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Praktische Folgerungen aus der Betrachtung des Einströmvorganges. 59
in sehr wirksamer Weise hintanhalten (S. 35), ungünstig, insofern sie
den Strömungsdruck beim Auslaufen der vom Anschnitt entfernteren
Hohlformteile vermindern und überdies die Oberflächenzeichnungen!
der Spritzgußstücke verursachen, und endlich (wenn die Abkühlung
des Metalles beim Durcheilen der Hohlform zu groß ist) ein völliges,
inniges Zusammenfließen der Gußstückmassen verhindern können.
Daher gilt es, in jedem praktisch gegebenen Falle den angemessenen
Mittelweg zu finden.
Dabei gilt als Richtlinie, daß man die Gießtemperatur des Metalles
immer so niedrig halten und die Formtemperatur nur so hoch bemessen
soll, wie eben notwendig ist, damit das Gußstück unter dem gegebenen
Gießdruck? sauber ausläuft. Im allgemeinen können starkwandige und
einfach gestaltete Stücke mit wesentlich niedrigerer Gießtemperatur
gespritzt werden als dünnwandige, verwickelte.
Die oft zu beobachtende Tatsache, daß Formen, die unter bestimm-
ten Temperaturbedingungen gute Gußstücke ergeben, bei einer Stei-
gerung der Formtemperatur plötzlich blasige Stücke liefern, kann in
vielen Fällen zwanglos aus der Vergrößerung der Voreilung durch die
Verminderung der Abkühlungs- und Reibungsverluste erklärt werden.
Nur erwähnt sei vorläufig, daß bei Bemessung der Form- und der
Gießtemperatur nicht nur die Einströmvorgänge, sondern, und zwar
sehr wesentlich, auch andere Faktoren berücksichtigt werden müssen.
Bei der Metalltemperatur muß besonders beachtet werden, daß die
Lunkerneigung sowie alle chemischen Einwirkungen auf das Gießmetall
(Gasaufnahme, Oxydation, Eisenangriff) mit steigender Temperatur
erheblich zunehmen. Die Formtemperatur wird (außer durch den
schon erwähnten Zusammenhang mit der Oberflächenbeschaffenheit
der Gußstücke) vornehmlich durch Rücksichten auf das Formmaterial
einerseits und das Verhalten des Gießmetalls während der Abkühlung
(vgl. 8.504) anderseits bestimmt. Insbesondere ist zwecks Erzielung
eines feinkörnigen Gefüges immer möglichst rasche Abkühlung und
damit eine möglichst niedrige Gieß- und Formtemperatur erwünscht.
Diese Ausführungen zeigen schon, wie sehr in jedem Einzelfalle die
erforderlichen Mindestwerte des Gießdruckes, der Gieß- und der Form-
temperatur voneinander abhängen bzw. einander gegenseitig bedingen.
Ganz allgemein können bei der gleichen Gußlegierung durch Steigerung
des Gießdruckes die mindest erforderlichen Gieß- und Formtemperaturen
sehr stark herabgesetzt werden. Ein besonders drastisches Beispiel hierfür
bieten die später (8.196 f. u. 447 ff.) besprochenen Gießmaschinen mit
„kalter“ Druckkammer. Ferner ist es nach dem Gesagten selbstverständ-
! Siehe 8. 614 f. und 646f.
°” Näheres über den Zusammenhang zwischen dem Gießdruck und den min-
dest erforderlichen Gieß- und Formtemperaturen vgl. $. 480.
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