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16 Bernhard Ludı
Gillow & Comp. (London) präfentirte einen Buffetfchrank von Natur-
Birn- und Ebenholz mit Tujafeldern eingelegt. Derfelbe war alt englifch,
gefchmackvoll gezeichnet, die technifchen Hilfsmittel künftlerifch verwendet und
präcis ausgeführt.
Die Seffel von Clark & Sons (London) will ich noch wegen ihrer Preis-
würdigkeit und gefchmackvollen Ausführung erwähnen.
Was die äufsere Form und Arbeit der Claviere betrifft, fo fanden wir zu
unferem Befremden, dafs von England in diefem Artikel nichts Befonderes aus
geftellt wurde, wie diefs übrigens auch nach einer anderen Richtung hin betrach-
tend der Referent über Mufikinftrumente hervorhebt.
Italien. An England können wir der künftlerifchen Reihenfolge wegen,
nur die Erzeugniffe Italiens anreihen. Dasfelbe hat auch in Möbeln und Holz-
fchnitzereien alle feine Kraft angewendet, um würdig des Ruhmes feiner alten
hoch entwickelten Induftrie derGlanzperiode der reichen Patricier auf der Wiener
internationalen Weltausftellung zu erfcheinen, und es gelang ihm auch fo ziem-
lich im Grofsen und Ganzen. Man fah wieder, wie die Kunft fich mit der Induftrie
vereinigen kann und im Gewerbe fortgepflanzt, in neuer Geftaltung zu erfcheinen
vermag. Die alten Traditionen, auf welchen das Kunft-Handwerk in Italien fufst,
theilen fich bei der Möbelfabrication in drei Hauptrichtungen:
In Holzfchnitzereien und Möbel mit plaftifchen Verzierungen;
in Intarfienarbeiten mit gravirtem Elfenbein, Perlmutter, buntem Holze
Marmor u. f. w. und
in moderne italienifche Arbeiten mit Verwendung der verfchiedenften
Materialien.
Was die erfte Kategorie anbelangt, fo waren es vorherrfchend italienifche
Renaiffance-Schnitzereien, welche mit eminenter Technik, fowie gefchmackvoller
Anordnung und künftllerifch richtiger Verwendung ausgeführt erfcheinen.
Obenan ftand Frullini (Florenz) mit feinen vortrefflichen Holzfchnit-
zereien, womit er Kamine, Sitzmöbel, Rahmen, Füllungen, Friefen, Lifenen u. f. w.
decorirte. Eine koloffale Kaminverkleidung, ausgeftellt von Befarel (Venedig)
fiel durch ihren, im Vereine mit Rahmen und Confolen, künftlerifch ausgeführten
figürlichen Schmuck auf. Die Bibliothek, Rahmen und Lampenträger aus Nufs-
holz, von Morini (Florenz) exponirt, waren mit gefchmackvollen Zeichnungen
und vortrefilicher Behandlung des Materiales ausgeführt.
Bartolozzi (Siena) hrachte ein reich gefchnitztes Bett von Nufs-
holz, deffen Ornamentenanordnung ein befonderes künftlerifches Verftändnifs
verrieth.
Noch zu erwähnen haben wir ein Himmelbett mit ornamentirten Säulen,
von Truci (Florenz), fowie Salvatoves Spiegelkaften, mit auf Goldgrund
gemalten Füllungen.
Bei der bewundernswerthen Technik der Italiener war es kein Wunder,
wenn hie und da Uebergriffe ftattfanden. Nichts kann leichter zu Irrthümern
führen als die höchft entwickelte Technik. So fahen wir eine kleine gefchnitzte
Etagere, welche ihrer Gebrechlichkeit wegen unbrauchbar und unter einen Glas-
kaften gehörte, fowie eine Schmuckcaffette mit Schnitzereien, welche fich jedoch
gleich dem Befchauer, mit einem Glasfturz überdeckt, präfentirte,; überhaupt
wurden Rahmen und mehrere andere Gegenftände in derfelben unpraktifchen
Weife hehandelt.
In der zweiten Kategorie, „italienifche Intarfien* hatte Gatti (Rom) das
Hervorragendfte geleiftet. Seine Arbeiten zeigten, bei Verwendung der verfchie-
denften Materialien, als Ebenholz, Elfenbein, Perlmutter, Lapis lazuli, Malachit
u. f. f. eine richtig künftlerifche Auffaffung. Die ausgeftellten Objecte beftanden
in Rahmen, Schatullen, Schmuckkäften und diverfen anderen Nippfachen und
waren mit einer exquifiten Präcifion ausgeführt.
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