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Die Grundlagen für den Entwurf der Spritzgußform. 101
ist die mechanische Beanspruchung sehr ungünstig, so daß die ab-
diehtenden Teile einem raschen Verschleiß unterliegen. Daher ist Kanten-
dichtung bei hochschmelzenden Legierungen (wobei die Dichtungs-
fläche des rotwarmen Spritzmundstückes nach ganz kurzer Zeit ver-
formt würde) nicht zweckmäßig; auch bei Anwendung für niedrig-
schmelzende Legierungen bedingt sie ein häufiges, sorgfältiges Nach-
arbeiten der Dichtungsfläche und -kante. Ferner erfordert die Kanten-
dichtung ein besonders präzises Ausrichten der Gießform nach dem
Spritzmundstück, da sie nur abdichtet, wenn Mundstück- und Ein-
gußachse genau fluchten. In jedem Falle ist Kantendichtung nur an-
wendbar, wenn Spritzmundstück und Eingußbuchse aus Stahl bestehen.
Flächendichtung ergibt eine weit geringere mechanische Be-
anspruchung des Mundstück- und Eingußmaterials, sie erfordert jedoch
ein sorgfältiges Sauberhalten beider Dichtungsflächen. Je größer die
Anlagefläche ist, um so geringer ist die mechanische Abnutzung, um so
eher kann es jedoch auch vorkommen, daß sich an eine der beiden
Dichtungsflächen ein Gießmetallbröckchen oder -tröpfchen ansetzt, das
die Abdichtung verhindert. Ferner nimmt auch die Anpreßkraft, mit
der die Gießform an das Spritzmundstück angedrückt werden muß,
mit wachsender Größe der Anlagefläche zu. Im allgemeinen wird die
Anlagefläche bei niedrigschmelzenden Legierungen wesentlich kleiner
bemessen als bei hochschmelzenden.
Meistens wird die konvexe Dichtungsfläche am Spritzmundstück (M),
die konkave an der Eingußmündung angeordnet (Abb. 49b--d). Bei
Apparaturen für hochschmelzende Legierungen trifft man manchmal
die umgekehrte Anordnung (Abb. 49e), so daß der (mechanisch etwas
ungünstiger beanspruchte) konvexe Teil an der kälteren (und daher
widerstandsfähigeren) Eingußbuchse sitzt. Als Baustoff für Spritz-
mundstück und Eingußbuchse können bei Flächendichtung für hoch-
schmelzende Legierungen entweder hochlegierte Sonderstähle oder Guß-
eisen (Kokillenguß) angewandt werden.
Hinsichtlich ihrer Gestalt können die Dichtungsflächen als Kegel-
stümpfe (Abb. 49b) oder als Kalotten ausgebildet werden; im letzteren
Falle können die Kalotten globoidförmig (Abb. 49c) oder kugelig
(Abb. 49d/e) gestaltet sein. Konische Dichtungsflächen sind am leich-
testen herzustellen und nachzuarbeiten, sie dichten jedoch — ebenso
wie Kantendichtung — nur bei genau zentrischer Justierung ab und
können schon durch eine ganz geringe gegenseitige Verschiebung von
Mundstück- und Eingußachse zum Klaffen gebracht werden. Bei For-
men mit geteiltem Einguß hat die Konusdichtung den weiteren Nachteil,
daß das Spritzmundstück die beiden Formhälften auseinanderzusprengen
strebt. Bei Kalottendichtung treten diese Nachteile nicht auf, wenn die
Kalotten so gestaltet sind, daß sie an den Mündungskanten ebene (oder