Adolf Ott in Bern.
Anhanse.
Die Fabrikation des Kirschwassers.
Von
F. Mühlberg,
Professor an der Kantonsschule in Aarau.
Kirschwasser wird auf der ganzen mittelschweizerischen Hochfläche,
vornehmlich aber längs des Nordabhanges der Alpen und im Jura pro-
duzirt. Die Kultur des Kirschbaumes ist besonders lohnend in der hüg-
ligen oder ebenen Umgebung des Genfersees, des Thunersees, des Vier-
waldstättersees, des Zugersees und des obern Zürichsees. Im Allgemeinen
erfreuen sich die Kirschwasser des Zugerlandes, des Frickthales und von
Baselland in der Schweiz des meisten Beifalles. — Nirgends wird zur
Gewinnung des Kirschwassers die wilde Waldkirsche verwendet, obschon
der Zuckergehalt derselben und also auch die Ausgiebigkeit eines be-
stimmten Quantums am grössten wäre; ihre Frucht ist nämlich zu klein
und ihre Tragfähigkeit zu gering. Die häufigst angewendete Sorte ist
die süsse, weiche, rothstielige Kirsche, also eine schwarze Kirsche. neben
welcher übrigens noch andere schwarze Kirschsorten und auch weiche
rothe Kirschen häufig kultivirt und verwendet werden. Die harten Kir-
schen dagegen sind nicht ausgiebig und werden fast ausschliesslich von
Hand gegessen.
Die Kirschen werden erst bei voller Reife gepflückt, und zwar
einerseits mit Rücksicht auf die Raschheit der Ernte, anderseits weil
man glaubt, dass das Mitnehmen der Stiele dem Destillat einen unange-
nehmen Geschmack ertheile, sowie auch mit Rücksicht auf Raumerspar-
niss im Fasse, so, dass die Stiele am Baum bleiben. Es ist nothwendig,
zur Ernte trockenes Wetter abzuwarten, weil nasse Kirschen sehr leicht
in Fäulniss gerathen und ihr Destillations-Produkt qualitativ und quan-
titativ geringer ist. An den meisten Orten werden die Kirschen zur Gäh-
rung in Fässer eingemacht, welche merkwürdigerweise nach stattgehabtem
Gebrauch nur mit dem Besen ausgescheuert und trocknen gelassen, aber
gar nicht in der Weise wie die Weinfässer gereinigt werden dürfen. Eine
Gesellschaft, welche sich die Zentralisation der Produktion für ihre Um-
gebung und die ausschliessliche Lieferung reiner ächter Waare zur Auf-
gabe gemacht hat (Zuger Kirschwasser-Gesellschaft), hat jedoch auch an-
gefangen, ihre Kirschen in grosse Gementgruben einzuschlagen, was sich
als sehr zweckmässig erwiesen hat. Nur entwickelt ihre Entleerung und
spätere Reinigung (wegen der sich ansammelnden, jedoch leicht auszu-
pumpenden Kohlensäure) einige Vorsicht. Während der Gährung darf
die Oeffnung des Behälters nicht fest verschlossen werden, um die Kohlen-
säure ungehindert entweichen zu lassen. Die gährenden Kirschen steigen
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