Die Grundlagen für den Entwurf der Spritzgußform. 123
bereits als ‚starker‘‘ Anschnitt wirken würde, der nur bei herab-
gesetzter Einströmgeschwindigkeit, d.h. bei Anwendung der Verfahrens-
art II, zulässig wäre. Ferner muß auch bei Herstellung des gleichen
Gußstückes aus verschiedenartigen Gußlegierungen die Anschnitt-
dicke in der Regel variiert werden. Endlich erfordert das gleiche Gieß-
metall in solchen Fällen, in denen es besonders ‚kalt‘ vergossen werden
muß, gewöhnlich einen stärkeren Anschnitt als in anderen Fällen, in
denen eine höhere Gießtemperatur zulässig ist. Unter Berücksichtigung
dieser Abhängigkeiten kann als Richtwert angegeben werden, daß die
Dicke d eines ‚schwachen‘ Anschnittes für Verfahrensart I meistens
zwischen 0,3 und l mm liegt und auch bei sehr großen Stücken nur
selten 1,8 mm überschreitet. Im einzelnen sei über die Anschnittsarten
1 bis 3 das Folgende ausgeführt:
Zu 1. „Bandförmiger“ Anschnitt: Die Ausbildung des An-
schnittes als kurze, flache, breitgestreckte Rinne, bei welcher das An-
schnittmetall am Rohgußstück die Gestalt eines schmalen, dünnen,
langgestreckten Bandes erhält, ist für die meisten Gußteile brauchbar.
Für unregelmäßige, verwickelte Gußstücke von geringer Wandstärke
und sperriger Gestalt ist sie häufig, für mehrfache Einformung ist sie
(neben dem ‚„‚Krageneinguß‘‘) die einzig mögliche Art der Anschneidung.
An der Einmündung des Anschnittes in das Gußstück wird zweckmäßig
eine kleine Hohlkehle vorgesehen.
Die Abtrennung des Angusses und das Nachputzen gestalten sich
sehr einfach und billig. Der Anguß wird meistens von Hand abgebrochen,
wobei die Hohlkehle verhindert, daß der Bruch in das eigentliche Guß-
stück hinein verläuft. Der zurückbleibende Grat wird durch einige
Feilenstriche entfernt.
Zu 2. Der kreisringförmige Anschnitt kann als ein (freilich
nur begrenzt anwendbarer) Sonderfall des bandförmigen Anschnittes
betrachtet werden. Bei dieser Konstruktion muß darauf geachtet werden,
die Trennfuge stets gegen den Anschnitt zu versetzen, da andernfalls
der Metallstrahl gleich zu Beginn der Einströmung sämtliche Ent-
lüftungskanäle abschließen würde. Die Entfernung des Angusses er-
folgt durch Ausbohren.
Zu 3. Die Anwendung des Ringspaltanschnittes ist auf die
auf S. 107f. gekennzeichneten Typen von Gußstücken begrenzt, deren
Gestalt die Vorbedingungen für die Anwendung des ‚direkten Ein-
gusses“ oder des „Krageneingusses“ liefert. Die Entfernung des An-
gusses erfolgt im allgemeinen durch Abstechen, wobei eine schmale,
saubere Schnittfläche entsteht, die meistens nicht störend wirkt.
Zu 4. Dickwandige, klobige Gußstücke, die nach den Darlegungen
auf S. 56f. nach Verfahrensart II gegossen werden können, erhalten