Full text: Leder (Heft 21)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
on 
S. Goldfchmidt. 
welche geleimte Lederriemen ausftellten, nebft einer Mafchine, die die grofse 
Spannung zeigte, welche diefe Riemen aushalten können. 
Helles Gefchirrleder, fowie fchwarzes hatten Schleyerin Reutlingen und 
Jacoby in Weifsenfels; auch in der Collectivausftellung der Fabrikanten in 
Mühlheim an der Ruhr fanden fich fchöne Erzeugniffe diefer Art. 
Ein bemerkenswerther Zufall ift es, dafs faft der ganze Fabricationszweig 
der deutfchen Brandfohlleder-Gerberei auf der Ausftellung nicht vertreten war. 
Die grofsen Berliner Gerbereien find hauptfächlich auf diefen Artikel eingerich- 
tet und werden dort aufser inländifchen Häuten auch Wildhäute. zumeift 
Ceara, verarbeitet. Die zur Fabrication nöthige Eichenlohe wird gröfsten- 
theils aus Böhmen bezogen, von wo jährlich 80.000 bis 100.000 Centner 
nach Berlin gehen. Auch in anderen Städten Nord-Deutfchlands wird diefer 
Artikel ftark gearbeitet, befonders aber in Hannover und Braunfchweig. Das 
Berliner Brandfohl-Leder ift jedoch das beliebtefte und erreicht ftets die 
höchften Preife. 
Wir kommen nach Frankreich, wo wir ebenfo, wie im deutfchen Reiche, 
die beften Namen vertreten finden: N. Galien & Comp. in Longjumeau, Durand 
freres in Paris, A. Peltereau in Chateau. Renauld und Andere haben Vor- 
zügliches ausgeftellt, fowohl in Sohlleder als Vache und den hohen Rang der 
franzöfifchen Gerberei und Appretur auf das befte bewährt. 
Alegatiere filsin Lion-Vaife ftellte Sohlleder mit gerafpeltem Kaftanien- 
holz gegerbt aus, welche Gerbemethode fchon auf der Parifer Ausftellung 1867 
Aufmerkfamkeit erregte. So fchön auch die erzielten Produdte waren — Refultate 
in Bezug auf Preis und Gewicht find uns unbekannt — fo kann die Idee, 
den Gerbegehalt des Holzes anftatt den der Rinde zu benützen, doch nicht als 
Neues gelten. In den Memoires de l’academie des fciences vom Jahre 1738 
finden wir einen Auffatz des berühmten Naturforfchers Buffon, worin derfelbe #ber 
von ihm veranlafste Verfuche, mit Eichenholz anftattmit Rinde zu gerben berichtet. 
Mit welcher Aufmerkfamkeit und Sorgfalt diefe Verfuche damals gemacht 
wurden, mag daraus hervorgehen, dafs Buffon erwähnt, dafs der Splint, alfo das 
Werthlofere am Holze mehr Gerbeftoff enthält als der Kern. 
Ganz vermifsten wir in der franzöfifchen Ausftellung die Gerberei mit 
Garrouille, die im Süden Frankreichs die eigenthümliche Stellung hat, die die 
Fichten-Lohgerberei in Böhmen einnimmt, nämlich nur für den Localbedarf einge- 
richtet zu fein. Garouille ift die Rinde der Wurzeln der Zwergeiche (Quercus 
coccifera Z.) wird als Gerbeftoff nur für Vacheleder verwendet und gibt ein feftes, 
dunkelbraunes Leder. 
Die ausgeftellten Riemenleder, fowie die Sattler- und Gefchirrleder waren 
ebenfalls von befonderer Schönheit. Befonders grofsartig hatten Scellos Domange 
aus Paris Riemen und Riemenleder ganz abgefondert in der Mafchinenhalle, aufge- 
ftellt. Im Allgemeinen in Gerbung und Zurichtung bemerkenswerth war befonders 
ein Riemen für grofse Transmiffion zu beachten, der aus lauter fchmalen Streifen 
beftand, die der Breite nach fo zufammengefügt wären, dafs der Schnitt der 
einzelnen Streifen die Breite des Riemens ergab. Es laffen fich fo Riemen von 
beliebiger Breite und Stärke zufammenfetzen, die eine grofse Haltbarkeit haben 
mögen und doch in ihren einzelnen Theilen aus fchwachem Leder, eventuell 
Abfällen beftehen. 
Wenn wir auf das Nächftliegende und auch Nächftbedeutende übergehen, 
fo finden wir Belgien mit feiner hervorragenden Lederinduftrie, die in zweck- 
mälsigfter Weife ausgeftellt war. 
Die Bedeutung Belgiens in feinem Leder- und Häutehandel und den 
befonderen Reichthum des Landes an vorzüglichen Gerbeftoffen mögen folgende 
Daten kennzeichnen, die wir der deutfchen Gerberzeitung entlehnen. Es wurden 
importirt in den Jahren 
    
  
  
   
     
   
         
  
  
    
    
  
     
   
    
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
    
    
   
   
 
	        
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