Full text: Natürliche organische Farbstoffe (2. Band)

  
6 Carotinfarbstoffe (Polyenfarbstoffe, Lipochrome). 
Farbstoff des Safran als Digentiobiosid! vor also als Glucosid, der einzige 
bisher bekannte Fall eines Glucosides. 
Über die Bildung? der Carotinfarbstoffe in der Pflanze weiß man 
sonst wenig, es scheint, daß die Synthese im Dunkeln verlaufen kann, 
wie das Beispiel der Mohrrübe beweist. Ob unter Lichtabschluß ent- 
wickelte, chlorophyllfreie sog. etoilierte Blätter Carotinfarbstoffe ent- 
halten, ist beim Bohnenblatt verneint, beim Maisblatt bejaht worden ®. 
Über die Anschauungen, welche man über die Farbstoffe der herbstlichen 
Blätter hat (Vergilben), wird später bei den Xanthophyllen berichtet. 
Reifende Früchte verdanken den Farbumschlag von Grün nach Gelb 
oder Rot manchmal nur dem Verschwinden des Chlorophyll, welches 
vorhandenen Carotinfarbstoff verdeckt z. B. bei den Bananen; vielfach 
verschwinden zunächst nicht nur Chlorophyll, sondern auch Carotin- 
farbstoffe, so daß man eine fast farblose Phase feststellen kann, worauf 
erneute Bildung der Carotinfarbstoffe eintritt. Licht, Luftsauerstoff, 
Temperatur und Enzyme sind die treibenden aber offenbar in der Wirkung 
ungleichen Kräfte. Sauerstoffbedarf wurde wiederholt festgestellt, Über- 
schreiten einer gewissen Temperatur z. B. bei der Tomate läßt diese 
nicht rot, sondern gelb werden. Die Rolle der Carotinfarbstoffe bei dem 
pflanzlichen Stoffwechsel ist nicht klargestellt, möglicherweise kommt 
Lichtschutz in Frage. 
Die im tierischen Organismus? aufgefundenen Carotinfarbstoffe 
scheinen mit Ausnahme des Astacin alle pflanzlichen Ursprunges zu 
sein. In vielen Teilen des Körpers sind sie anzutreffen. Der Zusammen- 
hang zwischen Carotin und Vitamin wird beim Carotin selbst erörtert. 
In der Pflanze? findet man die Carotinfarbstoffe als Bestandteile 
der im Plasma eingebetteten Chromatophoren, in den grünen ist ihre 
Farbe durch Chlorophyll verdeckt, in den chlorophyllfreien erscheint 
gelbe bis rote Farbe. Meist ist der Farbstoff in Lipoiden kolloid gelöst 
oder mit Fettstoffen vermengt oder als Farbwachs vorhanden, seltener 
in Krystallform (Mohrrübe). Typisch sind die Absorptionsspektra®, 
welche vielfach wesentliche Dienste bei der Erforschung geleistet haben, 
ebenso wie die Bestimmung des Gehaltes in Lösungen mittels colori- 
metrischer Methoden’. 
Zur Abscheidung des Farbstoffes (geringe Mengen mit viel Ballast- 
stoffen sind hier typisch) dient die Entmischungsmethode, welche zuerst 
von Stokes 1864 angegeben und von Willstätter®in seinen klassischen 
1 Karrer, Miki: Helvet. chim. Acta 12, 985 (1929). — ° Vgl. die Zusammen- 
stellung bei Zechmeister in Klein: Handbuch der Pflanzenanalyse, III, 2, 
S.1245, der auch das folgende im wesentlichen entnommen ist, ferner Zech- 
meister: Carotinoide S. 21. — ® R. Willstätter u. A. Stoll: Assimilation der 
Kohlensäure, S. 134. — * Literatur bei Zechmeister: in Klein: Handbuch der 
Pflanzenanalyse, III, 2, 8.1245; ferner Zechmeister: Carotinoide 8.272. — 
5 Nachweis siehe Zechmeister in Klein: Handbuch der Pflanzenanalyse III, 
2, 8.1255 und Zechmeister: Carotinoide S. 78; berühmt ist die kornblumen- 
blaue Färbung, welche die Farbstoffe mit konzentrierter Schwefelsäure geben 
(Marquardt 1835); die Reaktion ist aber nicht ganz spezifisch, ebenso wie die 
Reaktion mit Antimontrichlorid (Carr-Pricesche Reaktion). — ® Vgl. hierzu 
Bd.I, S.9 und insbesondere $S. 14. — ” Kuhn, Brockmann: Z. physiol. Chem. 
206, 41 (1932), und zwar 8.51. — ® R. Willstätter u. A. Stoll: Untersuchungen 
über Chlorophyll, S.154, 231; dort sind z. B. genannt Borodin, Kraus und 
Sorby; ferner Kuhn, Brockmann: Z. physiol. Chem. 206, 41 (1932). 
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