Leder. 15
Die bekannte Fabrik von Heinrich Bierling in Gera hatte eine fchöne
Collection von verfehiedenartigem fämifchgaren Leder gebracht, fowie Carl Wild-
prett in Augsburg fchönes Pergament.
Zu fchwererem Leder übergehend, haben wir zu bemerken, dafs die Fahl-
Lederfabrication fehr fchwach vertreten war. Wolf Rothe in Walsrode, Franz
Kuchler Söhne in Paffau, H. C. Kleeberg in Uelzen und Friedrich Käs in
Backnang, HeinrichReger&Comp. in Kinzelsau dürften mit zu den beften gehören.
Von Javahäuten hatte Franz Hartmayer in Neckar-Steinach und Auguft
Söhlmann & Comp. in Linden in fchweren Maftkalb-Fellen wohl das Bette.
Braune Kalbfelle waren von vorzüglicher Befchaffenheit und je nach
Wunfch und Liebhaberei der befonderen Kundfchaft bald fefter, bald milder im
Griffe ausgeftellt. Zu den Beften gehören: Guftav Müller und Franz Müller
in Bensheim, V. v. Wafilowsky in Ober-Mofel, W.Pretorius & Comp. in
Alzey undC.W. RothinHaufen. Noch müffen wir hier einen jungen und kleinen
Fabrikanten mit in die erfte Reihe ftellen, fowohl was Gerbung als auch Zurich-
tung anbelangt; es ift diefs Oswald Feldmann in Oederan.
Von Cylinder-Kalbfellen dürfte Meifsner in Mitweida das Befte gebracht
haben.
Gewalkte kalblederne Schäfte und Vorfchuhe hatten Charles Simon in
Barr, Hefs & Comp. in Pfungftadt, fowie Franz Fifcher in Offenburg, der aus
mit den Haaren gegerbten Kalbfellen gewalkte Vorfchuhe ausgeftellt hatte,
Zu Schuhleder zugerichtetes Rofsleder, wovon fehr viel ausgeftellt war, ift
fchon defshalb ein bemerkenswerther Artikel, weil er eine Specialität Deutfchlands
und der nordifchen Länder ift, während er in Oefterreich fehr wenig und in Italien
und Frankreich faft gar nicht gearbeitet und verbraucht wird. Zu den beften Aus-
ftellern diefes Artikels gehören Lewald Söhne in Fürth, Julius Völker in
Eifenbers, A. Seehaufen in Arentle, F. Breitmeyer& Kot!ch m Zerbich,
Z.Spierin Wikrath und Auguft Fänger in Berlin. Munk und Neuhaus in
Hamburg hatten eine ganze Rofshaut ausgeftellt, welche zeigte, wie die einzelnen
Theile, wie Schäfte und Vorfchuhe etc. herauszufchneiden find. Es war nämlich
immer an der betreffenden Stelle die Zurichtung für den einzelnen Gegenftand
ausgeführt, ohne denfelben von der ganzen Haut zu trennen. Sogar gewalkte Vor-
fchuhe waren in Verbindung mit der Haut gelaffen.
Der Zahl der Ausfteller nach, wenn auch nicht der Maffe des in diefen
Lederforten Gebotenen, kommt nun Italien.
Auch hier verhinderte die unzweckmäfsige Ausftellung eine eingehende
Prüfung der einzelnen Sorten. Der gröfste Ausfteller und faft der einzige, der feine
mannigfachen Erzeugniffe in geordneter Weife zur Schau ftellte, war Severino
Sachetti in Bologna mit diverfem Oberleder und Kalbfellen guter Zurichtung.
B. Modenain Reggio brachte braune und fchwarze Kalbfelle, wovon fich befon-
ders die braunen durch ihre Milde auszeichneten ; ebenfo die Maftkalb-Felle von
Pietro Deluceca & Comp. in Turin und G. Mecciorin & Comp. in Padua,
fowie jene von Gebrüder Narizzano und Gherfi iin Genua. Ueberhaupt fcheint
die Kalbfell-Gerberei in Italien weitere Fortfchritte gemacht zu haben, als die
anderen fonft zu Oberleder verwendeten Sorten, obgleich auch von Kuhleder und
Kypfen manches Hübfche zu fehen war. Von zugerichteten Ziegenleder hatte
Carlo Marti in Mailand eine fchöne Sammlung der verfchiedenartigen Zurich-
tungsweifen, fowie Luigi Arnaudon in Turin hübfche gefärbte Leder.
Wir wenden uns nun nach der franzöfifchen Abtheilung, wo wir zuerft die
grofsen Parifer Lederfabrikanten vertreten finden. Gewohnt, in der Hauptftadt des
Luxus für einen Kundenkreis zu arbeiten, der felbft wieder die höchften Preife
erzielt, wenn er das Vollendetefte leiftet, wie diefs z.B. bei den Parifer Wagen- und
Sattlerwaaren-Fabriken der Fall ift, brauchen diefe grofsen Etabliffements ohne
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