Full text: Handbuch der Spritzgußtechnik der Metallegierungen einschließlich des Warmpreßgußverfahrens

    
100 Die Spritzgußform. 
diesen das Gewicht der Angüsse in jedem Falle einen größeren Teil 
vom Gewicht des Rohgußkörpers ausmacht als bei großen, schweren 
Stücken, bei denen somit dieser Rücksicht geringere Bedeutung zu- 
kommt. 
Das Gießmetall erfährt beim Durchfließen der Eingußöffnung eine 
Abkühlung, die unter sonst gleichen Umständen um so stärker ist, je 
länger der Strömungsweg durch den Einguß ist. Hierdurch und durch 
die Rücksicht auf das Abfallgewicht wird es geboten, die Länge der 
Eingußöffnung in mäßigen Grenzen zu halten. Allerdings ist in man- 
chen Fällen eine gewisse mäßige Abkühlung des Gießmetalles vor dem 
Einströmen in die eigentliche Hohlform erwünscht. In solchen Fällen 
kann mitunter auch eine allzu geringe Eingußlänge schädlich sein. 
Das den Einguß umgebende Formmaterial erfährt eine intensive 
Erwärmung durch die heiße, kompakte Metallmasse und — im vorderen 
Teil — durch das (beim Vergießen hochschmelzender Legierungen rot 
glühende) Spritzmundstück, an das die Eingußmündung beim Gusse 
unmittelbar angedrückt wird!. Daher muß eine wirksame Einguß- 
kühlung vorgesehen werden, damit das Formmaterial nicht übermäßig 
‚erwärmt wird, was zum ‚„Anlöten‘ des Gießmetalles führen würde, 
und ferner, damit die Erstarrungsdauer des Metalles im Einguß ver- 
mindert wird, wodurch die Arbeitsgeschwindigkeit steigt. Das Form- 
material am Einguß ist somit einer besonders großen thermischen 
Wechselbeanspruchung ausgesetzt, zu der an der Mündung noch die 
mechanische Beanspruchung durch den Dichtungsdruck hinzutritt. 
Im allgemeinen hat eine Form nur eine Eingußbohrung, deren 
Querschnitt in den weitaus meisten Fällen, wenigstens an der Mündung, 
kreisförmig ist?. Formen für ganz besonders große, dünnwandige Guß- 
stücke von sperriger Gestalt, die von einer runden Eingußbohrung 
aus nicht vollgegossen werden können, erhalten manchmal zwei Einguß- 
öffnungen. Solche Formen können natürlich nur auf Sondermaschinen 
abgegossen werden, die 2 Druckkammern enthalten (vgl. Abb. 154e). 
Die Abdichtung der Eingußmündung gegen das Spritzmundstück 
wird vorwiegend als Flächendichtung (Abb. 49b -e), seltener als Kanten- 
dichtung (Abb. 49a) ausgeführt. 
Bei Kantendichtung ist wegen der Kleinheit der Anlageflächen 
nur eine geringe Dichtungskraft erforderlich. Auch ist die Gefahr einer 
(das Abdichten verhindernden) Verschmutzung durch anhaftende 
Fremdkörper (Gießmetallbröckchen oder -tröpfchen) gering. Dagegen 
1 Nur beim Verspritzen von Messing mit warmer Druckkammer wird bei einem 
bestimmten Verfahren ein Zwischenstück zwischen Mundstück und Einguß vor- 
gesehen (D.R.P. 422083). 
2 Auf die bei geteiltem Einguß gelegentlich angewandten Eingüsse mit läng- 
licher Mündung (Abb. 48) wird auf S. 115 eingegangen. 
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