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Die Eigenarten d. Spritzgußvorganges u. ihre Anford. an d. Gießmetall. 465
Metall eine Austreibung der vornehmlich zu erwartenden Fremdbei-
mengungen (der Schlacken) aus dem Bade überhaupt grundsätzlich
möglich ist (vgl. S. 467). Wenn dies nicht der Fall ist (z. B. wenn die
Oxyde nahezu das gleiche spezifische Gewicht haben wie die Schmelze),
so wäre es natürlich ganz sinnlos, die Badtemperatur zur Erzielung
einer größeren Fluidität über das gießtechnisch unbedingt gebotene
Maß hinaus zu erhöhen.
Durch diese Zusammenhänge werden nicht nur für jede Gußlegie-
rung bestimmte Gießtemperaturen vorgeschrieben; vielmehr liegt
auch bei der gleichen Gußlegierung die günstigste Gießtemperatur für
verschiedenartige Gußstücke verschieden hoch.
In Maschinen mit „warmer“ Druckkammer muß die Badtemperatur
bei den weitaus meisten Gußlegierungen oberhalb des Liquiduspunktes
gehalten werden. In seltenen Fällen wird sie, abweichend hiervon,
zwischen Liquidus- und Soliduspunkt gewählt, und zwar bei solchen
Legierungen, deren Liquiduspunkt unter dem Einfluß eines sehr ge-
ringen Gehalts an einem hochschmelzenden Bestandteile sehr hoch
über dem der Erstarrung der ‚„Hauptmasse‘“ entsprechenden Tem-
peraturbereich liegt (vgl. S. 522ff.), während chemische oder gieß-
technische Gründe eine niedrigere Badtemperatur bedingen. Natürlich
ist die Wahl einer Badtemperatur unterhalb des Liquiduspunktes nur
insoweit zulässig, als hierdurch keine Badentmischung durch Ausseigern
der Primärausscheidungen verursacht wird. In jedem Falle muß die
Badtemperatur stets oberhalb desjenigen Haltepunktes bleiben, bei dem
die ‚„Hauptmasse‘‘ der Legierung zu erstarren beginnt.
In Maschinen mit ‚kalter‘ Druckkammer können durch Verwendung
weit höherer Gießdrücke scharfe und völlig einheitlich verschmolzene Ab-
güsse bei Metalltemperaturen er-
zielt werden, die erheblich unter den
bei „warmer“ Druckkammer erfor-
derlichen liegen. Manche Legierun-
gen (namentlich Messing) können
sogar noch bei Temperaturen unter-
halb des Soliduspunktes (mittels
Gießdrücken von rd. 500 kg/cm?)
auf Kolbenspritzpumpen mit ‚„kal-
ter‘ Druckkammer verarbeitet
werden (vgl. S. 602 ff.). Abb. 163. Spritzgußstück (Sprechtrichter) aus
Die Lage der S 0 l i d ustem P 9 durch sn Kawenleng im Lacke
ratur ist für jedwede, mit Er- Trockenofen unbrauchbar geworden.
wärmung verbundene Nachbe- Aus Z. Metallkunde Bd. 14, S. 9. 1922.
handlung (wie z. B. Ofenlackieren oder Löten) und für den Gebrauch der
fertigen Spritzgußstücke von großer Wichtigkeit, da sie die obere Tem-
Frommer, Spritzguß. a