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142 Heterocyclische Verbindungen.
roten Rose! und in dem purpurschwarzen Stiefmütterchen? die ent-
sprechenden Flavon- und Flavyliumfarbstoffe nebeneinander gefunden.
Man findet auch häufig in einer Minderzahl von Blüten andere als zur
Pflanze gehörende Anthocyane®, was die Untersuchung erschwert.
Über das Vorkommen der Anthocyane? ist noch zu sagen, daß sich
in Blättern bei roten Varietäten (Blutbuche, Bluthasel) solche finden,
ferner bei jungen Trieben und herbstlichen Blättern5, demnach dann,
wo das Reduktionsvermögen des Chlorophyll auf vorhandene Flavon-
verbindungen übertragen werden kann. Denn es sind Gründe für die
Annahme®»6 vorhanden, daß nur da Anthocyanbildung eintritt, wo
die entsprechenden Vorstufen vorhanden sind, und die weite Verbreitung
von Flavonverbindungen in der Pflanzenwelt insbesondere in der Blatt-
epidermis bei stark belichteten Pflanzen (Shibata) spricht für diese als
Vorstufe. In jungen Weinblättern wurden farblose Anthocyaninvor-
stufen? aufgefunden, die bei Einwirkung von starker Salzsäure auch bei
Abwesenheit von Sauerstoff in Farbstoffe übergehen und als Glucoside
der zu den Anthocyaninen gehörenden Leukobasen aufgefaßt werden.
Nach neueren Forschungen ® ist anzunehmen, daß es sich um Verbindungen
handelt, welche in der 3-4-Stellung des Pyranringes die Gruppe CH(OH)-
CH(OH) tragen, so wäre (I) z. B. der Vor-
HOH OH (1) läufer des Cyanidin.
LH oH Abspaltung von Wasser würde dann Cya-
| | NoH we ‚.. Aldan ergeben. In diesen Leukoanthocya-
BES LAN _2-0H ninen dürften die Hydroxylgruppen Zucker-
een oder Säurereste tragen. Auch eine Verän-
derung der Farbe mit der Temperatur ist
beobachtet worden, so z.B.an den Blüten von Myosotis (bei niederer
Temperatur rot, bei höherer blaßblau), bei Erodium und Syringa von
blauviolett nach farblos.
Durch die Ermittlung der chemischen Konstitution ist der Einfluß
der Acidität und Alkalität des Zellsaftes? für die Farbabstufung in den
Blüten erkannt worden. Neuerdings wird aber den in den Rohextrakten
aufgefundenen Co-Pigmenten wie Tannin oder Gallussäure u.a. die
Kraft zugesprochen, die Farbe zu intensivieren oder etwas zu verändern.
Auch soll das Glucosid von 2-Oxyxanthon ein kräftig wirkendes Co-
Pigment für Cyanin sein. Die violette innere Blüte der Fuchsie enthält
z. B. etwas Tannin und ist vor allem deshalb von der äußeren roten ver-
schieden. Demnach hätte die Bildung von Komplexen mit organischen
Substanzen oder auch Eisen mehr Einfluß auf die Färbung von Varie-
täten als die Acidität des Zellsaftes. Eine Ausnahme bildet Primula
sinensis, deren magentafarbene und blaue Varietäten das gleiche Antho-
cyanin enthalten; die viel intensiver farbigen magentafarbigen Individuen
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