Full text: Natürliche organische Farbstoffe (2. Band)

  
  
  
  
164 Heterocyclische Verbindungen. 
von Westindien) neben Gossypetin und Quercetin. Es ist in Alkali mit 
gelber Farbe löslich und bildet ein Acetylderivat vom Smp. 238—239°. 
Der Farbstoff könnte mit Hibiscin (S. 145) identisch sein. 
Hypericin oder Hypericumrot!. In den Blüten von Hypericum 
perforatum, dem Johanniskraut, befindet sich neben Quercetin ein roter 
Farbstoff, das Hypericin oder Hypericumrot. Er hat die Formel C,H, 0; 
und bildet ein dunkelviolettrotes Pulver; die Zusammensetzung deutet 
auf eine Zugehörigkeit zur Flavongruppe hin. Bei der alkalischen Spal- 
tung wurde ein Syrup erhalten, der möglicherweise aus Acetophenon 
und Benzoesäure bestand. 
Trifolitin?. In den Blüten des roten Klee Trifolium pratense befindet 
sich neben dem Flavonderivat Pratol ein Glucosid Trifolin, C»H„O;,, 
gelbliche Nadeln vom Zersetzungspunkt 260°, das bei der Hydrolyse 
in Rhamnose und Trifolitin, C,,H},0,, gelbe Nadeln vom Zersetzungspunkt 
275° zerfällt. Trifolitin löst sich in Alkalien mit gelber Farbe, die Lösung 
in Schwefelsäure fluoresciert leuchtend grün. Es bildet ein Tetraacetyl- 
derivat vom Smp. 182°, enthält keine Methoxygruppe und hat die 
Eigenschaften eines Tetraoxyphenyl-naphthochinon. Gebeizte Baum- 
wolle wird hellgelb gefärbt. 
Zur Gewinnung dient der alkoholische Auszug der Blüten. 
b) Farbstoffe aus Blättern usw. 
Cocafarbstoffe?. In den Cocablättern sind enthalten: Cocacitrin, 
C,,H30;,, blaßgelbe Prismen vom Smp. 186°, das sich in einen Zucker 
Cocaose (d-Talose, vermutlich zerfallen aus einer Biose) und ÜCocacetin, 
C,,H150,, gelbe Nadeln vom Smp. 261—263° spaltet. Letzteres gibt 
bei der Aufspaltung mit Kali Phloroglucin und Protocatechusäure. 
In den Mutterlaugen des Cocaeitrin findet sich Cocaflavin vom Smp. 163 
bis 164° und der Formel C,,H,sO,,, das in Glucose und Galaktose (ver- 
mutlich aus Lävulose) und Cocaflavetin zerfällt. Letzteres hat die Zu- 
sammensetzung C,,H70,(OCH3), und bildet blaßgelbe Blättchen vom 
Smp. 230°. 
Zur Gewinnung dient Java-Coca, aus der die Farbstoffe mittels einer 
mühsamen Extraktion erhalten werden. 
Kaktorubin®. Kakteen bilden an Wundflächen einen ziegel- bis 
carmoisinroten Farbstoff, das Kaktorubin. Vorbedingung ist Feuchtigkeit 
und Sauerstoff. Eine Beziehung zur Carminsäure konnte nicht gefunden 
werden. 
Oroberol und Orobol. Orobus tuberosus, eine Papilionaceae, ent- 
hält einen Oroberol? genannten krystallisierbaren Farbstoff C,,H,40;, hell- 
rosafarbene Blättchen vom Smp. 290°, der kein Glucosid, sondern eine 
Säure ist. Entweder sind zwei Carboxylgruppen oder eine Carboxyl- 
gruppe und eine labile Lactongruppe vorhanden. 
Zur Darstellung dient der Alkoholauszug. 
1 Dieterich: Pharmaz. Z.halle 32, 683 (1891). — Wolff: Pharmaz. Z.halle 
36, 193 (1895). — Cerny: Z. physiol. Chem. 73, 371 (1911); vgl. auch Keegan: 
Chem. News 111, 290 (1915). — ? Power, Salway: J.chem. Soc. Lond. 97, 231 
(1910). — ? Hesse: J. pract. Chem. (2) 66, 401 (1902). — * Molisch: Ber. dtsch. 
bot. Ges. 46, 205 (1928). — °® Bridel, Charaux: ©. r. Acad. Sci. Paris 190, 202 
(1930); Bull. Soc. Chim. biol. Paris 12, 317 (1930). 
    
  
	        
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