Full text: Natürliche organische Farbstoffe (2. Band)

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Benzochinonverbindungen. 65 
Muscarufin. Der Farbstoff des Fliegenpilzes (Amanita muscaria L) 
ist zuerst von Griffiths!, dann von Zellner? beschrieben worden. 
Die Reindarstellung und Konstitutionsaufklärung ist Kögl und Erx- 
leben? geglückt, von ihnen stammt der Name. Der Farbstoff liegt 
wahrscheinlich ursprünglich als Glucosid vor, hat die Zusammensetzung 
C,,H}s0, und bildet orangerote rhombische Krystalle vom Smp. 275,5°. 
Er gibt ein Monoacetylderivat vom Smp. 197° (orangegelbe Stäbchen), 
die reduzierende Acetylierung führt zu einem Triacetylderivat vom 
Smp. 184° (farblose Nadeln). Der Farbstoff hat nach der elektrometrischen 
Titration 3 Carboxylgruppen, die Zinkstaubdestillation lieferte Terphenyl, 
die katalytische Hydrierung ein Hexahydromuscarufin, so daß außer 
dem chinoiden System noch zwei Doppelbindungen vorhanden sein 
müssen. Die alkalische Oxydation mit Wasserstoffsuperoxyd gab 
Phthalsäure, die des hydrierten Muscarufin Adipinsäure. Danach muß 
das phenolische Hydroxyl in Stellung 3 oder 6 des Chinonringes sich 
befinden; von den Carboxylgruppen stehen zwei an den Kohlenstoff- 
atomen 2’ bzw. 2”, die andere Carboxylgruppe der Phthalsäure wird 
von den Kohlenstoffatomen 2 und 5 des Chinonringes geliefert. Es 
muß weiter eine zweifach ungesättigte carboxylhaltige Seitenkette vor- 
liegen, die sich nachweisen ließ: Triacetyl-leukomuscarufin kondensiert 
sich nämlich mit Malonsäureanhydrid, daraus ergibt sich folgende 
Konstitution für Muscarufin: 
OÖ COOH 
|| | 
" Ho-( De 
| a 
v \Y\ SE 
COOH 0. CH=CH--CH=CH--C00H. 
Die von Kenner* an o-substituierten Diphensäuren entdeckte 
Spiegelbildisomerie schien nach der obigen Formel mit Rücksicht auf 
das doppelte Diphenylsystem mit je dreifacher o-Substitution möglich, 
konnte aber nicht nachgewiesen werden. 
Gewinnung. Die roten Häute von Fliegenpilzen werden in Äthyl- 
alkohol eingelegt und bei 0° aufbewahrt. Dann wird der Extrakt mit 
Silbernitrat gefällt, das Silbersalz zerlegt und der Farbstoff gereinigt. 
Citrinin®. Dieser Farbstoff bildet sich bei der Züchtung von Peni- 
cillium eitrinum auf Glucosenährlösung. Citrinin ist eine einbasische Säure 
CH,40;, bildet goldgelbe prismatische Nadeln vom Smp. 166—170° 
und ist optisch aktiv. [«] Hg grün — — 41,70 (Alkohol). Es enthält 
keine Methoxy- oder Ketogruppe, jedoch eine Hydroxyl- und eine 
Carboxylgruppe. Durch Hydrolyse mit verdünnter Schwefelsäure wird 
eine Verbindung (I) erhalten, die ein asymmetrisches Kohlenstoffatom, 
zwei phenolische und eine alkoholische Hydroxylgruppe enthält und 
1 Griffiths: C. r. Acad. Sei. Paris 122, 1342 (1896); 130, 42 (1900). — 
2 Zellner: Monatsh. Chem. 27, 282 (1906). — ? Kögl, Erxleben: Liebigs Ann. 
479, 11 (1930). — * Christie, Kenner: J. chem. Soc. Lond. 121, 614 (1927); 
vgl. auch Kuhn, Albrecht: Liebigs Ann. 464, 91 (1928). — Kuhn, Goldfinger: 
Liebigs Ann. 470, 183 (1929). — 5 Hetherington, Raistrick: Philos. trans. roy. 
Soe. Lond. B 220, 209, 269 (1931). — Coyne, Raistrick, Robinson: Philos. 
trans. roy. Soc. Lond. B 220, 297 (1931). 
Mayer, Farbstoffe. 3. Aufl. Bd. II. 5 
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