Full text: Bautischlerei (Heft 43)

  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
    
  
  
   
    
     
  
  
  
  
  
     
  
  
  
  
  
   
  
  
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20 Bernhard Ludwig. 
fowie die Möbel in. ihrer eigenen naturaliftifchen Manier werden fich, wenn fie 
anders fortbeftehen wollen, fehr bald einer künftlerifchen Reform unter- 
werfen müffen. 
Auch das fchöne Monaco zahlte feinen Tribut mit einigen kunftvollen 
Galanterie-Arbeiten, die jedoch leider nicht ihr eigenes Erzeugnifs repräfentirten, 
fondern von Paris bezogen wurden. 
Spanien hatte aufser einer ganz baroken Wiege und einigen Käften, 
nichts Befonderes in diefer Branche gebracht. 
Amerika war, Claviere und Piano abgerechnet, in der Möbelinduftrie 
gar nicht vertreten. 
Dagegen können wir den Leiftungen Parvis (Kairo), Egypten vertretend, 
die Anerkennung nicht verfagen. Sie zeigten uns, wie dankbar die fchönen 
arabifchen Motive für Decorationen find, wenn fie mit Verftand verwendet werden. 
Unübertrefilich waren die Lackarbeiten Japans von Mufafhiyain Tokio 
und Sakabe Kumadjero. 
Perfien und Indien hatten aufser ihren reizenden Galanterie-Arbeiten, 
in Möbeln wenig ausgeftellt und es ift defshalb nichts Bemerkenswerthes darüber 
zu, berichten. 
Die mit fantaftifchen Schnitzereien und Einlagen verzierten Möbelarbeiten 
Chinas, boten uns wenig Lehrreiches und haben von jeher ihren Zweck dadurch 
erfüllt, dafs fie nur für Raritätenfammler fich eigneten. 
Wir kommen nun, nachdem wir die Erzeugniffe aller Länder, welche in 
diefer Branche exponirt hatten, befprochen, zu denjenigen unferer Heimat, zu der 
Möbelfabrication Oefterreich-Ungarns. 
Bevor wir jedoch auf eine eingehende Befprechung derfelben im Allge- 
meinen, fowie auf die Leiftungen Einzelner übergehen, fühlen wir uns verpflichtet, 
einige Erörteringen über die Verhältniffe vor der Weltausftellung und deren Ein- 
flufs auf die Qualität wie Quantität der ausgeftellten Objecte vorauszufchicken, um 
ein möglichft getreues Bild diefer Induftrie anderen Staaten gegenüber, zu bringen. 
Es war natürlich Pflicht jedes wahrhaften Oefterreichers, je nach feiner 
geiftigen oder materiellen Kraft, fo viel und fo gut, als nur möglich auszuftellen; 
auch mufste, wenn anders die Weltausftellung einen praktifchen Nutzen fchaffen 
follte, auf eine allgemeine Betheiligung Rückficht genommen werden. 
Ein grofser Factor kam uns einerfeits dabei zu Hilfe, nämlich der, dafs 
wir ja in der Heimat und es in Folge deffen nicht fo grofser Opfer bedurfte, um 
unfere Erzeugniffe der Welt vor Augen zu führen. Anderfeits war es auch die 
nach vielen Agitationen endlich zu Stande gekommene Collectivausftellung, welche, 
den eigentlichen Zweck einer Weltausftellung vor Augen habend, es auch dem 
kleinften Gewerbsmanne ermöglichen follte, feine Erzeugniffe felbft auf den Markt 
zu bringen. Diefe hatten nun erfreulicher Weife den richtigen Standpunkt eineı 
heutigen Weltausftellung begriffen, und fich nicht zur Herftellung aufsergewöhn- 
licher Artikel verleiten laffen, die ihnen über ihre Kräfte gehende Opfer auferlegt 
hätten und welche auch, im Handel gar nicht an Mann zu bringen, ihr eigenes 
Fabricat nicht repräfentirt hätten. Dagegen konnte im gegebenen Falle die 
Collectivausftellung es nicht verhindern, dafs vieles Mittelmäfsige ‚zur Anficht 
gebracht wurde. 
Einige gröfsere Fabriken aber benützten die grofsartige Ueberhäufung 
durch die zur Organifirung der Ausftellung unbedingt nothwendigen Arbeiten, als 
auch die dadurch entftandene Arbeitercalamität und Preiserhöhung als Vorwand, 
fich nicht an der Ausftellung zu betheiligen, oder wenigftens nicht in dem Maafse, 
als fie es zur Repräfentation ihrer Firma bedurft hätten. 
Um nun den Unterfchied zwifchen unferen und den Leiftungen anderer 
Länder richtig beurtheilen zu können, mufs auch noch die Preisfrage in Betracht 
gezogen werden; und es find wahrhaft ftaunenswerthe Refultate, die wir in diefer 
     
	        
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