Full text: Nahrungs- und Genussmittel als Erzeugnisse der Industrie (Heft 3 = Gruppe 4)

    
     
   
    
     
   
  
  
  
  
  
  
   
  
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
     
     
      
  
  
    
  
  
14 Adolf Ott in Bern. 
dem schon eine äusserst geringe Menge zur Farbengebung hinreicht.*) 
Nähere statistische Angaben über den Weinbau in Spanien fehlen uns; 
als Durchschnittsertrag nimmt man 25 Mill. Hektoliter an. Die Fort- 
schrittsmedaille wurde u. a. zuerkannt an: Diego de Agreda in Cadix 
für Xerez de la Frontera; Raphael Blanco in Cordova für Montilla, 
Bartolome Galabuig in Valencia für Muskat; Maisonave & Comp. in 
Alicante für Fondillon, Muskat, Oporto und Malvasia ; Hermanos Scholtz 
in Malaga. 
Aus Frankreich, welches noch immer alle Weinmärkte der Welt 
beherrscht, waren hauptsächlich vom Departement de l’Herault, von 
Montpellier & Cette Weine zur Ausstellung gesandt worden, allein man 
muss gestehen, dass sich dieselben mehr durch ihre Billigkeit als wie 
durch ganz besondere Vorzüge auszeichneten. Dies erklärt sich dadurch, 
dass in Frankreich das Verfahren von Petiot, wodurch die Weinvermeh- 
rung recht gut bis zu 500 % gesteigert werden kann, eine ausgedehnte 
Anwendung findet, ja man behauptet, dass ein Drittel aller französischen 
Weine auf diese Art hergestellt werde! Wie es mit vielen chemischen 
Processen der Fall ist, so führte ein Zufall zur Entdeckung dieses wich- 
tigen Verfahrens, welches wir hier unter Benutzung der neusten Quellen 
kurz beschreiben wollen.**) 
In den burgundischen Weindistrikten war es nämlich üblich, dass 
man die abgepressten Treber dem Gesinde überliess, welches dieselben 
mit Wasser übergoss, sie damit unter Umrühren 20—30 Stunden in 
Berührung und die abgezogene Flüssigkeit vergähren liess. ‘Einmal fiel 
es Jemanden ein, diesem Moste Zucker beizufügen. Der Erfolg war so 
günstig, dass Herr P6tiot, Gutsbesitzer zu Chaminy in Burgund, sich 
veranlasst fühlte, weitere Versuche nach diesem Verfahren anzustellen, 
woraus sich ergab, dass man die Treber fünfmal nach einander mit 
einem der 'abgepressten Mostmenge gleichkommenden Wasserquantum 
behandeln könne, um trinkbaren Wein zu erhalten. Nach ihm wurde 
das Verfahren Petiotisiren genannt. ‘In schlechten Jahren fand man, 
dass der hienach dargestellte Wein sogar den aus dem Most direkt er- 
haltenen an Güte übertraf, was seinen Grund darin hat, dass die in dem 
  
*) Verfasser glaubt hier auf das Unzweckmässige der genannten Methode um 
so mehr aufmerksam machen zu müssen als neuerdings gerade von schweizer. Firmen, 
welche dadurch gewissen Kellereigeräthen Absatz verschaffen wollen, die Gährung auf 
den Beeren warm empfohlen wird. Diese Art tnd Weise der Weinbereitung ist’ aber 
sowohl im Widerspruch mit der Wissenschaft als mit der Praxis, Erstere.hat gezeigt, 
dass der Gerbstoff, welcher in Kernen und Schalen zu mehreren Procenten enthalten 
ist, ein sehr wandelbarer Körper ist, welcher bei rothen Weinen z. B. oft Farbstoff 
chemisch oder mechanisch mit sich niederreisst und Trübung verursacht. Bekanntlich 
sind auch Weissweine ungleich haltbarer als Rothweine, obgleich sie weit weniger Gerb- 
stoff enthalten, Man will zwar gefunden haben, dass Beerenwein mehr Aroma enthalte 
als Wein, den man nicht auf den Hülsen vergähren liess, 
seine geringere Haltbarkeit nicht aufwiegen, 
allein dieser Umstand würd: 
**) Die Vermehrung und Verbesserung des Weines von Dr. Joseph Bersch, Wien 1873 
     
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