Full text: Bautischlerei (Heft 43)

   
  
92 
Korbflechterwaaren. 31 
die fchönften und reich ausgeftatteten Korbgeflechte und Korbgalanterie-Waaren 
in aufserordentlich kunftvoller Arbeit und zarter Vergoldung. Ordinär eingefloch- 
tene Feldflafchen und andere ähnliche Utenfilien bis hinauf zum feinften Parfum- 
fläfchchen, Flechtwerke, weifs und glänzend wie Elfenbein, waren hier ausgeftellt. 
Die Arbeiten der Hauptftadt zeichneten fich vor Allem durch Eleganzund Gefchmack 
aus, verbunden mit grofser Solidität der Arbeit. Aus Haindorfin Böhmen waren 
vollftändige Korbgarnituren zur Ausftellung gebracht, welche durch gute Arbeit 
und mäfsigen Preis alle Anerkennung fanden. Was die Billigkeit der öfter- 
reichifchen Korbwaaren anbelangt, fo boten in der That die Krainer und 
küftenländifchen Korbwaaren, freilich ordinäre Sorte, aber gut und feft 
gearbeitet, das Aufserordentlichfte. Fünf in einander gefteckte Henkelkörbe waren 
um ı fl. 50 kr. zum Verkaufe angeboten. Mehrere fremde Befucher, zumeift Nord- 
deutfche, haben Verbindungen mit den Erzeugern angeknüpft und folche Waare 
beftellt. Das mag ein beachtenswerther Wink dafür fein, dafs unfere Korbwaaren 
leicht einen gröfseren Abfatz nach Aufsen hin finden können, als diefs bis heute 
der Fall ift. 
Deutfchland war durch feine erften Firmen mit fchönen Rohrmöbeln, 
Strohgeflechten und Strohftühlen und zahlreichen anderen feinen und mittel- 
feinen Waaren vertreten. Befonders fchöne Arbeiten aus lackirtem Rohr waren aus 
Huben in Brandenburg, aus Hamburg und Mainz ausgeftell. Nürnberg 
hatte äufserft zierliche Puppen und Kinderwagen aus Stroh- und Rohrgelflecht, 
deren Preife auch verhältnifsmäfsig nicht zu hoch waren, zur Ausftellung gebracht. 
Aus Kopenhagen fah man geflochtene Stühle und Bänke von aufserordentlicher 
Feftigkeit. Auch Stockholm hatte folche Möbel zur Ausftellung gefchickt. 
England war nur durch eine einzige Londoner Firma und da fehr 
ungenügend vertreten. Dagegen hatte es aus Britifch Indien fchöne Matten 
und Körbe und zierlich geflochtene Fächer, aus Indore Körbe ausgeftellt, die 
durch ihre befondere Ornamentik und Verzierung ganz befonders auffhielen. 
Frankreich hatte die Ausftellung faft gar nicht mit feinen bekannten 
billigen und ausgezeichneten Korbwaaren befchickt. Ein einziger Parifer Ausfteller 
hatte, zur VII. Gruppe gehörig, Gitterwerk ausgeftellt. Dagegen fah man in den 
zahlreichen franzöfifchen Originalemballagen aller‘ Art und Form, was Frankreich 
in dem Korbflecht-Gewerbe zu leiften vermag. Eine befondere Specialität der 
franzöfifchen Korbflechter find die Packkörbe aller Gröfsen in viereckiger Form 
und aus ungefchälten Weidenruthen. Auch die franzöfifchen Obft- und Grünzeug- 
Körbe, ebenfo die Körbe, deren fich der Fifchhändler bedient, find durch ihre dem 
Zweck augepafste Form bekannt und gefucht. Man findet in aller Herren Länder 
franzöfifche Körbe und es geht nach Sibirien, nach Auftralien, Perfien und anderen 
Länder und Welttheile ein Export der franzöfifchen Korbinduftrie alljährlich 
in vielen Hunderttaufenden von Deckel- und Emballagekörben. Sah man doch auf der 
Ausftellung perfifche Güter und Güter anderer Länder in franzöfifchen Korb- 
emballagen. Man mufs fich der Parifer Ausftellung erinnern, wo Frankreich vom 
ordinären Aufternkorb bis zum feinftgeflochtenen, mit Emailfchildern ausgeftatteter 
Schmuckkäftchen feine Korbwaaren-Induftrie mit allen dazu nöthigen ftatiftifchen 
Daten ausftellte, um zu begreifen, was die franzöfifche Arbeit auf diefem Gebiete 
bedeutet. 
Italien hat aus Modena fchöne Holzgeflechte und aus Mantua weifse und 
gefärbte Korbwaaren, aus Capri beachtenswerthe Holzgeflechte für Hüte, aus 
Venedig dichtgeflochtene Matten, wie fie in den italienifchen Häufern gebraucht 
werden, dann fchöne Körbe und Obftträger aus weichen Binfen zur Ausftellung 
gebracht, welche die altbewährte Tüchtigkeit der italienifchen Arbeit von Neuem 
zeigten. 
Wir haben die einzelnen Gegenftände nicht befchrieben, wir haben nur 
den Charakter der einzelnen nationalen Gruppen der Ausftellung zu kennzeichnen 
verfucht, was in der That vollkommen genügt. 
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.