MÖBEL -TISCHTEER ARBEITEN
(Gruppe VIII, Section 2.)
Bericht von
BERN BER DIL UDWIEEEG,
Moöbelfabrikant in Wien.
Die Möbelinduftrie hat jederzeit auf induftriellen Ausftellungen einen her-
vorragenden Rang eingenommen und das Intereffe des Befuchers im höchften
Grade erregt; fo auch auf der jetzigen; nur war es hier dem Befchauer fehr
erfchwert, fich einigermafsen ein richtiges Bild und vergleichendes Urtheil von
dem Fortfchritte, welchen man bei diefem Induftriezweige in letzterer Zeit errun-
gen, zu verfchaffen.
Erftens hinderte daran die ungleichmäfsige Vertretung mehrerer Staaten
und Länder, welche im Verhältniffe zu anderen und ihrer Production bald zu viel
hervor bald gar zu fehr zurücktraten ; zweitens die Anlage der Ausftellung felbft
und dieüberwiegende Gruppirung der Ausftellungsobjecte nach Rohftoffen, welche
es zu Wege brachte, dafs man bald in fämmtlichen Gallerien und gedeckten
Annexen Möbel fand, und drittens die durchwegs ungeeignete Katalogifirung der
Austtellung.
Doch wir fuchten uns, alle diefe Uebelftände womöglich übergehend,
unfer Material zufammen und wollen darnach unfere Rundfchau bei dem Lande
beginnen, welches eine beinahe 3oojährige hoch entwickelte Induftrie aufzuweifen
hat und dadurch bis vor kurzer Zeit zur Beherrfcherin fämmtlicher halb- und ganz-
eivilifirter Länder wurde, fozufagen den Ton angab, oder die Mode fchuf, näm-
lich bei Frankreich.
Frankreich. Es hatte wie immer auf allen Weltausftellungen fo auch
hier Brillantes zur Anfchauung gebracht, nur war der Fortfchritt in der Möbel-
induftrie ein kaum bemerkbarer. Diefs läfst fich jedoch fehr leicht dadurch
erklären, dafs für ein Land, das auf einer fo hohen Stufe der Entwicklung ange-
langt, wie Frankreich, die Erfindungen in der Technik fowie in der Kunft feltener
erfcheinen undübrigens auch die kurz aufeinander folgenden Weltausftellungen den
Induftriellen grofse Opfer auferlegten, deren Rückwirkungen fich auch in Wien
äufserten und umfo mehr, je weiter ein Land von der Ausftellung felbft entfernt
ift und daher mit der Entfernung auch zu gröfseren Koften genöthigt wird. Sehr
häufig wurde auch der richtige Zweck der Ausftellung dadurch verfehlt, dafs man
bei Anfertigung von Ausftellungsobjedten nicht mehr an das Verkaufen und an
die praktifche Verwendung derfelben dachte, fondern fie mit allen erdenklichen
Künfteleien und Zierraten ausfchmückte, um fo den Gegenftand fo theuer und
abfurd als möglich zu machen. Daher kommt es auch, dafs wir in derfranzöfifchen
Abtheilung viele bekannte Paradeftücke wiederfanden, welche uns fchon auf
früheren Ausftellungen begegnet waren und eben defshalb nicht an Mann gebracht
werden konnten.
Was die fpeciellen Expofitionen der einzelnen Firmen betrifft, fo hatten
folgende Hervorragendes geleiftet: Fourdinois (Paris) brachte ein befonders
fchönes, mit der gröfsten künftlerifchen Technik in Nufsholz ausgeführtes Cabinet im
Renaiffanceftil, ebenfo ein vergoldetes Bett mit fchwarzem Grunde und reich