34 Jakob Falke.
von Südafrika genannt. Aber diefe Gegenftände waren nicht das Einzige, was
Hancock an Brillantfchmuck dem Publicum vor Augen zu führen hatte.
So grofs aber der materielle Werth von Hancock’s Ausftellung war, fo
wenig bedeutend war die Kunft, die an die Herftellung diefer Schmuckarbeiten
gewendet war. Prachtvolle Steine, prachtvolle Perlen, und unter den erfteren
wie Diamanten, fo auch Amethyfte und Saphire von grofser Schönheit — das ift
viel, aber es war eigentlich auch alles. Die Franzofen hatten felbft ihren natu-
raliftifchen Motiven nicht immer, aber doch meiftens noch Reiz und Gefälligkeit
abzugewinnen gewufst; dem Engländer war das bei der gleichen Art nicht
gelungen. In feinen natürlichen Rofen oder Aehren oder in dem veralteten
Motiv der Schleifen und Bänder fah man wohl die Steine blitzen, aber man
erkannte nicht mehr was Rofe, was Aehre, was Schleife fein follte. Auch die-
jenigen Gegenftände aus diefem Schmuck, insbefondere Diademe, welche nicht
naturaliftifich gehalten waren, entbehrten doch einer klaren, beftimmten und
fchönen Zeichnung, fo dafs fchliefslich der Effect, namentlich wenn der Schmuck
auf dem Haupte fitzt, das er zieren foll, wohl blendend, aber unedel ausfällt.
Zum beften in Bezug auf Zeichnung gehörte unter den Hancock’fchen oder
Dudley’fchen Diademen eines, bei welchem die Spitzen mit länglichten Perlen
gekrönt waren und ein anderes aus Korallen. Noch beffer war ein drittes Bril-
lantdiadem mit flernartigem Motiv, das aber nicht zum Schmuck der genann-
ten Dame gehörte.
Was dem Engländer fehlte, die gefällige Zeichnung, das war am meiften
bei den Italienern zu finden. Vorragend bei den italienifchen Goldfchmieden
war allerdings, wie wir gefehen haben, der eigentliche Goldfchmuck, aber auch
die Juwelierarbeiten boten grofses Intereffe. Manches Stück war von höchft
anfprechender und liebenswürdiger Compofition. Wir erinnern z.B. in der Col-
lection von Tweremboldin Turin an den ebenfo finnig wie decorativ hübfch
componirten Kopffchmuck, die Nacht in der Geftalt eines geifselfchwingenden
und fackeltragenden Genius, deffen Fackel von einem grofsen Diamanten ftrahlte,
den andere Diamanten, die an zarten, kaum fichtbaren Goldfäden befeftigt waren.
fternartig umgaben. Schon diefe Art, die Diamanten wie frei fchwebend und
doch in federnder Bewegung auf der Schneide zarter Goldbänder zu befeftigen,
ift ein fehr glücklicher Gedanke. Die italienifchen Juwelierarbeiten boten mehr
dergleichen, was zum Nachdenken und zur Beachtung anregte, z. B. ein Solitär
in fchwarz emaillirter Mufchel oder eine grofse Perle, die in einer Diamant-
mufchel fafs. Jenes Verfahren, die Diamanten getrennt auf der Schneide eines
Goldbandes zu befeftigen, war befonders hübfch bei einem Halsbande ange-
wendet, das aus gröfseren und kleineren, in diefer Weife'mit Diamanten befetz-
ten Sternen gebildet war. Auch in der Zufammenftellung verfchiedenfarbiger
Steine zeigten die italienifchen Juwelierarbeiter gelungene Gegenftände. Sie
machten überhaupt, obwohl fie nicht zahlreich waren und an materiellem Werthe
hinter anderen zurückftanden, doch den Eindruck, dafs die Nation für folchen
Schmuck eine natürliche Begabung befitzt und mit inftindtivem Gefühl in diefen
Dingen fehr fein und forglich zu Werke geht.
Was Italien feinem natürlichen Gefchick verdankte — es bewährt diefes
übrigens nicht auf allen Gebieten der Kunftinduftrie — dasleiftete Oefterreich
mit bewufster Kunft. Wir nennen Oefterreich als den vierten Staat unter den-
jenigen, die mit ihrem Juwelengefchmeide das vorragende Intereffe auf der Welt-
ausftellung erregten, wollen es damit aber keineswegs auf den vierten Rang
ftellen. Stand feine Fabrikation in dem gewöhnlichen Goldfchmuck hinter der-
jenigen Deutfchlands zurück, fo erhob es fich dagegen weit in den eigentlichen
Juwelierarbeiten.
Oefterreich hat auf diefem Gebiet auch noch feine Specialitäten, deren
wir zuerft gedenken wollen, Das find die Granaten und die Opale. Jene freilich
bei ihrem verhältnifsmäfsig geringen Preife vertreten nur ein ziemlich niederes