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rl Kohn.
In den übrigen Provinzen, Valencia, Murcia, Andalufien, Granada, Eftra-
madura, Alt- und Neu-Caftilien gedeiht wie in noch mehreren anderen Provinzen
Spaniens eine Korkeiche, deren Korkprodudt von geringerer Qualität ift. Die
Regierung hat daher hier die Ausfuhr der Rohkorke niemals gehindert, da kaum
die Arbeitskoften, wenn fie im Innern des Landes verarbeitet werden follten, ver-
bunden dann mit den Handelskoften, im Preife eines Produdtes fo geringer
Qualität und doch eigentlich nebenfächlicher Bedeutung rückerftattet werden
können.
Die Quantitäten Rohkork, welche die genannten Provinzen Spaniens all-
jährlich zum Export bringen, werden auf ein und eine halbe Million Centner
gefchätzt, wovon Frankreich allein ein Drittheil confumirt.
Auf der Wiener Weltausftellung war Spanien durch fünfzehn Austteller,
welche im Korkhandel zu gleicher Zeit bedeutende Namen haben, repräfentirt und
dem Producte nach fowohl durch Rohkorke als auch alle Arten von Korkftöpfeln.
Italien hat die Korkzucht und die Korkeiche mit grofser Sorgfalt zu cultiviren
verfucht, obwohl keine eigentlichen gefchloffenen Waldungen dafelbft beftehen.
Die Korkarbeiten werden dagegen inItalien: inGenua, Mailand, Neapel fehr emfig
gepflegt und zeigte die Weltausftellung in den Arbeiten von fieben Austtellern
den einfachften Flafchenftöpfel und fchöne aus Kork erzeugte Bilder und Land-
[chaften. Auch eignet fich der italienifche Kork durch feine Dichtigkeit zu den
feinften Arbeiten.
Auch Oefterreich pflegtim Küftenlande und zumeift in Dalmatien, wo die
Korkeiche in ganzen Waldungen vorkommt, die Korkzucht mit ganz umfaffender
Sorgfalt und hat man in den letzten Jahren fleifsige Verfuche gemacht, den Ertrag
diefer Waldungen zu erhöhen. Es ift diefs für Oefterreich umfo wichtiger als
feit der Verwendung der Korkpfropfen zum Verfchluffe der Bier- Wein- und
Branntwein-Fäffer der Bedarf in grofsartiger Weife geftiegen ift und überwiegend
heute noch durch fpanifchen Kork gedeckt wird. Die Erzeugung der Stöpfel und
Pfropfen wird zum grofsen Theile in Oefterreich felbft betrieben. Zumeift
im Erzgebirge, in der Stadt und Umgebung Platten wird die Erzeugung und Ver-
fertigung von Korkwaaren fehr eifrig gefördert und hat fich das „Comite zur
Beförderung der Arbeit im Erz- und Riefengebirge“, das feit dem traurigen Noth-
ftande der fünfziger Jahre in den erwerbslofen Bezirken der Gebirge eine ganz
fegensreiche Thätigkeit entfaltet hat, grofse Verdienfte erworben. Die zur Welt-
ausftellung von vier Fabrikanten aus Platten gefandten Erzeugniffe zeichneten fich
durch ihr fchönes Material, ihren glatten Schnitt und ihre grofse Billigkeit aus.
Aufserdem hatten noch drei Wiener Korkwaaren-Fabrikanten gute und fchöne
Waare ausgeftellt.
Die Korkinduftrie, wie fie zum gröfsten Theil auf die Erzeugung von
Pfropfen und Sohlenplatten, alfo Producte der einfachften Art befchränkt ift, wird
durchgehends und überall als Hausinduftrie und mit den einfachften Werkzeugen
betrieben. Alle bisherigen Verfuche, Kork mittelft Mafchinen zu verarbeiten,
haben noch zu keinem praktifchen Refultate geführt. Auf allen Weltausftellungen
find Mafchinen zum Kork-, zunächft zum Stöpfelfchneiden zur Anficht gebracht
worden. Sie arbeiteten auch recht fchön, konnten aber nirgends in der Haus-
induftrie oder als felbftftändige Unternehmung zur Geltung gelangen. Und info-
lange man kein fchneidehaltendes Material haben wird, welches dem Kork Wider-
ftand zu leiften vermag, fo lange wird man genöthigt fein, Kork mit der Hand und
dem einfachen Meffer zu fchneiden, wobei man das Meffer nach jedem Schnitt am
Schleifftocke durch einen einfachen Strich fchärfen kann. Nur Amerika, durch
feine theuere Arbeitskraft gezwungen, hat an 60 Korkwaaren-Fabriken einge-
richtet, die Mafchinen-Stopfen und andere Korkwaaren im Werthe von 2!/.
Millionen Dollar jährlich produciren. Das Produdt ift weniger fchön, aber billig
und läfst die Arbeitskraft der Menfchen frei. Man würde allein 4000 Arbeiter
brauchen, um blofs den Bedarf an Stopfen für New-York zu befriedigen.
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