Full text: Die Goldschmiedekunst (Heft 88)

   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
   
  
  
   
  
  
   
    
  
   
   
    
    
  
  
  
  
  
   
   
   
   
  
  
    
  
     
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Schmuckarbeiten in Edelftein Id 
Genre; und fo war auch die Kunft, die an fie verwendet wurde, bisher eine 
ziemlich geringe. Die kleinen Steine wurden in Reihen zufammengeftellt oder 
umftanden in gedrängten Kreifen einen gröfseren, meift abgerundeten Stein, um 
fo durch die Maffe zu erfetzen, was dem einzelnen Stein an Kraft und Wirkung 
abging. Es konnte einem dabei die Wahrnehmung nicht entgehen, dafs der 
runde Schliff nicht glücklich ift und ein grofser runder Stein in der Mitte die 
Wirkung des Schmuckgegenftandes eher als erhöht. Viel hat fich feit- 
dem der böhmifche Granatenfchmuck nicht geändert; doch konnte man auf der 
Ausftellung mit Befriedigung wahrne hmen, a die ee form, die heute 
überhaupt mit dem Schade begonnen hat, auch an ihm nicht vorübergeht. Viele 
Motive, die erft der jüngften Zeit ange ehören, namentlich Gehänge und antikifi- 
rende Formen laffen fich auch fchon "be eh Granaten fehen. Wir nennen bei- 
[pielsweife die Arbeiten der Firma m ftadtin Prag. Uebrigens find das Genre 
und feine künftlerifche Höhe überall ziemlich gleich. 
Die zweite Specialität der öfterreichifchen Juweleni ift der Opal, mitfeinem 
reizenden e arbenfpiel und feinem milden Glanze ein höchft edler Stein. Es ift 
‚ohl anerkannt, dafs die ungarifchen Fundftätten die fchönften und beften Bei 
fpiele I iefern. Es ift daher auch nur billig, dafs die öfterreichifche Juwelierkunft 
ihn in bevorzugter Weife verwerthet. Die Milde feines ganzen Wefens verlangt 
offenbar auch eine entfprechende zierliche Faffung und verhältnifsmäfsig zarte 
Umgebung, wenn er mit anderen Steinenin V erbindüng tritt. Perlen entfprechen 
ihm am meiften. Soll er mit Diamanten zufammengeftellt werden, fo darf es nur 
fo gefchehen, dafs fie ihn fchmal und zierlich umrahmen; treten fie breiter, kräf- 
tiger auf, fo tödten fie ihn. Von folcher Art, wo die Verbindung ganz richtig in 
diefer mafsvollen Weife gehalten war, fah man vortreffliche Beifpiele in einer 
fchönen Schmuckgarnitur mit ausgezeichneten länglichen He in der Austtel- 
lung der Wiener Juwelenfirma V. Meyer’s Söhne. Als Specialität mit Opal- 
fchmuck erfchien die ungarifche Firma von L.Goldfchmidt. er ine reiche Col- 
ledtion von Stirnbändern, Halsbändern, Brochen, Ohrgehängen, Armbändern, 
Ringen u. f. w. bot eine Fülle fchöner Steine und fchöner Gegenftände. Im Gan 
zen waren auch hier die richtigen Principien eingehalten, fowohl in der Faflung 
wie in der Tlimnientell ung. Nur hier und da war fehlgegriffen, fo z. B. wenn 
der Opal cameenartig gefchnitten und zu Reliefporträts verwendet wird. a 
das ifirrende w denne Farbenfpiel, wie die Weichheit und leichte Brechlic 
keit 
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t laffen ihn dazu vollkommen ungeeignet erfcheinen 
Aber auch ohne diefe Specialitäten wäre Odterre ich fein Rang und fein 
Intereffe in Bezug auf den Juwele nfchmuck auf der Ausftellung gefichert gewefen. 
Nicht blos ein Austteller, wie bei England, fondern eine Reihe von Juwelieren 
führten uns Arbeiten vor Augen, die fich über das Gewöhnliche erhoben. Wir 
nennen: Kobeck & Aegidi, E. A. Köchert, E. Biedermann, Victor 
Meyer’s Söhne, Grannichftädten und endlich H. Hartung. Zeigte uns 
die erftgenannte Firma den reichften Schmuck, fo möchten wir in Bezug auf 
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edle und angemeffene Zeichnung an Köchert den Preis erkennen. Im Allgemeinen 
war in der Geftaltung diefer Bijouterien und namentlich der reichften der Natu- 
ralismus vorherrfchend, in der Art, dafs der ganze Schmuckgegenftand, z.B. das 
Diadem, einen einzigen Blüthenzweig oder einen Kranz bildete, fei es nun, dafs 
er ganz in Brillanten oder mit Hilfe anderer farbiger Steine, welche die Blüthen 
vorftellten, ausgeführt war. Diefes Motiv war befonders von Kobeck und Aegidi, 
fowie auch von Granichftädten geübt, bei jenen z. B. mit Rubinen unter Dia- 
manten, bei Granichftädten in fehr zarter Weife zugleich mit Türkifen, welche 
einen Straufs Vergifsmeinnicht vorftellten. Mankann in diefem Falle fehr hübfche, 
zierliche, reizvolle Effedte erzielen, aber keine vollkommenen. Jene Arbeiten 
vergeffen, dafs fie beftimmt find, einen anderen Gegenftand, den Frauenkopf zu 
verzieren, dafs fie ihn fchmücken, heben, Eee follen und dafs fie zu die- 
[em Zwecke componirt fein müf ffen. Diefen Zweck fetzen fie aber aus den Augen 
  
  
  
 
	        
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