Full text: Die Wiener Weltausstellung 1873

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Zeit! Hier waren Kunft und Handwerk derart mit einander ver: 
flochten, daß eine Scheidung nicht nur nicht ſtattfand, ſondern für 
abjurd erklärt worden" wäre. Ein Albrecht Dürer übertrug 
feine Bilder eigenhändig auf die Holz und Kupferplatte und er: 
fand zu leßterem Zwede ein neues Nebverfahren. Die berühmten 
Fresken Raphael's im Vatikan verdanken ihre Entſtehung dem 
Bedürſniß nah Vorlagen für Kirchenwandteppiche. Erſt die mo- 
derne Aeſthetik, wie ſie dem hyperidealiſtiſchen Triebe des vorigen 
Jahrhunderts entſprang und fich noch jeßt auf den Kunſtakade- 
mieen breit mat, hat die Exiſtenz einer für ſi<h beſtehenden 
idealen Sphäre der „reinen Kunſt“ entde>t oder ſagen wir beſſer 
künſtlich erfunden und damit der allgemeinen Entwieklung vielleicht 
mehr geſchadet als genußt. Läuft dieſe Auffaſſung do parallel 
mit jener den Perioden des tiefſten geiſtigen Verfalles eigenen 
BZeitſtrömung, welche die Wiſſenſchaften als über die Ann vendung 
erhaben, als Wiſſen um ſeiner ſelbſt willen, pflegte und die I höch- 
ſten menſchlihen Angelegenheiten zum Specialtummelplat einer 
eitlen Gelehrtenkaſte mahte. Während das gewerbliche Leben fieg- 
reih eine Schranke des Zunftwefens nach der andern abwirft, be 
ſteht daſſelbe in den akademiſchen Kreiſen noh unbeirrt fort. Auf 
den Kunſtakademieen kennt man nur banauſiſhes Handwerk, auf 
das mit Berachtung herabgejehen wird, und hohe im reinen Aether 
der Idealität {<wimmende Kunſt. Wie foll aber das Handwerk 
veredelt werden, wenn es ſtatt zum Gaſtmahle der EE geladen 
zu werden, nur als Aſchenbrödel behandelt und in die Küche oder 
den Stall verwieſen wird? Woraus, fragen wir aber auch weiter, 
will denn die Kunſt ihren Jnhalt und ihre Nahrung \{höpfen, 
wenn es niht aus dem wirkiſchen Leben ſelbſt geſchieht? Gerade 
die hohe Bedeutung, welche die Kunſt für das Leben überhaupt 
hat, würde alſo auf die organiſche Vereinigung derſelben mit 
den übrigen Faktoren menſchlicher Thätigkeit hingewieſen haben. 
Und was das andere Argument für die Abſonderung, die unge- 
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