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fetallwaaren. 41
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auf dem Boden des türkifchen Hauptreiches gefunden. Es find gewiffermafsen
hier die Abfätze der Wellenringe alter Culturftrömungen zu verzeichnen und
es ift auch das Alte und Heutige, fo lange es in wirklich orientalifchen
Formen gehalten erfcheint, vielfach vermengt. Auch hier waren es die
Waffen, welche die meifte Kunftfertigkeit zeigten. Zumeift älterer Herkunft
war aus der Sammlung Cöleftin Posno’s in Kairo manches Treftliche in
Silber und Eifen erhalten. Was fo ziemlich naiv gehalten dem nachgebildet
wird in heutiger Zeit, kann fich doch eigentlich keine befondere Bedeutung errin-
gen. Sehr intereffant waren Filigranarbeiten in der egyptifchen Gruppe. Es
liefsen fich deutlich zwei befondere, vielleicht noch heute nachwirkende Schulen
unterfcheiden. Die eine Aeltere, der der Preis gebührt, bildet die Hauptconturen
der Ornamente aus ftarkem, theils glattem, theils halbkugelig gewalztem Draht,
und füllt dann die Zwifchenräume durch feine Windungen, welche fehr gefchmack-
voll angeordnet dem Charakter der Hauptbewegung folgen; von diefem aus zweigen
fich fymmetrifch vertheilt, federnartige, dünne Drähte gegen die Hauptcontur ab,
fich dort zufammenrollend und eine kleine Metallperle als Schlufsftein tragend.
Es ift das die ftilvollfte Gattung der Filigrantechnik und es freut uns auch, auf eine
in den Befitz des k. k. öfterreichifchen Mufeums übergegangene Kaffeekanne
diefer Art als bleibendes Beifpiel hinweifen zu können. Die zweite diefer Schulen
formt ihre zarten Windungen aus regellofen Drahtbiegungen und verfolgt die
Imitation modern orientalifcher Deffins, ähnlich den Stoffmuftern.
Von heutiger Arbeit ift fonft wenig zu erwähnen, höchftens noch eine faft
vier Schuh breite Meffingtaffe mit gutem Ornament gravirt, zeigte von Bega-
bung des einzelnen Arbeiters. Was Tunis bot, war in wenigen Exemplaren ver-
treten; gewöhnliche Arbeit an Flafchen und Schalen in getriebenem Silber,
Schmuck und Gehänge mitunter hübfche Form, aber in Details wie auch da, wo
Filigrans angewendet erfcheinen, von regellofer Arbeit. Aus Marokko wäre
fchliefslich nur eines Goldfchmuckes aus Timbutku zu erwähnen, allein derfelbe
ift offenbar uralt, und dorthin verirrt; das Sonflige ift nur ethnographifch
intereffant.
China. Das wunderbare Land der Mitte war in unferer Gruppe auf der
Weltausftellung leider nur in fehr wenigen Stücken vertreten. Diefe find aus-
reichend, uns zu zeigen, dafs wir uns einer uralten Technik gegenüber befinden,
deren traditionellen Umfang und heutigen Werth wir ahnen, aber nicht beftimmen
können. Dafs wir auch in dem Fache der Metallbearbeitung von den Chinefen
noch Einiges lernen können, fteht feft. Und mit welch’ primitiven Werkzeugen
wird diefs Alles gemacht! Welches Mafs von Geduld und Fleifs mufs da ver-
wendet werden!
Wir unterfcheiden zwei verfchiedene Hauptgruppen, in welche fich die
kleine Zahl der Objecte trennt.
Die ältere Arbeit, wie die Broncen aus der Sammlung der Miffionaire und
die heutige Erzeugung. Der Stil der älteren Sachen ift, wie diefs beim Email
beobachtet wurde, den heutigen weit überlegen. Klare Hauptformen und
ruhige Details kennzeichnen diefelben im Gegenfatz den gegenwärtigen über-
ladenen und mafslos verfchnörkelten Formen.
Einzelnes von wirklich feltener Präcifion und feinem Bronceton; eine
Suite von in Shanghai erzeugten Weinkannen und Bechern aus Zinn und Cocos-
nufs im älteren ’Stil gehalten; Thierfiguren und Vafen meift mit frei erhobenem
Ornament im Gufse, jedoch im Allgemeinen ohne die Schärfe der japanefifchen
ähnlichen Arbeiten, bildeten den Stock der kleinen Ausftellung.
In den Silberwaaren begegneten wir zwei wirklichen Erzeugern, während
fonft eigentlich Commiffionsmitglieder exponirten, die Zollbehörde voran,
Miffionaire und Confulatbehörden.
Leeching und Yütfching aus Canton, erfterer mit ganz moderner
Adrefskarte, fich als „Gold and Silber fmith“ ausweifend, hatten eine Reihe von