N | 20 F. W. Haardt.
Grobe Schmiedewaaren.
Il | Die Erzeugung grober Schmiedewaaren war vorzugsweife durch fteierifche
1 und böhmifche Ausfteller zur Anfchauung gebracht.
In diefe Claffe fällt die Fabrikation von Amboffen, Schraubftöcken, Hämmer
u. dgl., welche durch die Vordernberg-Köflacher Montan-Induftrie-
Gefellfchaft, durch Czimek und Andrieu in Graz, durch die Austtel-
| | lung von Metzeseifen (Ungarn) eine angemeffene Vertretung fand. |
Nagelfchmiede-Arbeiten waren durch die Erzherzogliche Induftrie-
Verwaltungin Tefchen, Joh. Globotfchnigg in Eisnern (Krain), Nagel-
fchmied-Gefellfchaft in Lofenftein, Philipp Wiener in Prag, Adam
Hönnelin Göllnitz, Mich. Streck & Söhne in Göllnitz, Walko & Schütz
in Göllnitz in marktgängiger und preiswürdiger Waare vertreten. Obfchon
I} die gefchmiedeten Nägel in den Drahtftiften einen überlegenen Rivalen gefunden
haben, ift der Artikel doch noch immer fo vielfach verbreitet, dafs fich Taufende
von Arbeitern damit ihren, wenn auch befcheidenen Unterhalt verdienen.
Eine neue Concurrenz enfteht den Nagelfchmieden in der Herftellung
der Hufnägel mittelft Mafchinen. Im Auslande hat diefe Erzeugungsweife bereits
| grofse Dimenfionen angenommen und auch in Oefterreich kann fie auf eine
gröfsere Verbreitung rechnen, fofern es gelingt, die mehrfach dagegen beftehen-
den, in alten Gewohnheiten begründeten Vorurtheile zu befeitigen.
| Herr Schlefinger iin Ottakring bei Wien hatte die auf feinen amerika- |
nifchen Mafchinen erzeugten Hufnägel in aufserordentlicher Schönheit und Güte
ausgeftellt.
|| Hand in Hand mit der Nägelerzeugung durch Verwendung von Mafchinen
geht auswärts die Fabrikation der Hufeifen mittelft Mafchinen. In Amerika,
England und Deutfchland fchon vielfach im Gange, ftöfst fie in Oefterreich gleich
der Erzeugung von Hufnägeln auf diefem Wege noch auf vielfacheHinderniffe. |
Schon vor mehreren Jahren wurden derartige Mafchinen auf demärarifchen |
Stahl- und Eifenwerke Eibiswald aufgeftellt und in Betrieb gefetzt, ohne dafs.
bis jetzt nennenswerthe Refultate zu verzeichnen wären.
Der Umftand, dafs in Oefterreich, namentlich in Böhmen, die Fabrikation |
der Stiefeleifen in ziemlich ausgedehnter Weife betrieben wird, und trotz
I verhältnifsmäfsig hohem Eingangszoll auch noch ein namhafter Import diefes.
N Artikels hieher ftattfindet, gibt uns Veranlaffung, darauf aufmerkfam zu machen,
| dafs auch diefer Artikel im Auslande mafchinenmäfsig hergeftellt wird, und wir
daher trotz der billigften Arbeitslöhne dennoch immer im Nachtheile bleiben,
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1 \| weil Handarbeit gegen die Mafchine fchwer aufkommen kann.
Hin Unter Anderen hatte Herr C. Lüftner in Prag eine vollftändige Collec-
nu) tion folcher Stiefeleifen im Eifenhof ausgeftellt, wie folche in der Gegend von
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ul] Horowitz u. f. w. in grofsen Maffen erzeugt werden. Zieht man aufser den, nur ein
IR I kärgliches Auskommen gewährenden Arbeitslöhnen den billigen Eifenbezug und
IN den billigen Brennftoff in Betracht, mufs man wohl, wenn dann noch ein Import
II | mit einem Eingangszoll von fl. 2— Silber per Zollcentner ftattfindet, wie diefs
\j thatfächlich der Fall ift, zugeben, dafs die Vortheile der auswärtigen Fabıikations-
| Methode überwiegend find.
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In der That find die im Auslande im Betrieb ftehenden Stiefeleifen-
. Mafchinen von einer aufserordentlichen Leiftungsfähigkeit; fie verarbeiten zu
‘IE diefem Artikel Draht, der durch die felbftthätige Mafchine auf kaltem Wege in die
| Form der Stiefeleifen gebracht wird, während die öfterreichifchen Werk-
|| ftätten Flach- oder Quadrateifen dazu verwenden, und diefs im warmen Zuftande
| verarbeiten.