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lung des Stoffes. Und hier ift allenthalben der Fortfchritt durch die Jahrzehnte
zu bemerken; nur die der modernen Cultur fernftehenden Völker, einige Colonien
Englands, Fı ee Portugals u. f. w. behaupten heute noch die Arbeit ihrer
Väter und Urväter und ahmen fie a nach. Freilich find viele diefer Arbeiten
durch Uebung, Bedarf und Inftindt geleitet, auch durch ein aufserordentlich eün-
ftiges Material unterftützt, dafs man kaum, wie wir weiter unten zeigen, etwasVoll-
kommeneres fchaffen kann.
Ein Moment aber ift es, welches das ganze Korbflechter-Gewerbe in feiner
Nutzbarkeit und Verwendung und das P roduch desfelben, insbefondere die Körbe
und Korbwaaren durchdringt und deren ungeheure und vielfeitige Verwendbarkeit
erklärt. Die bürgerliche Haushaltung, der Handel, das Gewerbe und insbefondere
die Transportunternehmung verwenden taufendfach verfchieden die Korbwaaren
wegen ihres geringen Gewichtes bei voluminöfer Fafflungskraft, Stärke, Dauer-
haftigkeit und Elafticität des Rohftoffes. Und fo dient der Korb und die Korb-
waare als Emballage, als vielfach verfchiedenartiger Behälter und als eines der
wichtigften Geräthe der Haushaltung.
Auf der Weltausftellung war die Korbflechterei durch 58 Austteller aus
12 Staaten vertreten und durch eine zahlreiche Menge einzelner Objedte, welche
diefelben zur Anficht vorlegten.
Am ftärkften war Deutfchland mit ı9 Ausftellern und zumeift Rohr-
geflechten, Oefterreich durch 15 Ausfteller und überwiegend Korbflecht-Waaren,
Rohr- und Korb-Galanteriewaaren und Italien durch 8 Ausfteller, welche Holz-,
Korb. und Rohrgeflechte zur Ausftellung brachten, vertreten.
Wie wir bereits erwähnt haben, richtet fich die Wahl des Materiales der
Korbflechterei immer nach der Oertl ichkeit, wo Körbe und ähnliche Gegenftände
verfertigt werden. Zumeift werden Weidenruthen, gefchält und ungefchält, dann
Schilf, Binfen, gefpaltene Eichen- ung Kaftanienruthen und alle noch im frifchen
Zuftande bearbeitet. Die Werkzeuge, welche der Korbflechter bei Arbeiten
welcher Qualität immer braucht, find: Ein kurzes Schnitzmeffer, ein Ruthenfpalter,
ein Klopfeifen oder Flechtenfchläger und eine Spitzahle. Mit diefen einfachen
Werkzeugen, werden auf dem europäifchen Continent die vielfachen verfchiedenen
Gattungen Korbwaaren ebenfo hergeftellt, wie in China und Japan die zierlichen
Gefpinnfte über Schachteln und Käftchen und wie bei den Karaiben die Geflechte,
welche von folcher Feftigkeit und Dichtigkeit find, dafs fie zum W pen
und Tragen benützt w din Portugal hatte idleh Korbwaaren, Matata genannt, aus-
geftellt. Es find viereckige Körbe mit verticalen Wänden, deren End \ftäbe durch
den Boden hervorragen a gewiflermafsen die Füfse des Geflechtes bilden. Das
Material ift zumeift Schilfr ohr oder befteht aus Latanenftielen, welche mit aufser-
rdentlicher Feftigkeit zufammengeflochten werden.
Auch Ba hat aus Rio de Janeiro Körbe aus Palmenbaft / Zalma
eoccifera) ausgeftellt, die gleichfalls wafferdicht und für die Aufbewahrung der
Mundvorräthe beftimmt find. Ihrer Geftalt nach find fie theils cylinderförmi
theils rund oder viereckig.
Das Färben der gefchälten Ruthen oder gefpaltenen Hölzer, welche für
Flechtwerke beftimmt find, gefchieht durch das Kochen derfelben in Alaun, zu
welchem Brafılholz zugefetzt wird, um blau, Pinasholz, um roth, Gelbholz oder
Indigo, um grün zu färben, die fchwarze Farbe wird gewöhnlich durch Hutmacher-
Schwärze, die braune Farbe durch eine Löfung aus, grünen Nufsfchalen erzeugt.
Die anzufertigenden Objedte werden nach Zeichnungen , aber vollftändig frei
und ohne Formen und Hilfsmafchinen erzeugt. Es richtet fich darnach und nach
der damit gegebenen Schwierigkeit der Arbeit in überwiegender Weife der Preis
der Korbflecht-Waaren
Höchft intereffant war nach all’ diefen Momenten die Ausftellung der öfter-
eichifchen Korbflechter, ander fich fieben der erften Wiener Firmen
= die einzelnen Provinzen betheiligten. Man fand hier die einfachften Körbe,