146 Heterocyclische Verbindungen.
und ist vielleicht ein 3-Biosid (s. noch unter Antirrhinin). Es zerfällt
bei der Hydrolyse in Cyanidin, Glucose und Rhamnose.
Prunicyaninchlorid!, C,,H,,0,,Cl, rote Flocken noch nicht ganz rein
erhalten, ist in Prunus spinosa, der Haut der Schlehenbeere und vielleicht
in Prunus domestica, der Pflaume enthalten. Als Zucker wurde Rhamnose
und eine Hexose gefunden. Es soll ein 3-Biosid sein.
Sambueinchlorid?, C,,H;,0,,C1, rote Flocken, findet sich in Sambucus
nigra, den Beeren des schwarzen Hollunder (nicht zu verwechseln mit
einem Alkaloid Sambuein aus der gleichen Pflanze). Es zerfällt in Rham-
nose, Glucose und Cyanidin und scheint eine Mischung von Mono- und
Diglucosiden zu sein. Nach neueren Angaben® sollen zwei Farbstoffe
im Hollunder enthalten sein, Sambuecin soll identisch mit Chrysanthemin
sein, der zweite Farbstoff C,,H;,0s,Cl, eine dimolekulare Verbindung
(Sambucyanin) von Chrysanthemin mit einem Cyaninpentoseglucosid.
Der Zuckerrest des Pentoseglucosid soll sich in Stellung 3 befinden.
Antirrhininchlorid®, C,,H,,0,,Cl, je nach Krystallwassergehalt blaß-
gelb bis scharlachrote Nadeln, findet sich in Antirrhinum majus, den
magentafarbigen Blüten des großen Löwenmaul und in Linaria vulgaris,
den Blüten des gemeinen Leinkrautes®. Es zerfällt in Cyanidin, Rhamnose
und Glucose und soll ein 3-Biosid sein. Das Antirrhinin wird mit dem
Keracyanin für identisch gehalten, was mit den Untersuchungen anderer
Forscher nicht übereinstimmt, das gleiche gilt für Sambucin.
Peltogynidin® ist ein neues dem Cyanidin nahestehendes Antho-
cyanidin, das aus den Leukoanthocyaninen der Hölzer von Copaifera
pubiflora und von verschiedenen Peltogynumarten erhalten wurde.
Die Ähnlichkeit mit 5-O-Methyleyanidin ist groß.
Ein 6-Oxyeyanidin? scheint in den Bucheckern von Fagus silvatica,
dem Kernholz von Schwarzdorn (Prunus spinosa) und der Eibe (Rinde
und Kernholz) vorzuliegen.
4. Delphinidinchlorid®, C,,H,,0,C1, 3-5-7-3'-4'-5’-Hexaoxy-flavy-
liumchlorid, bräunlichschwarze Täfelchen, zerfällt bei der Alkalispaltung
in Phloroglucin, Gallussäure und Pyrogallol. Die Synthese? ist aus -3-4-5-
Tetramethoxy-acetophenon und 2-Oxy-4-6-dimethoxybenzaldehyd sowie
aus &-3-4-5-Tetraoxy-acetophenon und O?-Benzoyl-phloroglucinaldehyd!®
gelungen.
Vom Delphinidin abgeleitete Farbstoffe:
Gentianinchlorid!!, C,,H,,0,,C1, blaurote Flocken, wahrscheinlich ein
Monoglucosid, ist in Gentiana acaulis, dem stengellosen Enzian ent-
halten; es enthält noch ein Mol p-Oxyzimtsäure.
ı Willstätter, Zollinger: Liebigs Ann. 412, 164 (1916). — Robertson,
Robinson: J. chem. Soc. Lond. 1927, 2196. — ?® Karrer, Widmer: Heivet.
chim. Acta 10, 80 (1927). — ® Nolan, Casey: Proc. roy. irish Acad. 40, 56
(1931). — * Sceott-Moncrieff: Biochemie. J. 24, 753 (1930). — ® Hadders,
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Mieg: Liebigs Ann. 408, 61 (1915). — ® Pratt, Robinson: J. chem. Soc. Lond.
127, 166 (1925). — ? Pratt, Robinson: J. chem. Soc. Lond. 127, 166 (1925). -
1 Bradley, Robinson, Schwarzenbach: J.chem. Soc. Lond. 1930, 793.
ıl Karrer, Widmer: Helvet. chim. Acta 10, 67 (1927); vgl. hierzu Reynolds,
Robinson: J. chem. Soc. Lond. 1934, 1039.
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