RER i Se a A
Indigo. 215
So war zum ersten Male Isatin synthetisch (1878!) dargestellt worden
und, da v. Baeyer bereits im Jahre 1870 Isatin durch Behandeln mit
Phosphorpentachlorid in Isatinchlorid und _CO_CN co
dieses durch Reduktion in Indigo hatte 0) ne z i
verwandeln können, die erste vollständige NO, a
Synthese des Indigos erreicht. 1879 be- ) nn
stätigte dann Claisen die Isatinformel durch Synthese aus dem o-Nitro-
benzoyl-cyanid (I).
Weitere Untersuchungen brachten v. Baeyer auf die später Tauto-
merie genannte Erscheinung, welche für das Isatin zwei Formen
möglich erscheinen läßt:
00-00! om nn u
a a co und a Er % OH
\NH!H | S \NIHH | Se
Ersetzt man in ihnen den Wasserstoff durch Radikale, so kann man
stabile isomere Formen erhalten wie (ll).
> . he DE CH-0H , Sms
6 un | | un { i
co \yYCOCH; \JC-0H yC-0H
N N N N
| Dioxindol 1 Oxindol
GH... (I) (II)
Es lag nahe, auch dem Dioxindol und Oxindol diese tautomeren
Formen zuzubilligen (111).
Die Reduktion des Isatins erklärt sich demnach wie folgt:
SEE ARE we l
OH (umgelagert nach der co co
“ Erlenmeyerschen Regel) NH Nu
Isatin en droisatin Dioxindol Oxindol
1879 endlich haben Baumann und Tiemann das Indoxyl ent-
deckt. Aus dem Harn gewannen beide Forscher ‚„Harnindican‘, das
mit Säuren in Indoxyl und Schwefelsäure zerfällt. Sie stellten die
richtige Formel für Indoxyl (IV) : R
auf und zeigten, daß dieses durch Or m Ü) .
Oxydation in Indigo übergeht. ‚jcH tautomer „CR;
ee NH (IV) NH
v.Baeyer hat, nachdem er selbst
die Synthese des Indoxyls ausgeführt hat, die Richtigkeit der Bau-
mann-Tiemannschen Anschauung, die er anfänglich bekämpfte, zu-
geben müssen. Seine Synthese des Indoxyls ging von der Nitrozimt-
säure aus:
1 Die achtjährige Unterbrechung der Arbeiten v. Baeyers ist bedingt durch
eine im Jahre 1869 erfolgte Veröffentlichung Kekules, seines Lehrers, in der er
Versuche zur synthetischen Darstellung des Isatins ankündigte. Als diese nach
8 Jahren zu keinem Ergebnis geführt hatten, nahm v. Baeyer die Indigoarbeiten
wieder auf.