12 Jakob Falke.
und drei freien Figuren zur Seite zur Erinnerung an die Stiftung des eifernen
Kreuzes gefchaffen worden. Der vorwiegend plaftifche oder vielmehr bildhaue-
rifche Charakter aller diefer Arbeiten aus Berlin zeigt fich auch darin, dafs ihre
farbige Seite, die doch für Silber oder Metall wefentlich ift, fehr vernachläffigt
worden, wenn auch nicht mehr fo, wie es früher in Berlin der Fall war. Wir
werden darauf noch zurückkommen.
In den übrigen gröfseren Silberarbeiten Berlin’s, d. h. in dem, was Geräth
oder Gefäfs ift, und als Schale, Leuchter, Kanne u. f. w. beftimmten Zwecken
dient, machen fich noch zweierlei künftlerifche Stilarten geltend, insbefondere
bei den genannten grofsen Fabriken. Einerfeits entdeckt man im Ornament wie
in den Formen und auch in der Behandlung den Einflufs der berühmten antiken
Gefäfse des Hildesheimer Fundes, die im Mufeum zu Berlin aufbewahrt werden,
andererfeits macht fich gerade im Gegenfatz gegen antike Motive, die bisher in
Berlin mehr als irgendwo anders in der Kunftinduftrie protegirt wurden, eine
Hinneigung zur Renaiffance fichtbar, befonders zur deutfchen.
Diefe Richtung zur deutfchen Renaiffance, fpeciell mit den Vorbildern von
Nürnberg und Augsburg, tritt aber noch bei weitem klarer hervor in den wenigen
gröfseren Silberarbeiten, welche von Nürnberg aus auf die Weltausftellung gefen-
det waren. Wir meinen damit insbefondere zwei fehr kunftvolle Gegenftände, der
eine von Kreling entworfen, der andere von Wanderer, beide von dem
Silberarbeiter F. Winter in Nürnberg ausgeführt. Beide treten auch infofern in
Gegenfatz gegen die Berliner Silbermonumente, als hier ähnliche Aufgaben nicht
im Sinne der Bildhauerei, fondern im Geifte der Kunftinduftrie gelöfet find. Die
Arbeit von Kreling, ein Tafelauffatz in Form eines grofsen Pocals auf reich-
gefchmücktem Poftament, bildet eine Erinnerung an das Jubiläum der berühmten
Mafchinenfabrik von Cramer-Klett in Nürnberg und fchmückt fich in Figuren,
Ornamenten und Infchriften in getriebener Arbeit mit einer Fülle von finnreichem
Detail, das auf den Moment Bezug hat. Nicht das Gleiche kann man von der
zweiten Arbeit fagen, die, übrigens in demfelben Alt-Nürnberger Stil gehalten,
eine Art Schale oder Vafe — man weifs eigentlich nicht recht was — darftellt
und in der Zufammenftellung der Gedanken wie des künftlerifchen Details wenig
Sinn und Ueberlegung verräth.
Mit mehr Entfchiedenheit als irgendwo anders find es die öfterreichi-
{chen Silberarbeiten, d. h. die neueren, befferen und vorragenden, welche dem
Stil der Renaiffance in allerdings [ehr freier Auffaffung folgen. Allerdings zeigte
fich auch hier unter der Menge, namentlich aber bei denjenigen Arbeiten in
imitirtem Silber Vieles von alter und gewöhnlicher Art und Manches, das den
Naturalismus noch nicht abgeftreift hatte, aber alle Arbeiten, die etwas bedeu-
ten follten, liefsen gereinigten Gefchmack und ein befferes und edleres Streben
mit gefunderen Principien erkennen. Kein Tafelauffatz oder ähnlicher Gegen.
ftand war in Art eines Monumentes gedacht und gefchaffen, vielleicht mit ein-
ziger Ausnahme des Ehrengefchenks von Seiten der Stadt Trieft für Tegethofi
bei Klinkofch, deffen abfonderliche Jdee: Neptun, der hoch vom Felfen
herab ein Schiff in’s Meer fchleudert, auf Rechnung der Stadt Trieft kommt und
nicht auf Rechnung des Fabrikanten. Alle gröfseren Gegenftände, die für den
Schmuck und den Gebrauch der Tafel beftimmt waren, ftellten Vafen, Schalen
und insbefondere auch flache Blumenvafen dar. Das hinderte nicht, dafs fie reich-
lich, oft nur zu reichlich von freien Figuren oder von figürlichem Relief Gebrauch
gemacht hatten. B
Sollen wir aus der Menge guter und echt künftlerifcher Arbeiten Einzelnes
namentlich herausheben, fo gedenken wir zuerft eines grofsen filbernen Tafel-
fchmucks nach den Entwürfen des Profeffors V. Teirich in der grofsen Collec-
tion von V.Mayer’s Söhnen in Wien. Derfelbe beftand aus einem Auffatz nebft
den dazu gehörigen entfprechenden Gegenftänden von Armleuchtern, Frucht
und Confedfchalen, alles in reinen Renaiffancemotiven klar und durchfichtig in