Full text: Künstliche organische Farbstoffe (1. Band)

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Konstitution. 127 
Farbstoff als Cachou de Laval iin den Handel brachten; mit diesen Farb- 
stoffen erzielte man auf ungebeizter Baumwolle echte braune und graue 
Färbungen, allerdings unter Nachbehandlung mit Bichromat, von sehr 
billigem Preise, Im Jahre 1897 wurde dann von Green das Primulin 
entdeckt, welches durch Erhitzen von p-Toluidin mit Schwefel auf hohe 
Temperaturen entsteht, eine bereits früher von Merz und Weith wie 
auch von Dahl & Co. studierte Reaktion. 
1893 griff Vidal! auf die Cachou de Laval-Farbstoffe zurück, indem 
er reine Benzol- und Naphthalinabkömmlinge mit Schwefel und Schwefel- 
alkali verschmolz. Als Ausgangsmaterialien verwandte er Oxy-, Amino- 
und Aminooxyverbindungen der Benzol- und Naphthalinreihe, insbeson- 
dere auch schon p-Aminophenol und Dinitrophenol. Er ist es, der 
auch zuerst Diphenylaminderivate? verschmolzen hat. So konnte er 
braune, gelbbraune und schwarzbraune Färbungen auf ungebeizter 
Baumwolle herstellen, welche aber immer noch einer Nachbehandlung 
bedurften. 
1897 wurdeausDinitro-oxydiphenylaminein wertvoller schwarzerFarb- 
stoff, das Immedialschwarz [Kalischer (C)] erhalten, welches durch 
Oxydation auf der Faser ein Blau [Immedialblau (C)] lieferte. Ihm folgte 
1899 das wichtige Schwefelschwarz T aus 2-4-Dinitrophenol (Priebs 
und Kaltwasser). 
Bei der nun einsetzenden starken Bearbeitung des Gebietes wurden 
im Laufe der Jahre viele technisch zugängliche organische Stoffe der 
Schwefelschmelze unterworfen. 1900 gelang durch Verwendung von Indo- 
phenolen die Darstellung eines reinblauen Farbstoffes, des Immedialrein- 
blau [Herz (C)]. Rötliche Farbstoffe ließen sich durch Schwefelung von 
Azinfarbstoffen herstellen, aber mehr als bordeauxfarbene Töne konnten 
nicht erhalten werden. Mit dem Jahre 1903 gelang die Darstellung rein 
gelber Töne [Immedialgelb, Weinberg (C)] durch Schwefelung von m- 
Diaminen, zur gleichen Zeit diejenige von grünen Farbstoffen (Thional- 
grün, Böniger). Durch Verschmelzen von Carbazolchinoniminen wurde 
1908 das echte Hydronblau (Haas und Herz) erhalten, 1926 die chlor- 
echten Indocarbonschwarzmarken (I.G.). 
Konstitution. Wie aus dem Vorstehenden schon ersichtlich, ist bei 
der Art der Darstellung der Schwefelfarbstoffe, nämlich einer Einwirkung 
von Polysulfiden auf die verschiedensten organischenVerbindungen, und 
bei den physikalischen Eigenschaften der Schwefelfarbstoffe die Er- 
mittlung der Konstitution recht schwierig. 
Der nächstliegende Gedanke ist, die Einfügung einer oder mehrerer 
Sulfhydrylgruppen (SH) in den der Sulfidschmelze unterworfenen Kern 
anzunehmen. Das Vorhandensein dieser Gruppe ohne starken Chromo- 
phor kann jedoch nicht genügen, um die Bildung von so stark farbigen 
Verbindungen wie auch ihre Beständigkeit zu erklären. 
Es muß daher die Anwesenheit von Schwefel noch in anderer Bindung 
im Molekül angenommen werden, während die Wirkung vorhandener 
SH-Gruppen (wahrscheinlich gemacht durch die Alkylierbarkeit) sich 
  
ns Über den Anteil, der Bohn an dem Erfindungsgedanken als solchem gebührt, 
vgl. Julius und Kunz, Nachruf auf R. Bohn: Ber. dtsch. chem. Ges. 56 A HI, 
22 (1923). — ? DRP. 99039 (Vidal) Frdl. 5, 439.
	        
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