Einführung.
Das Spritzgußverfahren besteht darin, flüssiges Metall in eine
genau gearbeitete, stählerne Dauerform unter so hohem Druck hinein-
zupressen, daß es die Form vollständig ausfüllt und saubere, scharfe,
der Aussparung in der Form genau entsprechende Gußstücke ergibt!.
Dabei werden in ununterbrochener Aufeinanderfolge Gußstücke er-
zeugt, die untereinander in den Abmessungen mit ganz geringen Tole-
ranzen übereinstimmen und glatte, saubere Oberflächen besitzen. Die
Hohlform entspricht bis auf das Schwindmaß bereits den Abmessungen
des Fertigerzeugnisses; und zwar ohne Bearbeitungszugaben. Boh-
rungen und Gewinde werden mit wenigen Ausnahmen mitgegossen, so
daß die Gußstücke nach der Entfernung des Grates und Eingusses
im allgemeinen ohne wesentliche Nacharbeit einbaufähig sind.
Für das Arbeitsverfahren werden außer dem Worte „Spritzguß“
gelegentlich auch die Bezeichnungen „Preßguß‘‘ und „Fertigguß‘“ an-
gewandt. Der Ausdruck ‚Preßguß“ ist jedoch unzweckmäßig, weil er
zu falschen Vorstellungen über den Arbeitsvorgang und zu Verwechs-
lungen mit den eigentlichen Preßverfahren führen kann. Der Ausdruck
„Fertigguß“ hat den Nachteil, sich nicht auf den Arbeitsvorgang, son-
dern auf eine Eigenschaft des Arbeitserzeugnisses zu beziehen. Dem-
gegenüber gibt der Ausdruck „Spritzguß‘ in anschaulicher Weise das
wesentliche Kennzeichen des Arbeitsvorganges wieder, nämlich das
Einschießen des Metalles in die Form mit hoher Geschwindigkeit.
Für eine in jüngster Zeit vornehmlich zum Verspritzen von Messing
entwickelte Sonderart des Spritzgußverfahrens, deren unterscheidendes
Merkmal das Arbeiten mit unbeheizter („kalter“) Druckkammer ist,
wird von manchen Seiten der Ausdruck ‚„Warmpreßguß‘ einzuführen
versucht. Im folgenden wird gelegentlich dieser Ausdruck angewandt,
meistens aber dieses Verfahren als „Spritzguß mit kalter Druckkammer“
bezeichnet (vgl. S. 196ff. und 447ff.).
Der Ausgangspunkt und zugleich die älteste Anwendung des Spritz-
gußverfahrens war die Letterngießerei. Hierbei wurde zum ersten Male
einem Gießverfahren die Aufgabe gestellt, in großer Auflage scharf-
kantige, saubere, austauschbare Gußstücke herzustellen, die der Form
' Das Spritzgußverfahren ist somit wohl zu unterscheiden von den zur Her-
stellung metallischer Überzüge dienenden Metallspritzverfahren nach Meurer
und nach Schoop, bei denen flüssiges Metall durch einen Druckluftstrahl zer-
stäubt und auf die zu überziehende Oberfläche aufgeblasen wird.
Frommer, Spritzguß. 1