Künstliche und natürliche Polyene. 3
Schon frühzeitig haben sich Botaniker und Chemiker — von Ber-
zelius an — mit den Carotinfarbstoffen beschäftigt und ein reichhaltiges
Material über ihr Vorkommen, ihre physikalischen Eigenschaften und
ihren Nachweis gesammelt. Erst Willstätter! und seinen Mitarbeitern
gelang es, reine Individuen aus den Pflanzen zu isolieren und ihre
er Zusammensetzung festzulegen, wobei ersterer aber schon begründete
ge später zur Wahrheit gewordene Zweifel an der Einheitlichkeit seiner
wi Präparate äußerte. Die von ihm geschaffenen Methoden bilden heute
va noch die Grundlage der Forschung. Ein weiterer großer Fortschritt
wurde durch Zechmeister? erzielt, der durch die katalytische Hydrie-
: rung des Carotin zeigte, „daß Carotin im wesentlichen aliphatische
ide Struktur besitze“. Fast gleichzeitig kam Karrer? zu solchen Vor-
Zu- stellungen beim Crocetin. Aber erst die inzwischen erfolgte Darstellung
ach von künstlichen Polyenverbindungen mit aromatischen Resten am Anfang
ar und Ende der Kette durch Kuhn? und ihre Ähnlichkeit mit Carotin’,
ter) ferner die Untersuchung der Absorption und das Verhalten gegen Benzo-
persäure und Chlorjod® gab den Anstoß, den Carotinfarbstoffen Polyen-
struktur zuzuweisen. In den letzten Jahren ist dann insbesondere durch
Karrer, Kuhn und auch Zechmeister die Chemie der Carotin-
farbstoffe in den wesentlichen Punkten geklärt worden.
Die Unterschiede zwischen den künstlichen und natürlichen Polyenen
des sind nicht groß. Die Natur baut aus Isopren:
er CH, Bien C—CH An CH,
|
CH,
Kohlenwasserstoffe und Abkömmlinge auf, so kommt es, daß man
einerseits an Stelle einfacher Methinketten Methylseitenketten in 1-5-
Stellung findet, wie dieses dem Aufbauelement des Isopren entspricht.
3 y Die Endstellen der natürlichen Polymethine sind andererseits durch
Terpenringe aus Isopren, Methyl- oder Carbonylgruppen stabilisiert,
9 während die Polyene von Kuhn Phenylreste tragen. Ein Vergleich
beider zeigt die Ähnlichkeit:
er AI -C-0=-06-0=-0-0-0-.0-0-0- —ı=0—C=0— N
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1910 N Y
den Diphenyl-hexadeca-octaen (blaustichig kupferrot) E
gen H,C CH, H,C CH, 5
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und 3,0 °0—-0=6-—0=0-0=0-0=-0-0-0-0=-0-0-0-0 C—C=C—C CH,
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)ides H;C 2. 0B, CH, CH, CH, CH, H,C—C CH,
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1 2 CH, B-Carotin (dunkelviolett) CH, \
uhn ' Willstätter, Mieg: Liebigs Ann. 355, 1 (1907); vgl. auch Zechmeister: E
daß Die Forschungen Richard Willstätters auf dem Gebiete der Carotinoide. "
otin- Naturwiss. 20, 608 (1932). — 2 Zechmeister, v.Cholnocky, Vrabely: Ber. ie
eren dtsch. chem. Ges. 61, 566 (1928); vgl. auch Liebermann, Mühle: Ber. dtsch. I
933). chem. Ges. 48, 1653 (1915); Herzig, Faltis: Monatsh. Chem. 35, 997 (1914). — |
.Y.) ®° Karrer, Salomon: Helvet. chim. Acta 11,87, 116,128, 144: (1928), :
Ges. * Kuhn, Winterstein: Helvet. chim. Acta 11, 87, 116, 123, 144 (1928). — 5
das ° Am 22.4.1927 hatte R. Kuhn bereits auf die Ähnlichkeit des Carotin mit den 8
opın Polyenen hingewiesen. — ® Pum merer, Rebmann: Ber. dtsch. chem. Ges. 61, N
1099 (1928). \E
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