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Schmuckarbeiten in Edelftein.
Diejenigen Länder, welche auf der Weltausftellung vorzugsweife mit Bril-
lantenfchmuck in die Concurrenz eintraten, waren England, Frankreich und
Oefterreich; neben ihnen zeigte fich Italien mit glücklichen, aber materiell min-
der werthvollen Gegenftänden. Dafs eines diefer Länder eine beflimmte künft-
lerifche Art, einen beftimmten Stil in der Geftaltung diefes Schmuckes allein
oder völlig vorwiegend beobachtet hätte, kann man nicht fagen. Es zeigte fich
auch darin die Zerriffenheit des modernen Gefchmackes und wie überall eine alte
Manier neben den Anfängen einer neuen.
Wenn man das Material und feine künftlerifche Art anfıeht, die ganz
beftimmte kryftallinifche Form, die Wirkung durch ewig wechfelndes Farben-
und Lichterfpiel, fo follte man denken, dafs gerade diefe Eigenfchaften am aller-
wenigften paffend wären, um Naturgegenftände auch naturaliftifch, d. h. mit der
zufälligen Form der Natur darzuftellen. Was kann noch eine Rofe fein, deren
Blätter dicht und doch unregelmäfsig zufammengeftellt, aus lauter kleinen, eine
gekrümmte Fläche bedeckenden Diamanten beftehen? In der That ift auch eine
folche Blume weder als Rofe fchön, d.h. als Gebilde der Natur, noch ift fie
geeignet, durch ihre Form die fpecififchen Eigenfchaften des Steines zu begün-
ftigen; im Gegentheil, die Form ift ihrer Wirkung hinderlich.
Nichtsdeftoweniger bildete ein folcher Naturalismus bei dem Birillanten-
fchmuck auf unferer Weltausftellung faft die hauptfächlichfte Kunftweife und ins-
befondere waren es die franzöfifchen Juweliere, welche fie übten. Wir nennen in
diefer Beziehung vor allen die beiden Parifer Firmen Otterbourg und Mel-
lerio (dits Meller). Bei erfterem fah man folche Diamantrofen, die völlig
wirkungslos waren, als ob die Lichtftrahlen fich gegenfeitig aufhöben, Beffer
fchon war ein anderes Diadem derfelben Firma aus fternförmigen Blumen, weil
die regelmäfsige Geftalt folcher Blumen mit der Wirkung der Strahlen in Har-
monie fteht. Wir werden darüber fogleich noch näher zu fprechen haben. Jedoch
mufs man fagen, hatten fich jene Franzofen in ihrer erfinderifchen Art nicht auf
fo einfache Motive befchränkt. Mellerio hatte z. B. bei einem koftbaren Schmuck
zu einem Diadem das Motiv eines Pfauen benützt, der feinen brillantenbefetzten
Schweif ausbreitet. Ein anderes Diadem beftand aus Blumendolden mit Farren-
blättern dazwifchen, die Blumendolden fo geftellt, dafs fie bei jeder Bewegung
erzitterten und dadurch ftets erneuerte Strahlen hervorriefen. Ein Vogelflügel,
von einem Pfeil durchbohrt, alles mit Diamanten bedeckt, nur die Spitze des
Pfeiles von einem Rubin gebildet, diente als Broche. Ein fehr beliebtes Motiv
war der Schmetterling, bei dem fich auch andersfarbige Steine mit den Brillanten
naturaliftifch verwenden liefsen. Das Motiv der fteten Bewegung und Strahlung
war mehrfach auch von einem dritten Parifer Juwelier, Boucheron, benützt
worden, indem er Blumen mit Staubfäden gebildet und auf die federnden Staub-
fäden Diamanten gleich Thautropfen gefetzt hatte. Diefe Arbeiten waren unleug-
bar reizend in ihrer Art. Ein vierter, Rouvenat, hatte nicht ohne Glück den
Paradiesvogel fich erkoren und den ganzen Vogel wie den goldenen Schwanz
mit Diamanten befetzt und doch war in feiner Collection ein Diadem, mit grofsen
Sternen in der Mitte, jenem noch überlegen. Wie fehr die Natur und ihre Nach-
ahmung in diefen Dingen hauptfächlich fpielen, zeigt ein heute aufserordentlich
beliebtes Motiv des Schmuckes, das Gehänge von Kettchen oder fonftigen
Anhängfeln, das fich bei dem Brillantfchmuck in einen Wafferfall verwandelt, der
vielleicht gar aus einer Mufchel fliefst.
Im Gegenfatz zu den verhältnifsmäfsig zahlreich anwefenden franzöfifchen
Juwelieren, war es von England eigentlich nur ein einziger Ausfteller, der für
den Edelfteinfchmuck in Frage kommt; die Ausftellung desfelben war materiell
aber um fo grofsartiger.» Das it Hancock von London. Der aufserordentlich
reiche und koftbare Schmuck, den er für Lord und Lady Dudley im Laufe
weniger Jahre gearbeitet hatte, war ihm für die Ausftellung zur Verfügung geftellt
worden; darunter befand fich ein aufsergewöhnlich grofser Diamant, der Stern
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