644 Die Spritzgußpraxis.
3. „Schwammige“ oder „schaumige“ Stellen.
Manchmal finden sich in Spritzgußstücken Stellen, die von zahl-
reichen, äußerst feinen Kanälen und Poren durchzogen werden. Der-
artige „Schwammstellen“ zeichnen sich oftmals im Röntgenbilde nicht
deutlich ab, sind aber dann im Bruch meistens durch Verfärbung zu
erkennen. Sie treten manchmal in Verbindung mit Oxydeinschlüssen
auf; in diesem Falle ist ihre Entstehung wohl darauf zurückzuführen,
daß mit Gasschichten beladene Schlacken in das Gießmetall hinein-
seschwemmt worden sind. Auch Entbindung gelöster Gase während
der Erstarrung kann zur Bildung von Schwammstellen führen. Des
weiteren können Schwammstellen dadurch verursacht werden, daß das
Gießmetall in der Gießform mit Fett oder Ölin Berührung kommt und
dieses teilweise zum Verdampfen oder Vergasen bringt. Reichliches Ein-
fetten der Form, wie es namentlich von unerfahrenen Gießern nicht
selten geübt wird, ist praktisch wohl die häufigste Ursache für die
Entstehung schwammiger Gußstücke.
Schwamm- oder Schaumstellen sind als die schädlichste Art von
Undichtigkeit zu betrachten, insbesondere setzen sie die Schlagbiege-
festigkeit überaus stark herab.
Nur erwähnt sei hier, daß die Undichtigkeit außer den Festigkeits-
eigenschaften auch die Korrosionsbeständigkeit der Gußstücke beein-
flussen kann, und zwar in sehr erheblichem Maße. Gußstücke mit von
innen nach außen durchgehenden Poren oder mit Schwindungsrissen
über Hohlstellen bieten allen korrodierenden Agentien größere Angriffs-
möglichkeiten. Derartige durchgehende Hohlstellen können namentlich
an Gußstücken, die nachträglich eine Oberflächenbehandlung (Ablaugen,
Beizen oder Galvanisieren) erfahren, verhängnisvoll werden, da sich
die Hohlstellen im Bade mit dessen Agentien füllen, die nicht mehr
daraus entfernbar sind, sondern in den Hohlstellen verbleiben und von
da aus rasche Zerstörung verursachen. Daher kommt es in der Spritz-
gußpraxis nicht selten vor, daß Gußfehler, die unmittelbar nach der
Gußherstellung nicht zu entdecken sind, nach dem Galvanisieren deut-
lich erkennbar werden.
Da eine Undichtigkeit von unzulässigem Ausmaße gewöhnlich ein er-
hebliches Mindergewicht der Gußstücke, daneben aber meistens noch
eine der vorgenannten Oberflächen-Erscheinungen mit sich bringt,
können mit derartigen Fehlern behaftete Gußstücke in der Regel bei
der Revision erkannt und ausgesondert werden. In keinem Falle sollte
versucht werden, irgendwelche Fehlstellen durch Löten zu verdecken,
wie es in der Praxis nicht selten geschieht. Dies ist ganz allgemein
schon deshalb unangebracht, weil Mängel infolge von Herstellungs-
fehlern grundsätzlich durch Vermeidung dieser Herstellungsfehler, nicht