Max
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Wir fahen da wohl defshalb auch fehr viele ordinäre, dem Minderbemittel-
ten pallende Gattungen, fowohl für Männer als für Frauen; theilweife waren auch
Modeftücke ausgelegt, denen aber das Bemühen, fie möglichft billig und für Jeder-
mann erreichbar herzuftellen, anhaftete, wodurch die Schönheit des verwendeten
Felles beeinträchtigt war. Gut und fauber gearbeitete Stücke gab es unter den
Muffen, welche dort im Allgemeinen gröfser als in Wien gemacht werden; auch
haben wir zu bemerken, dafs hier Pelzforten zu Zwecken verwendet waren, denen
wir fie in fonft keinem Lande dienftbar gemacht fahen, z. B. Vielfrafs als Futter
in Männerpelze, Opoffum als Damen-Pelzfutter u. f. w.
Recht verdienftlich war die Ausftellung einiger Brünner Kürfchner, deren
Gegenftände forgfam und von guten Fellen gemacht waren; die Form der Muffe
und Krägen entfprach den Wiener Erzeugniffen, nur die Ausftattung mancher
Stücke liefs weniger geübten Gefchmack erkennen.
Ein Pelzfärber aus Pilsen brachte bunt gefärbte öfterreichifche Schaffelle
zur Anfchauung, welche wegen ihrer Billigkeit als Erfatz für englische Schaffelle zum
Theil im Lande verwendet, und auch nach Deutfchland exportirt werden; doch
wie die Felle an Gröfse und Wollreichheit den englifchen nachftehen, fo erreicht
auch die Farbe lange nicht die Reinheit und den Glanz derfelben.
Schliefslich zeigten zwei Troppauer und ein Bielitzer Kürfchner die Pro-
ducte ihres Fleifses in einigen Männerpelzen und Damenmuffen, die theilweife
fehr gut gearbeitet waren.
Von den in Ungarn ausgeftellten Pelzwaaren, dabei einige Damengegen-
fände wenig forgfam gemacht, erregten ein blaufammtener, mit Gold verfchnürter
und mit fchmalen Edelmarder-Streifen correct befetzter Magnatenmantel, und
namentlich die vielen Bunda viel Interreffe; es find dies Pelze ohne Tuchüberzug
von Lammfellen, welche mit der Wolle nach innen, dem Leder nach Aufsen
getragen werden und in ganz Ungarn Nationaltracht der Bauern find; die Aufsen-
feite, mit bunten Stickereien reich verfehen, ift je nach den Diftridten, wo folche
Bunda getragen werden, braun, fchwarz oder weifs, und foll das Leder immer
weich präparirt fein, was an den ausgeftellten Stücken nicht der Fall war.
Nicht minder intereffant geftaltete fich die Ausftellung des Pefter Rauh-
waaren-Händlers L. W. Heidelberg, welcher in vortreffllichem Sortiment
heimifche Produdte: Füchfe, Edelmarder, Steinmarder, wilde Katzen, Dachfe,
Fifchottern u. f. w., wie fie im Handel vorkommen und theils im Lande verwendet,
theils nach Deutfchland und Rufsland exportirt werden, zur Anfchauung brachte.
Bei der Ausftellung Rufslands angelangt, hatten wir Gelegenheit, fowohl
durch die Koftbarkeit der Felle ausgezeichnete, als durch die Art der Verwendung
derfelben eigenthümliche, aber auch folche Waaren zu fehen, die unter dem Niveau
des bisher Bemerkten ftanden.
Vorzügliches leiftete die Firma Odnoufchefsky aus St. Petersburg;
ein etwa 50 Centimeter langer Damenkragen von den fchönften, glänzend fchwar
zen Füchfen, der den Werth von circa 4500 fl. repräfentirte, rief die Bewunderung
aller Kenner hervor, die ausgelegten Futter im Preife von 1500 bis 6000 fl.
von Steinmarder, virginifchem Iltifs, Zobel, Schwarzfuchs, waren nach rufffcher
Manier immer von den gleichen Partien der Felle, von Rücken, Pfoten, Köpfen,
fehr corredt und im brillantem Sortiment zufammengefetzt, und auch die fertigen
kleinen Damengegenftände, Muffe und Krägen, darunter welche von Seeotter-Fell,
wie fie nur in Rufsland getragen werden, waren zum Theil von fchönen Pelzfellen,
doch in Bezug auf Form und Ausftattung nichts weniger als gefchmackvoll.
Die von der Firma Petroff, Gregor & Medwejeff aus St. Petersburg
ausgeftellten fertigen Damenpelze hatten als Futter die nur nach Rufsland gelan-
genden, fonft im Handel felten vorkommenden weifsen chinefifchen Ziegenfelle,
welche fehr angenehm weich und warm find; die Fagon diefer langen, weiten
Pelze zeugt von dem confervativen Gefchmack rufffcher Damen, da bei uns Pelze