Full text: Handbuch der Spritzgußtechnik der Metallegierungen einschließlich des Warmpreßgußverfahrens

  
118 Die Spritzgußform. 
um so kleiner ist das Eingußvolumen (und damit einerseits das Ab- 
fallgewicht, andererseits die Zeitdauer bis zur Vollfüllung des Ein- 
gusses) und desto günstiger kann die Eingußöffnung in strömungs- 
technischer Hinsicht gestaltet werden. 
Gegen die vorstehenden Grundregeln wird nicht selten verstoßen. 
Häufig wird der Metallstrahl in die eigentliche Hohlform so hinein- 
geführt, daß er in dieser erst schmale, ihn umlenkende Hohl- 
formteile durchströmen muß, bevor er in die kompakteren Teile 
der Hohlform gelangt, oder daß er gleich bei seinem Eintritt 
senkrecht auf Hohlformwandungen oder auf große Kerne aufschlägt, 
an denen er zerstiebt. Dies bringt außer der Gefahr unvollständigen 
Auslaufens oder einer Beeinträchtigung der Gußstückqualität! auch 
stets eine sehr hohe Beanspruchung des Form- bzw. Kernmaterials 
mit sich. Die vom Strahl unmittelbar getroffenen Stellen erhalten im 
Laufe der Zeit Haarrisse, die um so eher und in um so stärkerem Maße 
auftreten, je höher die Temperatur des Gießmetalles liegt. In Gieß- 
formen für Aluminiumspritzguß erleiden unmittelbar beaufschlagte 
Wandungen und Kerne sehr bald Anfressungen, die wie Unter- 
schnitte wirken und bei der Ablösung vom Gußstück dessen Oberflächen 
beschädigen. Daher müssen direkt beaufschlagte Kerne, namentlich in 
Formen für hochschmelzende Legierungen, häufig überholt und öfters 
ersetzt werden. Am günstigsten ist es unter dem Gesichtspunkte der 
Schonung des Formmaterials, wenn der durch den Anschnitt in die 
Hohlform einströmende Strahl, ohne auf ausspringende Formteile 
aufzutreffen, unmittelbar in diejenigen Sackhohlräume gelangt, in denen 
er gestaut wird, da hierbei seine lebendige Kraft während des größten 
Teiles der Einströmdauer innerhalb der Metallstaue vernichtet bzw. 
in Druckhöhe umgesetzt wird (vgl. S. 32 u. 38f.). 
Daher muß die direkte Beaufschlagung von Kernen, namentlich 
bei hochschmelzenden Legierungen, auch dann vermieden werden, wenn 
sie das Auslaufen der Form nicht beeinträchtigen würde. Hierzu muß 
entweder die Hauptebene des Strahles am Kern vorbeigeführt oder der 
Anschnitt (zur Schonung eines besonders empfindlichen Kernes) an 
der entsprechenden Stelle ausgespart werden (Abb. 59). 
Ein Schulbeispiel einer falschen Anschneidung zeigt die in Abb. 54 
dargestellte Form für das in Abb. 53 abgebildete Gußstück. Bei einer 
solchen Anschneidung? ist zu erwarten, daß der starkwandige, zylin- 
drische Teil G, des Gußstückes nicht völlig ausläuft. Die in Abb. 55 
dargestellte Art der Anschneidung ist insofern günstiger, als sie das 
vollständige Auslaufen des Gußstückes gewährleistet. Sie hat jedoch 
! Durch Bildung von Spritzkugeln („Klecksen‘“) vgl. S. 478 und Abb. 229. 
2 Die übrigens auch unter dem Gesichtspunkte der Luftabführung (vgl. S. 134) 
und wegen der übermäßigen Länge der Eingußbohrung bedenklich wäre.
	        
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