36 Azofarbstoffe.
Nach der fast allgemein angenommenen Auffassung von Hantzsch!)
sind diese Umwandlungsprodukte z. T. stereoisomer und in drei Formen
möglich: GHESAN 15 OH N RR ‚NO
l II OH,—N<
NAOF N N (ON) NNa
Syndiazotat labil, Antidiazotat stabil, Nitrosamin (gelb)
kuppelt leicht kuppelt manchmal
(farblos) nicht, meist schwer
(farblos)
Die leichte Umwandlungsfähigkeit von Diazotaten in die beständi-
gen Nitrosamine ist von Wichtigkeit, weil man von ihr zur Erzeugung
von Azofarbstoffen auf der Faser Gebrauch macht (s. Azofarbstoffe
auf der Faser). Merkwürdigerweise sind grade die einfachsten Dia-
zoniumverbindungen z. B. die des Anilins und Toluidins überaus zersetz-
lich, während die komplizierteren häufig sehr beständig sind z.B. solche
aus Pikraminsäure, Aminophenyltrimethylammoniumchlorid, Sulfanil-
säure und Naphthionsäure, wie auch aus o-Anisidin. Immer läßt man die
Diazoverbindungen in wässeriger Lösung?) entstehen und verarbeitet
sie sofort als Diazolösung weiter. Statt gasförmiger salpetriger Säure
wendet man stets Natrinmnitrit an und läßt eine Lösung dieses Salzes
unter Rühren zu der mit Salzsäure oder entsprechenden Mengen anderer
Säure versetzten Lösung oder feinen Aufschlemmung des primären Amines
unter mehr oder minder starker Kühlung einlaufen, bis die Anwesenheit
freier salpetriger Säure feststellbar ist. Die Schnelligkeit, mit der die
Reaktion erfolgt, ist verschieden. Anilin diazotiert sich viel weniger
schnell als z. B. Sulfanilsäure.
Endlich ist bei o- und p-Aminophenolen die Möglichkeit der Bildung
anhydridartiger Verbindungen gegeben. So muß man bei 1-2- und 2-1-
Aminonaphtholsulfosäuren in Gegenwart von Kupfer- und Zinksalzen
und Abwesenheit freier Minetnlsäune diazotieren, ohne diesen Zusatz
treten Oxydationserscheinungen auf; auch können 1-Amino-2-oxy-
verbindungen ohne irgendwelche Zusätze und in Abwesenheit freier
Säure diazotiert werden. Bei primären Aminen, welche zwei Amino-
gruppen besitzen, beeinflussen sich diese je nach ihrer Lage zueinander.
o-Diamine bilden Aziminoverbindungen
—NH;, —N SL
BR N
_NH, NH’
p-Diamine liefern nur schwierig Tetrazoverbindungen; leichter
Diazoverbindungen z.B. NH,
|
& er
Cl—N=N
1) Die Diazoverbindungen, Sammlung chem. u. chem.-techn. Vorträge, VIII.
Ferd. Enke. Stuttgart 1902.
2) Die Diazotierung von schwach basischen hochmolekularen Aminen z. B.
Aminoanthrachinonen in einer Auflösung von Natriumnitrit in conc. Schwefelsäure
und ähnliche Methoden kommen wohl nur für präparative Zwecke in Betracht.
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