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mit demselben Längenmaassstab, Kräftemaassstab und Pol-
distanz und addirt dann die Flächen, indem man je zwei
senkrecht übereinander liegende Ordinaten von den zwei
zugehörigen Flächen zur neuen Ordinate der gesuchten
Fläche macht.
B. Das Trägheitsmoment J des Querschnittes.
Liegen die Richtungslinien der wirkenden Lasten alle in
einer Ebene, welche den Querschnitt des Trägers symmetrisch
theilt, sogen. Symmetrieebene ist, so giebt es im Träger eine
Schicht, eine Ebene, welche senkrecht zur erklärten Symmetrie-
ebene liegt und in welcher die Fasern des Trägermaterials
weder gezogen, noch gedrückt werden, sondern ihre ursprüng-
liche Länge beibehalten. (Fig. 115.) Diese Schicht heisst
die neutrale Schicht und die Durchschnittslinie derselben mit
einer senkrechten Querschnittsebene die neutrale Axe des
Querschnittes. Die neutrale Axe des Querschnittes ist bei
der oben vorausgesetzten Wirkung der Lasten stets die
horizontale Schweraxe des Querschnittes. Alle zu einer Seite
der neutralen Schicht oder Axe gelegenen Fasern werden
entweder nur gedrückt, oder nur gezogen, und die äussersten
Fasern am meisten.
Zerlegt man die ganze Querschnittsfläche in eine sehr
grosse (theoretisch unendlich grosse) Anzahl sehr kleiner
(theoretisch unendlich kleiner) Theile fj, fa, fs ...., bestimmt
deren Entfernung yı, Ya, Ys .... von der neutralen Axe,
multiplieirt jedes Flächentheilchen mit dem Quadrate seiner
Entfernung von der neuträlen Axe und addirt alle diese
Producte, so nennt man den so erhaltenen Werth das Träg-
heitsmoment des Querschnittes für die neutrale Axe. Die
Summation selbst zur Erzielung eines geschlossenen Aus-
druckes lässt sich meist nur mit Hülfe der höheren Mathe-
matik ausführen und sind die Resultate in einer Tafel im
Anhang zusammengestellt.
Das Tragvermögen eines Trägers ist um so grösser, je
grösser das Trägheitsmoment seines Querschnittes ist und
man wird mit gegebener Masse das tragfähigste Profil her-
stellen, wenn die Gruppirung der Flächentheilchen so erfolgt,
dass die meiste Masse von der neutralen Axe weg nach
Aussen gelegt wird.
C. Die zulässige Inanspruchnahme A pro [_]em und die Ent-
fernung e der äussersten Faser von der neutralen Axe.
Die äussersten Fasern werden bei Biegung des Trägers
die grössten Spannungen auszuhalten haben und die zulässige
Inanspruchnahme, der das Material noch mit Sicherheit wider-
stehen soll, wird für diese äussersten Fasern zu bemessen
sein. Je nachdem nun die Elastieitätsgrenze für Zug oder
Druck, d. h. der Tragmodul für Zug oder Druck grösser