Full text: Künstliche organische Farbstoffe (1. Band)

  
  
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Indigo. 221 
beide Stoffe auf und vollzog die Reduktion durch Verhängen im feucht- 
warmen Raum. 
Das Jahr 1882 brachte die Indigosynthese aus o-Nitrobenzaldehyd: 
—CHO —CH(OH)—CH,-—COCH 
-* CH,COCH,: — a N een. ‚Indi2o 
— NO, en —NO, (Alkali) 
o-Nitrobenzaldehyd o-Nitrophenyl-milchsäureketon 
Hier handelte es sich um die billige Beschaffung von o-Nitrobenz- 
aldehyd. Die unmittelbare Nitrierung des Benzaldehyds liefert neben 
m-Nitrobenzaldehyd nur geringe Mengen o-Nitrobenzaldehyd. Auch 
aus Benzylchlorid erhält man beim Nitrieren hauptsächlich p-Nitro- 
benzylchlorid neben wenig o-Nitrobenzylchlorid. o-Nitrotoluol (Toluol 
gibt beim Nitrieren etwa 65% o-Nitrotoluol und 35% p-Nitrotoluol) 
durch Chlorieren und nachfolgende Oxydation in o-Nitrobenzaldehydüber- 
zuführen, scheiterte an der Schwierigkeit durchgreifender Chlorierung 
und weiterer Verarbeitung. Auch die unmittelbare Darstellung von 
o-Nitrobenzaldehyd aus o-Nitrotoluol mit Hilfe von Braunstein und 
Schwefelsäure gab ungenügende Ausbeuten. 
Später fanden die Farbwerke Hoechst eine billige Darstellung 
des o-Nitrobenzaldehydes 
CH,C1 —CH,—NH—(C,H,S0,H 
ea, 2 aDUz an 
NO, deren _NO, (oxyd.) 
  
Anilinsulfosäure 
o-Nitrobenzylchlorid o-Nitrobenzyl-anilinsulfosäure 
"(T-CH=N—CH,S0H 0, eo 
(Spaltung) DES 6 AD 
_NO, NO, 
o-Nitrobenzyliden-anilinsulfosäure o-Nitrobenzaldehyd 
Aber auch die einfachere Darstellung von o-Nitrobenzaldehyd aus 
o-Nitrotoluol durch unmittelbare Oxydation, welche später gefunden 
wurde, hätte an dem Mißerfolge nichts ändern können. Ruht doch 
diese Indigosynthese auf dem Toluol als Ausgangsstoff. Da das damals 
auf dem Markte vorhandene Toluol mit Rücksicht auf seine ander- 
weitige Verwendung für Indigo gar nicht verfügbar war, so hätte die 
Beschaffung neuer Mengen aus dem Steinkohlenteer eine Überlastung! 
des Marktes an abfallenden Reinbenzol (etwa der vierfachen Menge) 
zeitigen müssen. Diese Mengen Benzol, welche ohne Verwendung waren, 
hätten dem Verfahren von vornherein die Ertragsfähigkeit genommen. 
Immerhin brachte (1893) Kalle & Co. das o-Nitrophenylmilchsäure- 
keton als Indigosalz T in Form der Bisulfitverbindung zur Erzeugung 
von Indigo auf der Faser in den Handel. Dieses Verfahren übertrifft 
den Propiolsäuredruck durch leichtere Anwendungsweise. 
Da fand im Jahre 1890 Heumann, daß Phenylglycin (Phenyl- 
glykokoll) beim Schmelzen mit Alkali Indoxyl und hieraus Indigo gibt: 
—-c6 
Tree; — Indigo 
Be. (Kalischmelze) em 
(Phenylelyein) N 
1 Dies ist ein lehrreiches Beispiel, wie großzügige technische Aufgaben nicht 
allein von der chemischen Durchführbarkeit, sondern von wirtschaftlichen Gründen 
abhängig sind. 
 
	        
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