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Möbel-Tifchlerarbeiten.
Bei den Fournieren und den dabei ins Auge fallenden Farben ift das im
eigenen Lande producirte Nufsholz, verbunden mit afıatifchem Nufsflader, vor-
herrfchend, welchen fich zunächft Eichen-, Efchen-, fchwarz gebeitztes Birn-,.Pali-
fander-, Mahagoni- und Ebenholz anfchliefsen.
Was die Erzeugung der zur äufseren Decoration der Möbel in Ver-
wendung kommenden Fourniere betrifft, fo finden wir, dafs durch das Schneiden
mit Meffern anftatt mit Sägen ein bedeutender Fortfchrittin der Herftellung derfelben
zu verzeichnen ift, deren Hauptfitz bis jetzt Paris war und dort einen bedeu-
tenden Handelsartikel diefes Induftriezweiges bildete. Später wurden die betref-
fenden Mafchinen auch in Amerika, England, Schweiz und Deutfchland und in
neuefter Zeit auch in Oefterreich eingeführt.
Die gröfsten Refultate hatten in diefem Artikel auf der Wiener Weltausftel-
lung unftreitig Bartel’s Söhne aus Hamburg aufzuweifen, welche die beften
Leiftungen von mit Meffer und Säge gefchnittenen Fournieren exponirten.
Auch mehrere öfterreichifche Firmen hatten fchöne Fourniere zur Anfıcht
gebracht, wie Schm id, Sengen aus Wien und Hammer & Sohn aus Graz und
mehrere Andere.
Refumiren wir nun am Schluffe unferes Berichtes die Refultate der öfter-
reichifchen Möbelfabrication auf der Weltausftellung, fo finden wir, dafs ein allge-
meines Streben und Ringen nach Vervollkommnung in künftlerifcher wie techni-
fcher Richtung zu verzeichnen ift; nur übertrifft die letztere in vielen Fällen die
erftere, indem häufig die technifch tadellos ausgeführten Arbeiten durch unver-
ftanden ftillofe Zeichnung verdorben wurden.
Forfchen wir nach der Urfache diefer Erfcheinung, fo ift fie wohl leicht zu
finden. aber fchwer zu beheben; es ift vor allem Anderen das Zeichnen, die
Empfindung für wahrhaft Schönes und Gutes, welches volksthümlich werden und
feine Grundlage in der Volksfchule erhalten foll, wie das Alphabet.
Wir find weit entfernt, aus jedem Gewerbsmanne einen Architekten und
Künftler zu machen, allein es foll und mufs Aufgabe der Volksfchulen werden,
den richtigen Begriff und das Gefühl für alles Schöne zu erwecken und zu läutern,
den moralifchen Ehrgeiz, diefen gewaltigen Hebel des menfchlichen Geiftes anzu-
regen, um jenen Grad von Volksbildung zu erreichen, der für das künftlerifche
Gedeihen des Gewerbes unumgänglich nothwendig ift; dann wird es für den
Künftler ein Leichtes fein, feine guten Ideen verkörpert zu fehen.
Ganz abgefehen davon, dafs man von dem Architekten nicht verlangen
kann, dafs er in allen Branchen der Induftrie heimifch fei, fo wird die Sorge um
das Gelingen irgend eines Projectes, zu deffen Ausführung er fich mit einem kunft-
verftändigen Induftriellen verbunden hat, durch das Entgegenkommen desfelben
um Vieles vermindert, und die Opfer, welche mancher Induftrielle für mifsglückte
Ideen eines Künftlers (wovon die Ausftellung viele Beifpiele aufzuweifen hatte)
zu ertragen gezwungen war, werden. wenn er die Arbeit früher zu beurtheilen
gelernt, wenn nicht ganz, fo doch zum grofsen Theile wegfallen.
Es ift nicht zu leugnen, dafs in Oefterreich die Regierung in kurzer Zeit
grofsartige Anftrengungen zur Hebung der Kunftinduftrie gemacht hat, fo zwar,
dafs durch Errichtung des k. k. Mufeums für Kunft und Induftrie und dank der
tüchtigen Leitung desfelben die Früchte fich fchon trotz feines kurzen Beftandes
in Taufenden von Ausftellungsobjedten in der öfterreichifchen Abtheilung direct
oder indire@t nachweifen liefsen. Auch den vielfältigen und aneifernden Beftre-
bungen des niederöfterreichifchen Gewerbevereines müffen wir unfere vollfte
Anerkennung zollen.
Weiters werden Fachfchulen
werden. Aber leider finden wir im Herzen des Reiches nicht eine einzige
fpecielle Fachfchule für Tifchler und deffen einfchlägige Induftrie, weder
die Genoffenfchaft noch die Regierung haben bisher für diefes Fach in
für die Zweige der Holzinduftrie nöthig