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Möbel-Tifchlerarbeiten. 2
Hinficht zu unferen Gunften anführen können; es wird beifpielsweife für die befie-
ren italienifchen, franzöfifchen und englifchen Arbeiten derfelbe Preis in engli-
fchen Pfunden* bezahlt als bei uns hier, für verhältnifsmäfsig gleiche Fabricate
mit vieler Mühe in Gulden erzielt werden kann.
Es ift diefs leider ein Fadtum, das fich nicht mit Gewalt ändern läfst; hier
kann nur das ausdauernde Beftreben, gediegene und beffere Leiftungen preis-
würdig herzuftellen, Solidität und Pünktlichkeit der Ausführung übernommener
Aufträge u.f.w. Löfung bringen; nur in diefem Falle können wir uns den Welt.
markt und damit die Quellen öffnen, welche England und Frankreich auf diefe
Stufe gebracht haben.
Da nun Ungarn fich einmal auf der Wiener Weltausftellung als eigener
Staat repräfentirte, fo wollen wir auch deffen Leiftungen in diefem Induftriezweige
feparat und vor den öfterreichifchen befprechen.
In erfter Reihe nennen wir da die gediegenen Möbel von Kramer (Peft),
welche aus einer Speifezimmer- und Salongarnitur beftanden ; nur konnte man fich
bei der, auf der oberen Fläche in Relief gefchnitzten, mit einer Glastafel über-
deckten Tifchplatte nicht recht heimifch fühlen, weil fie dadurch den eigentlichen
Zweck verfehlte; die Zeichnung und Ausführung war, mit Ausnahme der Seffel,
welche zu überladen erfchienen, gut.
Zerkowitz (Peft) brachte eine Credenz aus Nufsholz, worin man das
Streben nach Stil und den Willen nach Befferem erkennen konnte. Die Credenz
und die Schlafzimmer-Möbel von Gungl (Temesvar) verriethen , dafs er feine
Studien in Wien dazu gemacht; die Ausführung war annehmbar. Beachtenswerth
war noch: Thek, Schmelka, Sax, Zfolmay, Siposu.A.m, welche ihre
Leiftungen zur Anfıcht gebracht hatten.
Da wir nun zu den einzelnen Erzeugniffen der öfterreichifchen Möbel-
fabrication auf der Wiener Weltausftellung übergehen, gereicht es uns zum Ver-
gnügen, unter all dem Gebotenen doch manches wahrhaft Schöne gefunden zu
haben und darüber berichten zu können.
So hatte Michel (Wien) einen, von Profeffor Storck im italienifchen
Renaiffanceftile reizend gezeichneten Juwelenfchrank von Ebenholz ausgeftellt;
die Aufsenfeite mit braunem Birnholz, die Innenfeite mit Elfenbein eingelegt,
deffen Ausführung in der Tifchlerarbeit, fowie der von Schindler (Wien)
gelieferten Schnitzereien, meifterhaft zu nennen war.
Dübell (Wien) exponirte unter Anderem eine Salonthüre von Nufsholz
und Palifanderholz, welche in Zeichnung und Ausführung tadellos, ohne die ver-
goldeten Gypsfiguren als Bekrönung noch edler ausgefehen hätte. Technifch
fchön waren deffen Möbel zu einem Speifezimmer von Nufsholz und Tuja mit
leider verfchwindenden Ebenholzeinlagen, ein Schreibtifch, fowie eine Collection
Sitzmöbel, zu welchen der gut gewählte Stoff mit der präcifen und gefchmackvollen
Ausführung der Tapezierarbeit von Schenzel (Wien) herrlich pafste.
Von Schönthaler (Wien), welchen man, nebenbei bemerkt, wohl als
erften Reformator in der jetzigen Möbelinduftrie bezeichnen kann, war eine
Colledtion gefchnitzter und eingelegter Möbel zur Anficht gebracht, welche für
uns wohl nicht mehr neu waren ‚ in ihrer ruhigen Schönheit aber jedes kunft-
finnige Auge feflelten.
Brillant in ihrem Arrangement fiel die Expofition von Halfa & Sohn
(Wien) auf, worin neben fchön vergoldeten und altverfilberten Sitzmöbeln ein
grofses Himmelbett von maffivem Nufsholz im Rococoftile als Hauptftück hervor-
* Einen draftifchen Beweis für diefe oben angeführte Bemerkung liefern beifpiels-
weife die Preife für die gewifs künftlerifch fehr fchön ausgeführten Salonmöbel fammt Wände-
und. Plafonddecoration des neuen k.k. Opernhaufes, wo für die Salons Seiner Majeftät des
Kaifers, Ihrer Majeftät der Kaiferin und der Herren Erzherzoge ein Preis von 22.000 fl.
öfterreichifcher Währung gezahlt wurde, während für den von uns, in unferem Beri ce
& befprochenen Kaften, mit den zweifelhaften Einlagen ein Preis
ift 26.000 fl. öfterreichifcher Währung in Silber verlangt wurde
in der englifchen Abtheilı
von 2600 Pfund Sterling, «