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KANAL KWAR.BE,N
(Gruppe VI, Section 4.)
Bericht von
1 :85:I3uB 0.8. SICH Eh
Gummiwaaren-Fabrikant in Wien.
Obwohl die Kautfchukinduftrie zu den jüngften Induftriezweigen zählt und
erft der Jetztzeit ihre Pflege und Entwicklung verdankt, nimmt fie nichtsdefto-
weniger einen erften Rang ‘unter denfelben ein und erhält eine gewichtige
Bedeutung, fowohl durch die mannigfaltige praktifche Verwendung, welche die
Kautfchukerzeugniffe überall finden, als auch durch den grofsen Umfchwung, der
durch fie in faft allen Theilen des Handels und der Gewerbethätigkeit herbei-
geführt wurde. Trotz diefer grofsen Verbreitung der aus Kautfchuk erzeugten
Artikel ift bei uns die Abftammung und Herftellung diefes Stoffes aus dem Roh-
producdte noch wenig bekannt und mit Rückficht auf diefen Umftand, fowie zur
Erläuterung der nachfolgenden Darftellungen der vielen aus Kautfckuk fabricirten
Objecte wollen wir zunächft mit der Erklärung des Kautfchuks als Rohftof
beginnen.
Das Kautfchuk (Gummi elafticum) kommt aus dem tropifchen Theile von
Amerika, Afıen und in geringerer Menge auch aus Afrika in den Handel und ift
der eingetrocknete Miichfaft mehrerer Pflanzen (Siphonia elaftica, Siphonia Bra-
filienfis, Pao Seringa und anderer). Das oftindifche Kautfchuk von Singapore
ftammt befonders von Ficuo elaftica in Affam. Das brafilianifche oder Para-
Kautfchuk ift die befte aller Sorten; ihr zunächft fteht die „Negro-heads*“
genannte Sorte, ferner Guayaquil aus der gleichnamigen Provinz in Südamerika,
Borneo in Oftindien, Madagascar in Afrika.
Man gewinnt das Kautfchuk, indem man an die Bäume thönerne, in den
verfchiedenften Formen gebildete Gefäfse anfetzt und in den Baum mit einer
Spitzhacke unmittelbar über dem Gefäfse einen Einfchnitt macht. Der Milchfaft
fammelt fich dann in dem Gefäfse und zwar liefern circa zwanzig Bäume einen
Liter per Tag davon. Man kann während mehrerer Monate jeden Baum täglich ein-
fchneiden (bei Para von Anfang Juni bis December), ohne dafs er zu Grunde geht.
Ein Baum gibt jährlich 100 bis 150 Pfund Kautfchuk.
In den gewonnenen Milchfaft taucht man in Amerika ungebrannte thönerne
Flafchen, thönerne Schuhformen, Halbftiefel, hölzerne Leiften u. dgl., erhitzt
diefe dann über einen langfam brennenden Feuer, bis der an der Form haftende
Saft geronnen ift. Alsdann taucht man die Form wieder in den Saft, trocknet ihn
und fährt fo fort, bis die Kautfchukfchichte etwa einen halben Zoll ftark geworden
ift. Alsdann läfst man das Ganze noch einige Zeit an der Sonne trocknen und zer-