Full text: Künstliche organische Farbstoffe (1. Band)

  
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40 Azofarbstoffe. 
und andererseits durch entsprechende Änderung des gekuppelten Phenols 
oder Amins ein. Auch die Stellung der einzelnen Gruppen zueinander 
spielt eine Rolle. Immerhin läßt sich eine ganze Anzahl von Fällen 
angeben, bei welchen eine Abweichung der obengenannten Regeln zu 
verzeichnen ist. 
Die unendlich große Anzahl der möglichen und auch die bedeutende 
Zahl der technisch verwandten Azofarbstoffe erklärt sich aus der großen 
Menge diazotierbarer Basen und kuppelnder Komponenten und aus 
der Tatsache, daß der Eintritt der Azogruppe in die Komponente oft 
zwei und mehrfach geschehen kann. 
Färberische Eigenschaften der Azofarbstoffe. In färberischer Be- 
ziehung finden die basischen Farbstoffe zum Färben tannin- oder kata- 
nol!-gebeizter Baumwolle Verwendung. Die sauren Farbstoffe dienen 
zum Färben von Wolle. In den Supramin- und Supranolfarbstoffen 
(1.G.) wie in den Polar- und Polarbrillantfarbstoffen (Gy) und Full- 
acidfarbstoffen (Ciba) liegen Reihen lichtechter, gut egalisierender, aber 
noch walkechter Wollfarbstoffe vor. Farbstoffe, welche Metallkomplex- 
salze bilden können und deren Färbungen in einem weiteren Bade in 
solche Farblacke übergeführt werden (Nachchromierung), dienen als 
Beizen- oder Chromierfarbstoffe zum Echtfärben von Wolle. Die Meta- 
chromfarbstoffe gestatten Färbung und ‚„Nachchromierung‘ in gleich- 
zeitigem Arbeitsgang. Metallkomplexsalze von Farbstoffen in Substanz 
[Neolanfarbstoffe (Ciba), Palatinechtfarbstoffe (I.G.)] stehen in der Echt- 
heit den Chromierfarbstoffen etwas nach, gestatten aber einfachere 
Färbeweise.. Von Dis- und Polyazofarbstoffen färben gewisse Reihen 
Baumwolle unmittelbar an (direktziehende, substantive oder Salzfarb- 
stoffe und andere Namen). In den Sirius- und Siriuslichtfarbstoffen (I.G.) 
und Chlorantin- und Chlorantinlichtfarbstoffen (Ciba) sind Reihen beson- 
ders ausgezeichneter substantiver Farbstoffe auf den Markt gekommen. 
Auch Viscosekunstseide läßt sich mit substantiven Farbstoffen färben, 
während für Celluloseacetatseide u. a. unsulfurierte und sulfurierte Azo- 
farbstoffe Verwendung finden und unter den Namen Cellit-, Cellitecht-, 
Celliton-, Cellitonechtfarbstoffe, Cellitazolfarbstoffe (I.G.), Setacylfarb- 
stoffe (Gy), Cibacetfarbstoffe (Ciba) im Handel sind. Die Herstellung 
von Azofarbstoffen der Faser wird in größtem Maßstabe ausgeübt 
(Naphthol-AS-Färberei). Sulfurierte und unsulfurierte Farbstoffe dienen 
auch in der Mal- und Anstrichtechnik und in graphischen Gewerben 
als Pigmentfarbstoffe und auf Substraten niedergeschlagen als Körper- 
farben. 
Zur Geschichte der Azofarkstoffe. Marksteine der Entwicklung sind 
die Erfindung der Azofarbstoffe selbst, die Auffindung substantiver 
Baumwollazofarbstoffe, die Einführung der Chromierfarbstoffe und die 
Herstellung der Naphthol-AS-Farbstoffe. Die heutige Zeit bringt manche 
wesentliche Verbesserung in bezug auf die Echtheit. 
Wie schon bemerkt, ist Peter Griess der Entdecker der Diazo- 
tierungsreaktion von Aminen. Amino-azobenzol wurde unter dem Namen 
  
  
1 Katanole (I.G.) sind farblose Schwefelungsprodukte von Phenolen, welche 
substantive Eigenschaften besitzen und gegen Eisensalze unempfindlich sind. Sie 
dienen an Stelle von Tannin und Brechweinstein als Beize für Baumwolle. 
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