4 Wilhelm Flattich.
hat, weil es, abgefehen von anderen Vortheilen, auch das läftige Schwitzen der
Glasfcheiben verhindert, als das Befte erkannt werden; zu wünfchen bliebe nur
| noch die Erfindung der zweckmäfsigften und vollkommenen fchützenden Anlage
der nach innen aufgehenden Doppelfenfter und die gleichmäfsige Beftimmung
il folider Verfchlüffe, um der Schlofferinduftrie beftimmte Anhaltspunkte zu geben.
Die Conftrudtionen der Thürflügel find in den verfchiedenen Ländern
weniger verfchieden, als jene der Fenfterflügel; die gewöhnlichen Thüren bilden
fich in allen Ländern aus Rahmen mit oder ohne angearbeiteten Profilen und ein-
gefetzten Füllungen. Reichere Ausbildung erhält man durch vorftehende Profi-
lirungen, welche am folideften als zweiter durchgehender Rabmen, häufig auch nur
durch aufgenagelte Leiften gebildet wird.
Die Fufsböden theilen fich in Böden, welche aus einzelnen fchmalen Bret-
chen von beliebiger Länge zufammengefetzt werden, und in folche aus Parquetten.
Insbefondere die erftere Gattung, welche aus hartem oder weichem Holze
gefertigt werden kann, hat die früher allerorts üblichen Fufsböden aus verleimten
tannenen Tafeln mit Recht verdrängt, da die Einflüffe des Schwindens, wenn auch
nicht ganz aufgehoben, fo doch vermindert werden.
Die Parquettenfabrication hätte durch die Bretchenböden ebenfalls Noth
gelitten, wenn nicht der Luxus ihr anderfeits wieder aufgeholfen hätte, da die
Bretchenböden billiger herzuftellen find.
Die Anforderung der Architektur in der inneren Ausftattung der Locale
erfordert bei reicherer Ausbildung auch decorative Behandlung des Fufsbodens,
wie der Wände und der Decken, welcher nur die Parquetteninduftrie nach-
kommen kann.
Bei Parquetten unterfcheidet man maflive, das heifst folche aus vollem Holz
zufammengeftemmt, und fournirte, das heifst folche, bei denen die Oberflächen nach
beliebiger Zeichnung aus Fourniren von verfchiedenen oder gleichen Holzgattungen
auf eine tannene zufammengeftemmte Tafel aufgeleimt werden.
Die Parquetten erfordern ftets eine befondere Zeichnung, bei ihnen wie
bei der ganzen Bauinduftrie ift der Fortfchritt durch den Einflufs der Architektur
deutlich fichtbar; man begnügt fich nicht mehr mit zufammengelegten Parquetten
nach einem beliebigen Mufter, man verlangt Zeichnungen, welche der Decoration
des Raumes entfprechen und mit Borduren paffend umrahmt werden. Die Menge
der verfchiedenfarbigen Hölzer geftattet erfindungsreichen Männern den gröfsten
Spielraum ihrer Phantafien.
Im Vorangeführten find die verfchiedenen Syfteme der Tifchlerarbeiten kurz
zufammengeftellt, einerfeits um einen Standpunkt zu gewinnen, welcher als
Bafıs für die Beurtheilung der Ausftellungsgegenftände dienen kann, anderfeits
um jene Lefer, welche mit der Kenntnifs der Tifchlertechnik weniger vertraut
find, in diefelbe einzuführen, damit erkannt werde, welche Anfprüche an eine folide
Bautifchlerei im Allgemeinen zu ftellen find und welche Vortheile fie bietet.
Es ift nicht zu verkennen, dafs Gebäude, welche mit folid und fauber aus-
geführten Tifchlerarbeiten verfehen find, an Werth und Dauer ungemein gewinnen,
während Gebäude, in welchen diefes Handwerk vernachläffigt ift, wie diefs leider
nur zu häufig in Miethhäufern vorkommt, einem fchnellen Ruin entgegen gehen;
hauptfächlich diefer Gefichtspunkt ift es, welcher die Wichtigkeit der Bautifchlerei
vor Augen führt.
Am meiften betheiligt an der Ausftellung mit Gegenftänden der Bautifchlerei
haben fich Oefterreich-Ungarn, Deutfchland, Schweden und Norwegen; dem ent-
fprechend werden im Folgenden die ausgeftellten Gegenftände von Oefterreich-
Ungarn, Deutfchland, Schweden und Norwegen in Betracht gezogen, woran fich
ähnliche Gegenftände anderer Länder anfchliefsen follen.