470 Die Spritzgußlegierungen.
reichlich löslich sind. In solchen Fällen wird das Gießmetall (auch beim
Fehlen jedes mechanischen Durchrührens) durch und durch vom Oxyd
durchsetzt, wodurch seine physikalischen Eigenschaften weitgehend ver-
ändert werden können. Für den Spritzguß hat dieser Fall jedoch keine
Bedeutung, da die gebräuchlichen Spritzgußlegierungen im wesentlichen
praktisch unlösliche Oxyde bilden! (vgl. Zahlentafel 2). Durch die Bil-
dung unlöslicher Reaktionsprodukte wird die Schmelze mit einer Haut
überzogen, die je nach ihrer Gasdurchlässigkeit die Schmelze mehr oder
weniger vor weiteren chemischen Einwirkungen der Atmosphäre schützt.
Eine besonders gute Schutzwirkung dieser Art liegt bei Aluminium-
schmelzen vor, da Aluminiumoxydhäute schon bei ganz geringer Dicke
sehr ‚‚fest“‘ und (bei mäßiger Badtemperatur) sehr wenig gasdurchlässig
sind, so daß auf schwach überhitzten Aluminiumschmelzen in den prak-
tisch in Betracht kommenden Zeiträumen überhaupt nur sehr dünne
Oxydhäute zur Ausbildung gelangen?.
Solche Legierungen, die ihre Oxyde nicht lösen, können durch die
Oxydation der Schmelze in zweierlei Art verschlechtert werden:
1. durch Einschwemmung der gebildeten Oxyde ins Badinnere in-
folge von mechanischem Durcheinanderrühren der Schmelze beim
Arbeitsprozeß (mechanische Verunreinigung),
2. durch ‚„‚Verarmung‘ der Legierung an dem vorzugsweise heraus-
oxydierenden Bestandteil, die besonders dann erheblich werden kann,
wenn dieser Bestandteil bei der Badtemperatur einen merklichen
Dampfdruck besitzt.
Das Ausmaß der Schädigungen, die das Gießmetall durch diese Ein-
wirkungen erfahren kann, ist bei verschiedenen Gußlegierungen sehr
verschieden groß. Bei manchen Legierungen ist bei sorgfältiger Arbeits-
weise (namentlich bei Vermeidung von stärkerer Überhitzung) über-
haupt keine Verschlechterung der technologischen Eigenschaften als
Folge von Oxydation der Schmelze festzustellen. Dagegen können solche
Legierungen, die besonders leicht „„herausoxydierende“ Bestandteile
enthalten, bei längerem Verweilen im flüssigen Zustande ohne Schutz-
abdeckung infolge der Oxydation ganz unbrauchbar werden. Neigt der
1 Auf Messingschmelzen entsteht praktisch nur Zinkoxyd oder, wenn die
Legierung Al enthält, Aluminiumoxyd.
2 Quantitative Untersuchungen über die Dicke der Oxydhäute auf flüssigem
Aluminium liegen bisher nicht vor. Messungen unterhalb des Schmelzpunktessind von
Pillingund Bedworth ausgeführt worden (J. Inst.Met. Bd.29,8.529.1923); dabei
hat sich ergeben, daß auf Aluminium bei €00° in 60--80 Stunden eine Oxydhaut von
etwa 0,0002 mm Dicke entsteht, die im Laufe von weiteren 890 Stunden nicht mehr
merklich zunimmt.
3 Das hier und im folgenden über die Oxydation Gesagte gilt natürlich in
sinngemäß entsprechender Art auch für etwaige Reaktionen der Schmelze mit
anderen Gasen der Schmelzatmosphäre (z. B. Stickstoff), ohne daß darauf immer
ausdrücklich hingewiesen wird.
4 Das bekannteste Beispiel hierfür ist das Herausdampfen und Verbrennen
des Zinks aus Messingschmelzen.
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