Insektenfarbstoffe. 85
Nephromin. In der in Neufundland einheimischen Flechte Ne-
phromium lusitanicum ist das Nephromin! C,4H50,, ockerfarbene Nadeln
vom Smp. 196° enthalten, das ein Sauerstoffatom mehr als Physcion
enthält und möglicherweise sich um eine Hydroxylgruppe von ihm
unterscheidet.
Weitere Anthrachinonabkömmlinge sollen angeblich folgende aus
Flechten isolierte Stoffe sein: Blastenin?, Endococein?, Fragilin*,
Hymenorhodin°®, Placodin® und Rhodophysein’”?.
Insektenfarbstoffe. 1. Cochenille. Die Weibchen einer in Mexiko
und Zentralamerika vorkommenden Schildlaus Coccus cacti, welche in
Plantagen auf einer Cactusart Nopalea coccinellifera gezüchtet werden,
enthalten einen roten Farbstoff, die Carminsäure, der bis zur Ver-
drängung durch die wohlfeileren roten Azofarbstoffe viel verwandt
wurde. Eine Pflanzung von 3 ha liefert etwa 300 kg Cochenille, 140000
Läuse wiegen 1 kg. Zur Aufarbeitung tötet man sie durch Wasserdampf
oder trockene Hitze und verwendet sie gemahlen als Cochenille, die
10% Farbstoff enthält. Der Farbstoff zieht auf gebeizter Wolle und
Seide®. Der Zinnlack auf Wolle zeigt schöne scharlachrote, ziemlich
licht- und waschechte Färbungen.
Zur Gewinnung der Carminsäure® reinigt man über das Bleisalz.
Die Carminsäure bildet rote Nadeln, die bei 130° dunkel werden und
bei 250° verkohlen.
'armin!0 wird hergestellt, indem man die Cochenille mit Wasser
auskocht und die Lösung mit Alaun fällt, wobei ein Tonerdekalksalz
der Carminsäure entsteht, das noch stickstoffhaltige Stoffe enthält.
Carmin wird als Aquarellfarbe, zum Färben mikroskopischer Präparate,
von Nahrungsmitteln und für Schminke benutzt.
Die von Liebermann!! mit C,H,O,; angenommene Summen-
formel ist von Dimroth!? in C„H,,O,; geändert worden. Die Oxy-
dation mit Salpetersäure liefert als Spaltstück die Nitrococcussäure1?,
welche sich durch die Synthese!* als eine Trinitrokresotinsäure der
1 Bachmann: Ber. dtsch. bot. Ges. 5, 192 (1887). — Hesse: J. pract. Chem.
(2) 57, 443 (1898); (2) 68, 52 (1903). — ? Senft: Z. allg. öster. Apoth.ver. 52,
165 (1914). — Hesse: J. pract. Chem. (2) 58, 465 (1899); (2) 63, 522 (1901). —
3 Zopf: Liebigs Ann. 340, 276 (1905). — * Zopf: Liebigs Ann. 300, 322 (1898);
340, 276 (1905). — ® Zopf: Liebigs Ann. 346, 82 (1906). — ° Zopf: Liebigs
Ann. 288, 38 (1895). — ? Senft: Z. allg. österr. Apoth.ver. 52, 165 (1914). —
Zopf: Liebigs Ann. 340, 276 (1905). — ® Zusammensetzung von Metallsalz-
fällungen: Guggiari: Ber. dtsch. chem. Ges. 45, 2442 (1912). — ?° Schunck,
Marchlewski: Ber. dtsch. chem. Ges. 27, 2979 (1894). — v. Miller, Rhode:
Ber. dtsch. chem. Ges. 30, 1762 (1897). — Dimroth: Liebigs Ann. 899, 1 (1913). —
10 Liebermann: Ber. dtsch. chem. Ges. 18, 1969 (1885). — Frey: Zur Kenntnis
des Carmins und der Neocarminsäure. Diss. Techn. Hochschule Zürich 1931. —
ll Liebermann, Höring, Wildermann: Ber. dtsch. chem. Ges. 33, 149 (1900);
Zusammenstellung der ältesten Literatur bei v. Miller, Rhode: Ber. dtsch.
chem. Ges. 26, 2647 (1893); weitere Untersuchungen, die zum Teil nur noch
geschichtlichen Wert haben: Liebermann: Ber. dtsch. chem. Ges. 18, 1969, 1975
(1885); 31, 2079 (1898). — Landau: Ber. dtsch. chem. Ges. 33, 2442, 2446 (1900). —
Liebermann, Landau: Ber. dtsch. chem. Ges. 34, 2153 (1901). — Liebermann,
Lindenbaum: Ber. dtsch. chem. Ges. 35, 2910 (1902). — v. Miller, Rhode:
Ber. dtsch. chem. Ges. 30, 1759 (1897). — !'? Dimroth, Kämmerer: Ber. dtsch.
chem. Ges. 58, 471 (1920). — '% Warren de la Rue: Liebigs Ann. 64, 1 (1848). —
Liebermann, van Dorp: Liebigs Ann. 163, 97 (1872). — !* v. Kostanecki,
Niementowski: Ber. dtsch. chem. Ges. 18, 250 (1885).
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