Full text: Stahl- und Eisenwaaren (Heft 86)

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” F. W. Haardt. 
daher überrafchen, dafs diefsmal die Betheiligung Englands fo weit hinter jeder 
Erwartung zurückblieb. 
England hat den Nutzen reicher Auslagen auf den Weltausftellungen 
früher zu fehr wahrgenommen und auszunützen gewufst, als dafs feine diefsmalige 
Enthaltfamkeit nicht in ganz fpeciellen Urfachen gefucht werden follte. Wir find 
fehr geneigt, diefe Urfachen in den zahlreichen und andauernden Striks zu ver- 
muthen, die gerade auf dem Gebiete der Stahl- und Eifen-Induftrie in England 
von fo nachtheiligem Einfluffe gewefen find. 
Diefer Induftriezweig hängt faft ausfchliefslich von dem Fleifse und der Ge- 
fchicklichkeit, alfo mehr oder weniger von dem guten Willen der Arbeiter ab, 
da gerade in ihm die Handarbeit eine hervorragende Rolle fpielt. Es wäre daher 
für die englifchen Induftriellen eine zinstragende Auslage gewefen, ‚wenn fie 
grofse Zuzüge englifcher Arbeiter zur Wiener Weltausftellung organifirt, und 
auf diefe Weife durch eigenen Augenfchein ihren Arbeitern Gelegenheit ver- 
fchafft hätten, wahrzunehmen, dafs es mit der traditionellen englifchen Ueber- 
legenheit fehr bedeutend abwärts geht, und dafs Rheinpreufsen und Elfafs, in 
manchen Artikeln auch Amerika und Oelfterreich, gefährliche Concurrenten 
geworden find. 
Vielleicht hätte diefe Wahrnehmung und ihre Verbreitung auf heimischem 
Boden den englifchen Fabrikanten auf indirecte Weife reichlich entfchädigt für 
die Opfer, die jene Reifen verurfacht hätten. — 
Gehen wir auf die einzelnen Abtheilungen diefes Induftriezweiges über, 
fo ragte im Eifenhof zunächft als ältefter und ausgebreitetfter Induftriezweig 
Oefterreichs unfere Senfenfabrikation hervor. 
Senfen. 
Der glücklich entworfene und durchgeführte Gedanke einer Collectiv- 
Ausftellung ermöglichte ein vollftändiges und überfichtliches Bild diefes wich- 
tigen Artikels, der in früheren Jahrhunderten auf allen Märkten der Welt eine 
monopoliftifche Stellung behauptete, und diefe mit feinem Rohstoff, dem fteirei- 
fchen Stahle, redlich theilte, der feinerfeits — fo weit der Himmel blau -- wie 
es in alten Gefchäftsberichten heifst, diefelbe Verbreitung und Anerkennung 
fand. 
Es mufste auffallen, dafs fast von keinem anderen Lande Senfen und die 
dazu gehörigen Nebenartikel, als: Strohmeffer, Sicheln u. f. w., hier ausgeftellt 
waren. Wir möchten diefs faft als eine verdiente Huldigung betrachten, die man 
der fteierifchen Induftrie dargebracht hat. Vielleicht wirkte dabei noch der fehr 
profaifche Grund, dafs man dem fremden Befchauer die Waare nicht ohne jene 
Fabriksmarke vorführen mochte, die auf den Weltmärkten allein die Verkäuflich- 
keit diefes Fabrikates fichert, die aber faft ausnahmslos unferen fteierifchen 
Werken entlehnt wurde, um damit das geringere auswärtige Fabrikat zu 
fchmücken. 
Die öfterreichifche Senfen-Induftrie hat auch diefsmal ihren alten Ruf 
auf das Glänzendfte bewährt. In zahllofen Formvariationen, dem Bedarfe und den 
Anforderungen der verfchiedenen Abfatzgebiete entfprechend, zeigten die aus- 
geftellten Fabrikate in der Bearbeitung und Adjuftirung eine vollkommene 
Beherrfchung der Materie; auch Form und Farbe liefsen nichts zu wünfchen übrig. 
Wer diefen Artikel auf den früheren Ausftellungen eingehender gewürdigt 
hat, dem mufste fich hier fofort die Wahrnehmung aufdrängen, wie vortheilhaft 
unfere Senfenfabrikanten die Erfahrungen diefer Ausftellungen für fich auszu- 
nützen verftanden hatten, fo weit es das äufsere Anfehen ihres Erzeugniffes be- 
trifft. Während fchon früher die auswärtigen, namentlich die franzöfifchen und 
englifchen Fabriken, beftrebt waren, die Senfen in ihrer äufseren Ausftattung 
durch Lackiren, Poliren, Patroniren, Bronziren dem Käufer vortheilhaft erfcheinen 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
	        
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