Silberarbeiten.
gemacht und nicht blos in der kirchlichen Kunft. Allerdings, was auf der Aus-
ftellung bei zwei öfterreichifchen Fabrikanten von niellirten Silbergegenftänden,
meiftens kleinem Schmuck, zu fehen war, das erfchien keineswegs auf dem rech-
ten Wege. Aber wenn die Technik einmal aufgenommen ift, fo ift es eine leich-
tere Sache, fie auf den guten Weg zu leiten. Neuere Arbeiten, die nach der
Weltausftellung gefchaffen find und von denen .alfo hier nicht zu reden ift, zeigen,
dafs das Niello in Oefterreich Fortgang und guten Fortgang findet.
Das Email gehört allerdings in feiner grofsartigften Anwendung, die es
in den letzten Jahren erhalten hat, der Bronzefabrikation an, und andererfeits
ift es der Schmuck, der mehr und mehr es auch für fich wieder benützt, indefs
haben wir auch hier bei den Silberarbeiten davon zu reden. Zwar die eigentliche
Fabrikation der europäifchen Länder macht fehr wenig oder gar keinen Gebrauch
davon, wenigftens bei allen Gegenftänden, die einen praktifchen Zweck haben.
Selbft bei grofsen denkmalartigen Auffätzen, wo es fehr wohl angebracht wäre,
trifft man es noch nicht. Was man fieht, oder vielmehr auf der Ausftellung fah,
das erfchien hier bei dem Silber als Ausnahme. Wir rechnen dahin einzelne,
höchft reizende franzöfifche Gefäfse von Chriftofle, bei welchen dasin Nach-
ahmung chinefifcher Arbeiten heute in Mode gebrachte Email cloifonn& mit
grofsem Glücke auf Silber übertragen war. Wir rechnen ferner dahin ruffifche
Silberarbeiten in ziemlicher Anzahl, eben jene, die in dem oben gefchilderten
vermeintlichen nationalen Stile gehalten find und, weil fie gefärbte Holzornamente
imitirten, auf Metall die entfprechenden Farben ganz fachgemäfs in Email her-
ftellten. Wir rechnen endlich hierher die Luxusgeräthe des Wieners H. Ratzers-
dorfer, die vom Email einen höchft vielfeitigen Gebrauch machen, fowohl als
gemaltes Email mit kleinen Figuren auf lichtem Grunde, wie translucide in ver-
tieften Ornmamenten, fowie auch endlich in opaker Art. Von der reichlichen
Anwendung, welche die kirchliche Goldfchmiedekunft vom Email macht, werden
wir alsbald zu reden haben, ebenfo wie vondem Email auf Schmuckgegenftänden.
Sonft gedenken wir nur noch einiger indifchen Silbergefäfse, welche ornamental
mit translucidem Email verziert waren. Die Ausführung derfelben reichte aber
bei weitem nicht an das hinan, was Indien in Email bei den eigentlichen Schmuck-
gegenftänden leittet.
Eine dritte Art der Decoration von Metalloberflächen, deren wir neben
Niello und Email noch zu gedenken hätten, würde die taufchirte oderincru-
ftirte Arbeitfein, die Einlage eines Metalls in ein anderes durch Einfchlagen
oder Auffchlagen. Obwohl die Unterlage ftatt des Edelmetalls heute gewöhnlich
Stahl, Eifen oder Bronze ift, fo wird diefe Technik doch vorzugsweife vom Gold-
[chmied geübt, und darum fei ihrer auch an diefer Stelle, wenn auch nur mit
kurzen Worten, gedacht.
Diefe fo reizende, noch im XVI. Jahrhundert insbefondere in der Waffen-
fchmiedekunft fo viel geübte Teechnik ift oder war vielmehr aus der europäifchen
Kunft ganz verfchwunden und nur im Orient bewahrt. Aus dem Orient find
daher auch auf unfere Weltausftellung die zahlreichften Beifpiele gekommen, faft
fämmtlich Waffen oder Rüftungsftücke von Stahl mit Gold eingelegt. Die fchön-
ften und reichfien hatte Indien ausgeftellt und darnach Perfien. Was aus dem
Kaukafus und aus den verfchiedenen Provinzen der Türkei gekommen war, meift
Klingen und Läufe von Flinten und Piftolen mit eingefchlagenen Silberfäden
das ftand fchon an Werth bedeutend zurück. Reizend und vollendet dagegen
waren die Bronzegefäfse von Japan, welche über und über netzartig mit einge-
fchlagenen Silberfäden umzogen waren.
Doch auch Europa hat die alte Technik bereits wieder aufgenommen und
zum Theil mit grofsem Erfolge. Vereinzelt allerdings war eine öfterreichifche,
[peciell Wiener Arbeit, ein reich gefchnitzter Cabinetkaften, deffen Schiebladen
mit taufchirten Platten (Silber in Stahl) verziert waren. Diefe Arbeit rührte
fpeciell von Ratzersdorfer her. Der Kaften felbft mit allen Zeichnungen dazu
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