte
Fabrik von A.H. Süfs Söhne in Wien, welche aus 423 Fellen verfchiedener Farben,
die Schattirungen eines Regenbogens zufammengeftellt hatte, welche finnreiche
Anordnung in decorativer Hinficht eine Zierde der öfterreichifchen Lederaus-
ftellung bildete. Auch die anderen Erzeugniffe der Fabrik waren in zweckmäfsigfter
Anordnung zur Schau geftellt, um die Vielfeitigkeit der Leiftungen zu zeigen.
Die zweite war die „Erfte böhmifche Lederinduftrie-Gefellfchaf
(vormals Ludwig B. Goldfchmi d), deren früherer Befitzer und jetziger leiten-
der Verwaltungsrath der Erfte war, der bereits 1862 Anilinfärberei auf Leder in
Oefterreich einführte. Die Erzeugniffe der Fabrik zeichnen fich durch Reinheit
der Farben und der Zurichtung, die faft durchwegs Mafchinenarbeit ift, aus.
Specialität der Fabrik ift das Färben von englifchen gefpalteten Schaffellen,
obgleich auch andere Sorten gefärbt werden, wie diefs die ausgeftellten färbigen
Saffiıane und Handfchuh-Leder bewiefen. Die Erzeugung von lackirten Schaffellen
fowie von grofsen Häuten wird ebenfalls betrieben.
Von gefärbt lackirten Fellen hatten Anton Lipp & Söhne in Wien eine
hübfche Collection, fowieFranz Riek h in Graz lackirte Felle und Häute in bekannt
guter Qualität ausgeftellt. Von gefärbtem Leder ift hier noch die Ausftellung von
Jacob Pilinsky in Wien der fchönen Farben und forgfältigen Zurichtung halber
zu erwähnen.
Die Collectivausftellung der Wiener Handfchul
was die Färb
1 > -ıı
t ın Prag
hleder-Fabrikanten fchlofs fich,
erei betrifft, würdig den oben genanntenan. Die Leiftungen der Wiener
Glaceleder-Erzeuger find zu bekannt, um noch hervorgehoben werden zu müffen.
Wir erwähnen hierChriftian Arwart ‚Leopold Ullrichund Gebrüder Strafser.
Ebenbürtig vom Standpunkte der Gerberei find die Leiftungen von Jofef
Budan und J. U. Benkerin Prag und H.M. Eckftein in Lieben. Ferner find
zu erwähnen F. Mehlfchmiedt und S. Sch önberger in Prag und von
mährifchen Austtellern Peter Nowak fen. in Trebitfch.,
Von fämifch gegerbtem Leder für Handfchuhleder-Fabrication war manches
Hübfche, jedoch nichts befonders Hervorragendes ausgettellt.
Wenn wir nun von den verfchiedenen farbigen Fellen und Häuten, wo die
Kunft des Färbens, zu den fc}
ıwarzen und braunen Nüangen übergehen, wobei die
des Zurichters hauptfächlich hervortritt, fo müffen wir
zuerft in hervorragender
Weife die Wiener Saffianleder-Fabrication hervorl
ıeben. Es ift hier feit dem Jahre
1851 in der Weife ein Umfchwung eingetreten, dafs die feit der erften Welt-
ausftellung in London bekannt gewordenen oftindifchen Schaf- und Ziegenfelle,
die früher allein verwendeten türkifchen, walachifchen fiebenbürger- und ungari-
[chen Ziegen- und Schaffelle ftark in den Hintergrund gedrängt haben.
Zur Verbreitung diefes Artikels hat der Umftand beigetragen, dafs durch
das Emporblühen der deutfchen Lacklederfabrcation die fonft zu genarbten,
fchwarzen, für Damenfchuhe verarbeiteten, leichten,
rohen Kalbfelle eine vor
theilhaftere Verwendung gefunden hatten u
nd zweckmäfsig durch die billi
geren,
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feinnarbigen, oftindifchen Ziegenfelle erfetzt wurden, in deren Zurichtung man
bald fo grofse Fortfchritte gemacht hatte, dafs die Wiener Erzeuger mit denen
anderer Länder wetteifern können.
Speciell in diefem Artikel hatte H. Gerhardus und H alsek & Hoff-
mannin Wien vorzüglich fchöne Fabricate ausgeftellt. Wir erwähnen hier auch
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”s find diefs das Naphtalingelb oder